Atramentum - The Wrath Within | |
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Review von Chaosswampchicken vom 05.02.2025 (1120 mal gelesen) | |
![]() Atmosphärischer Start in das neue Werk Das rauschende Meer, brechende Wellen und Möwen, die kreischend ihre Runden drehen - all das hört man zu Beginn des Openers 'Lighthouse'. Persönlich tauche ich viel besser in Musik ein, wenn mir solche Ambient-Elemente ein Bild malen können. Wir fahren fort mit einem cleanen Gitarrenriff, das gelegentlich mit verzerrtem Sound unterspült wird, und einem Schlagzeug, das zu führen weiß, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. In den sich nach vorne drückenden und schweren Soundteppich kommt nun die dunkle und keuchende Stimme von Vocalist Vinz Vik hinzu, der gutturale Gesang fügt sich gut in die Struktur des Songs ein. Hervorzuheben ist der Spoken Word-Part in der Bridge von 'Lighthouse': "without help and without orientation, we're lost, we're lost on the high sea" - passend, oder? Weiter geht es dann mit 'Living In Dystopia', wir starten mit einem clean gespielten Gitarren-Intro, das nach etwa 40 Sekunden an Fahrt aufnimmt. Man bleibt hier dem schweren und drückenden Klangkonzept treu, allerdings muss ich für mich sagen, empfinde ich die Vocals ein wenig störend, nicht fehl am Platz, aber irgendwie wirken sie zumindest am Anfang nicht passend mit den Instrumenten. Dieses Gefühl kann ich ab der Hälfte des Tracks auch wieder einstampfen, denn das Growling passt hier ganz wunderbar. Die Rhythmus-Sektion überzeugt mit wuchtigen Death Metal-, genau so wie mit schweren Doom-Riffs, schwarz angehauchter Sound scheint hier aber genau so durch. Schön, dass die Jungs nicht nur auf einer Schiene ihr Können zeigen, sondern in verschiedene Richtungen ausschweifen. Hier wartet außerdem ein tolles Solo mit chorähnlicher Untermalung auf euch. Kommen wir nun zu 'Higgs Field': Dieses Stück ist gefüllt mit bedrohlichen und schweren Doom-Riffs, hinzu gesellt sich hier animalisches Death Metal-Growling. Der Low-Tempo-Gitarrensound fügt dem Stück sehr viel Tiefe und Stimmung hinzu und unterstreicht das Thema des Weltuntergangs ganz gut. 'Emptiness Inside' behandelt das unbeschreibliche Gefühl der Einsamkeit, das man verspürt, wenn man von einem Menschen, dem man zutiefst vertraut hat, betrogen wird. Wer das schon einmal selber erlebt hat, weiß wie schmerzhaft das ist. Die Klangstruktur des Songs bringt dieses Gefühl überzeugend rüber, mit Ambient-Elementen, wie zum Beispiel heulendem Wind, sowie dem schleppenden Gitarrenlead, getragen durch ein marschierendes Schlagzeug und einer erdrückenden Bassline. Neben den aggressiven und dunklen Vocals aus der Death Metal-Ecke überzeugt hier vor allem auch der Clean Gesang-Part in der Bridge mit sanfteren Melodien. Warum? Ganz einfach erklärt: Der Clean Gesang bringt durch seine Charakteristiken und das Unperfekte in der Stimmfarbe neben der eigentlichen Melodie dieses verletzliche Gefühl wirklich gut rüber, was zu einem guten Kontrast des sonst eher harten Ansatzes führt. Der Zorn im Inneren Mit 'No One Escapes' tauchen wir tiefer ein in dunklere Themen. Dieser Song zum Beispiel dreht sich um eine entführte Person, die in einen Sklaven verwandelt wird. Trotz des unbändigen Wunsches, fliehen zu können, ist seine Situation zu ausweglos, um einen Versuch zu wagen, und niemand kommt, um ihn zu retten. Das Tempo nimmt hier mit einem ordentlichen und schnellen Rhythmus zu. Die Gitarrenmelodien sind nicht so stark wie in anderen Stücken der Platte, sondern halten sich hier eher im Hintergrund, dennoch sind sie stark genug, um die Trostlosigkeit und die Verzweiflung zu tragen, die der Protagonist schon in den Lyrics hören lässt. 