The Hellacopters - Overdriver

Review von Damage Case vom 29.01.2025 (9721 mal gelesen)
The Hellacopters - Overdriver "Gefällig", das ist der Begriff, der einem beim Hören eines neuen Albums der ehemaligen Rotz-Rocker aus Schweden in die Sinne kommt. Und das ist nicht als Kompliment gemeint, denn vom einst so rotzigen MC5-Rock der Schweden ist auch 2025 nicht mehr viel übrig, eine Rückkehr zum energiegeladenen Action Rock der beiden Überalben "Supershitty To The Max" (1996) und "Payin' The Dues" (1997) scheint weiterhin ausgeschlossen. Auch wenn Dregen seit dem Comebackalbum "Eye Of Oblivion" (2022) zurück ist - oder auch nicht, denn aufgrund zwei gebrochener Finger hat er "Overdriver" nicht eingespielt und ist auch auf aktuellen Promofotos nicht zu sehen. So begann mit dem dritten Album "Grande Rock" 1999 die bis heute andauernde KISS-Werdung des Bandsounds (was nichts anderes bedeutet, als ein Comicabziehbildchen des nicht existenten, wilden Rockerselbstbilds zu werden), der seitdem im gefährlichsten Fall maximal wie "Rock And Roll Over" oder "Love Gun" entsprungen klingt. Inzwischen scheinen allerdings immer mehr BEATLES-Melodien, BLUE ÖYSTER CULT ('Soldier On'!) und auch zuckersüße CHEAP TRICK, als seichtere Highschool-Version von KISS, durch. Man merkt außerdem, dass Bandleader Nicke Anderson es bei LUCIFER seit bald zehn Jahren inzwischen ruhiger und grooviger angehen lässt, denn dieser Spirit überträgt sich auch auf THE HELLACOPTERS. Melodien wie in 'Don't Let Them Bring You Down', 'The Stench' oder 'Coming Down' könnten auch auf LUCIFER-Werken stehen - und würden gefallen. Daneben gibt es wieder Songs, die Paul Stanley wie auf den Leib geschrieben wären, sofern der Ex-KISS-Frontstern Lust hätte, Titel wie '(I Don’t Wanna Be) Just A Memory', 'Leave A Mark' oder 'Faraway Looks' zu trällern. Schließlich gibt es dann noch Songs, die sitzen zwischen all diesen Stühlen, wie etwa 'Wrong Face On', oder 'Doomsday Daydreams' - davon ein Duett mit Paule und Nickes Frau Johanna Sadonis wäre ein Hit! Leider haben sich unter die 11 Songs auch Standards geschlichen, die niemand wirklich braucht (der belanglose Opener 'Token Apologies' oder das flache 'Do You Feel Normal'). Über das miserable, nach KI riechende Cover hüllen wir ebenfalls den Mantel des Schweigens - grausam.

Fazit: Immer noch spielen THE HELLACOPTERS Rock, der tief in den Siebzigern sein zu Hause hat. Wer aber auf die alten Punk-Einflüsse schielt, sollte jetzt ganz stark sein, denn diese finden sich weiterhin nur in homöopathischen Mengen wieder. Und selbst KISS als die Überreferenz sind mittlerweile nur noch ein kleiner Teil des Sounds, falls überhaupt heraushörbar. Daher geht "Overdriver" nur ganz knapp und mit viel Wohlwollen um der alten Zeiten wegen mit einer Bewertung im guten Bereich durchs Ziel. Nächstes Mal wieder bitte mit Dregen und mehr Feuer im Hintern.

Anspieltipps: Erschreckenderweise sind die vorgenannten Titel, die latent nach LUCIFER klingen, die spannendsten. Nur, wofür braucht man dann noch THE HELLACOPTERS, wenn Nicke die Songs gleich an seine bessere Hälfte abtreten könnte? Dann wären auch die Texte nicht mehr so platt.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Token Apologies
02. Don’t Let Me Bring You Down
03. (I Don’t Wanna Be) Just A Memory
04. Wrong Face On
05. Soldier On
06. Doomsday Daydreams
07. Faraway Looks
08. Coming Down
09. Do You Feel Normal
10. The Stench
11. Leave A Mark
Band Website: www.facebook.com/thehellacopters
Medium: CD
Spieldauer: 40:01 Minuten
VÖ: 31.01.2025

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