Tumenggung - Back On The Streets | |
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Review von baarikärpänen vom 17.01.2025 (6759 mal gelesen) | |
![]() Geht man davon aus, dass TUMENGGUNG bereits seit 2007 existieren, dann kann man sagen, dass die Indonesier sich nicht gerade beeilen, wenn es um die Veröffentlichung von Musik geht. Erst 2014 erschien eine kurze EP, dann dauerte es weitere sechs Jahre bis zum ersten Langdreher, und weitere fünf lange Jahre später folgt nun das Zweitwerk. Aber was soll's, wenn TUMENGGUNG die Zeit sinnvoll genutzt haben um sich zu verbessern und dann ein Album wie "Back On The Streets" erscheint. ![]() Natürlich habe ich mich im Vorfeld auch mit dem Debüt "Soul Of Steel" von 2020 beschäftigt. Ebenfalls ein starkes Scheibchen, das muss man schon sagen. Es gibt Menschen da draußen, die meine Meinung jetzt nicht unbedingt teilen mögen, aber schon der Erstling der Indonesier lebt davon, dass sich TUMENGGUNG deutlich am Sound der frühen bis mittleren 80er orientieren, sich aber nur schwer auf ein bestimmtes Genre festlegen lassen. Böse Zungen nennen das dann wohl Orientierungslosigkeit. Schon auf "Soul Of Steel" wurde eine breite Palette verschiedener Stile verarbeitet. Aber, und das ist dann schon ein kleines Kunststück, klingt das alles nicht zerfleddert, sondern nach einer Band, die true bleibt und einfach nur Spaß an der Sache hat, die sie da gerade macht. Und eben diesen Spaß hat man auch als Hörer, wenn man nicht unbedingt mit Scheuklappen durch die musikalische Botanik läuft. Was schon für das Debüt galt, heben TUMENGGUNG jetzt mit "Back On The Streets" auf das nächsthöhere Level. Einer der Unterschiede zu "Soul Of Steel" sind die Lyrics. Waren auf dem Debüt über die Hälfte der Songs in indonesischer Landessprache gehalten, setzten TUMENGGUNG jetzt komplett auf englische Texte. Das aber nur am Rande erwähnt, denn TUMENGGUNG sind ja schließlich keine Band, die eine politische Message zu verbreiten hätte. Hier geht's schlicht und ergreifend um metalspezifische Themen, was Songtitel wie zum Beispiel '1000 Tons Of Metal' deutlich machen. Wie sich das für eine ordentliche Heavy Metal-Scheibe gehört, eröffnet das kurze Intro 'Wall Breaker' die bunte Reise und schon knallt der Titelsong voll ins Mett. Was für ein tolles Riff, geht gut ab! Wer auf LOUDNESS steht, bevor die ab "Thunder In The East" zu sehr auf den amerikansichen Markt schielten, wird perfekt abgeholt. Bereits hier wird deutlich, dass die drei Musiker alles andere als Anfänger sind. Vor allem Drummer Anindita Bramasto spielt ein paar interessante Fills. Weiter geht's im gemischten Sträußchen mit 'Living On The Edge', das deutlich amerikanisierter um die Ecke kommt, vor allem beim Chorus. Melodic Metal eben, aber ohne Wimp-Faktor. Hätte in den 80ern bestimmt eine Menge Airplay im Radio bekommen. Natürlich wissen TUMENGGUNG auch, dass vor allem die teutonische Szene einen großen Beitrag zum Aufstieg des Metals beigetragen hat. Da verwundert es nicht, dass ein Song wie 'In The Dead Of Night' eine gute Figur auf einem ACCEPT-Album wie "Russian Roulette" abgegeben hätte, inklusive einem kurzen Wolf Hoffmann-Gedächtnis-Solopart. Kann man machen! Geradezu zuckersüß wird es dann aber mit der Ballade 'Deja Vu', wo TUMENGGUNG tatsächlich in Richtung AOR gehen. Hätte für meinen Geschmack jetzt nicht unbedingt auf dem Album landen müssen, aber zumindest weiß der Dreier auch das gekonnt umzusetzen. '1000 Tons Of Metal' ist dann - nomen est omen - ein lupenreiner Stampfer in Heavy Metal-Manier. Erinnert mich in Teilen an eine Mischung aus langsamen JUDAS PRIEST mit einer kleinen Prise MAIDEN. 'Symphony Of Hate' und 'Strangers' sind dann wieder Songs, die dem teutonischen Stahl huldigen. Ersteres wieder mit leichter ACCEPT-Schlagseite, zweiteres erinnert mich gar an das Debüt von VETO (falls die noch jemand kennt). Dass man auch in Indonesien schon mal was von dem Spruch gehört hat, dass man sich das beste für den Schluss aufhebt, belegt 'Soul Reaper', der schnellste Song des Albums. Da schaffen TUMENGGUNG dann tatsächlich den Spagat zwischen RIOT (zu Zeiten von "Thundersteel") und LOUDNESS. Wenn man so viele Stile in einem Album verarbeitet, dann kann der Schuss natürlich schnell nach hinten losgehen. Tut er hier aber nicht. Und das liegt einfach daran, dass "Back On The Streets" zum einen durch den prägnanten Gesang von Arif Ramadhan und seinem besonderen Stil an den sechs Saiten zusammengehalten wird, dazu eine Produktion, die passend zum Songmaterial analog klingt (es bestimmt aber nicht ist) und dem passenden Coverartwork. Jawbreaker haben mal wieder bewiesen, dass sie ein ganz feines Näschen haben, wenn es darum geht eine Band unter Vertrag zu nehmen, die eine ganze Menge Spaß macht. Klar, wie bereits erwähnt, könnten viele Hörerinnen und Hörer den roten Faden vermissen, weil TUMENGGUNG sehr viele verschiedene Einflüsse verarbeiten. Aber es sei gesagt, je öfter ich mir "Back On The Streets" angehört habe, desto mehr verschwimmen diese Unterschiede und übrig bleibt ein Album, das gut reinläuft. Richtig, wenn es um innovatives Songwriting geht, werden TUMENGGUNG mit "Back On The Streets" keinen Blumentopf gewinnen, aber das wollen die drei Indonesier auch gar nicht. Ihnen geht es einfach nur darum, ihre ganz persönliche Liebe zum (ursprünglichen) Heavy Metal in all seinen Facetten zu leben. Und das machen sie zu 100%. Deswegen belohne ich diesen Mut auch mit achteinhalb wohlverdienten Punkten. Gesamtwertung: 8.5 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Wall Breaker 02. Back On The Streets 03. Living On The Edge 04. In the Dead Of Night 05. Deja Vu 06. 1000 Tons Of Metal 07. Symphony Of Hate 08. Strangers 09. Soul Reaper | Band Website: www.facebook.com/tumenggung.official Medium: CD, LP, digital Spieldauer: 34:04 Minuten VÖ: 17.01.2025 |
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