'Farewell' schildert, wie der Name es schon suggeriert, von einem emotionalen Lebewohl einem geliebten Menschen gegenüber, und die Einsamkeit, die darauf folgt. Eine Besonderheit in diesem Track ist der unterschwellige Zorn, der das Klangkonzept durchdringt, der tiefe gutturale Gesang schafft es zusätzlich, eine passende Stimmung zu erzeugen. Wenn wir schon von den Vocals sprechen: Die dunklen, rauen und unbehaglichen Growls passen sehr gut in die schweren Doom-Passagen, als auch zu gelegentlichen Post Metal-Parts und atmosphärischen Elementen. Was jedoch (zumindest ist das mein Empfinden) nicht immer ganz passt, ist der cleane Gesang des Fronters. Warum? Man hat ab und an den Eindruck, dass er ein wenig im Soundgeschehen verloren geht. Aber man kann hier schon eher von Meckern auf hohem Niveau sprechen. Die Jungs aus Hamburg gehen sehr offen mit ihrer Musik um und bieten dem Hörer eine große Auswahl dessen, was das Genre Doom sowie Death ausmacht. Schwere, dunkle und kernige Riffs, dazu dunkle und schwere, groovige Drums und die breite und walzende Bassline. Der Bass ist trotz seiner starken Präsenz nicht zu vorherrschend, sondern macht das Ganze nur epochaler. Die Geschwindigkeit auf dem Album wechselt im Verlauf der Songs. Wir starten schleppend, gehen dann über zum Midtempo, aber auch ordentliche Tempo-Passagen werden nicht vergessen. Die Rhythmus-Sektion weiß mit im Gedächtnis bleibenden Deathmetal-Riffs genauso zu überzeugen, wie mit doomigen Riffs und schwarzmetallischem Geschreddere. Oft erreicht uns dieser monotone, aber in Trance versetzende Doom-Touch, unterbrochen wird dieses Klangkonzept immer wieder durch feinen Melodien. Diese Melodien kommen mal ganz sachte und lieblich daher, dann wieder sehr fordernd oder auch mal im Hintergrund waltend und erzeugen damit eine schöne und stimmige Atmosphäre. Die teilweise getragenen Post Metal-Parts, welche gelegentlich auch Ambiente-Elemente vorweisen, setzen in "The Wrath Within" immer wieder gute Akzente. Der Vorhang fällt mit dem Closer und gleichzeitig dem Titelsong dieser Platte: 'The Wrath Within' fasst das Zentrale Thema des Longplayers gut zusammen, der Kampf in unserem Inneren, das Überdenken von Situationen in unserem Alltag, sowie die Leere, die folgt, wenn man sein Herz gebrochen bekommt. Eine starke, allein gestellte Bassline eröffnet hier den letzten Akt, hinzu kommen ein sachtes Schlagzeug und cleane Gitarren-Parts, das Ganze vertieft die angedachte Stimmung noch mehr. Im nächsten Moment wird alles bleischwer, wir werden mit langen und kräftigen Growls, sowie einer wirklich drückenden Sounddecke umhüllt und erdrückt. Fühlt sich so der Schmerz der Ausweglosigkeit unseres Protagonisten an? Fazit Was kann man nun abschließend über ATRAMENTUM und ihr Sophomore-Werk "The Wrath Within" sagen, was ich nicht schon in dieser Review zur Sprache gebracht habe? Das Aufhorchen, das bei ihrem Debüt "Doomed In Time" zu vernehmen war, konnte man mit "The Wrath Within" definitiv übertreffen. Man kann die deutliche Entwicklung (ob nun als Band oder in der Musik) spüren. Wir haben ein Album bekommen, das sowohl mit seinen Doom- als auch mit den harten Death Metal-Parts überzeugen kann. Die Produktion und das Mastering haben einen guten Job geleistet und sind wirklich ausgewogen, sie verleihen dem Album Kraft und emotionale Tiefe, die aber auch Raum lässt, um zarte Melodien schön zur Geltung kommen zu lassen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Lighthouse 02. Living In Dystopia 03. Higgs Field 04. Back To Soil 05. Emptiness Inside 06. Window 07. No One Escapes 08. The Noose 09. Another Life To Die 10. Farewell 11. Path To Salvation 12. Lake Of My Own Essence 13. The Wrath Within | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 1:11:49 Minuten VÖ: 24.01.2025 |
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