Atlases - Woe Portrait

Review von Rockmaster vom 24.11.2020 (4611 mal gelesen)
Atlases  - Woe Portrait Das Schwierige vielleicht an den Stilrichtungen mit dem Attribut "Post" ist nicht, dass der Traditionalist fragen könnte, mit wie viel Porto er das denn frankieren muss, sondern dass mitunter der Empfänger schwer zu bestimmen ist. Unter diesen Umständen ist es den umtriebigen Finnen ATLASES aber gelungen, mit "Woe Portrait" ein anspruchsvolles Werk des "Modern Post Metal" zu schaffen, das eine breite Brücke schlägt zwischen, sagen wir mal, klassischem Melodic Death und den soften, melancholischen Klangwelten ihrer Interpretation des Post Metal. Klingt der Opener 'Dreadlight' noch nach einer zeitgemäß nordisch-kühlen Melodeath-Band, werden eventuelle Erwartungshaltungen mit 'Halos' und 'Eternia' gleich mal infrage gestellt. Dabei fällt aber auf, dass es den Jungs spielend leicht gelingt, die so unterschiedlichen Sounds mal hart aufeinanderprallen zu lassen oder auch ineinander zu verweben. Wenn es stimmt, dass nur Jani Lamminpää hinterm Mikro steht, dann ist seine Bandbreite an Gesangstechniken bemerkenswert. Die ruhigen, melodischen Passagen sind unaufdringlich, aber ausdrucksstark, die Death Metal-Passagen sind Grunzen mit Niveau (tiefster Kehlenkeller, versteht sich). Ebenso perfekt beherrschen auch die Instrumentalisten die verschiedenen Gangarten - Ville-Veikko Laaksonen und Nico Brander zwischen typischen Melodeath-Leads und -Riffs sowie wabernden Soundteppichen mit hohem Flor, und Jerkka Perälä am Bass und Rami Peltola zwischen dem langsamen, aber passenden Rhythmusfundament und sehr zurückhaltendem Spiel in den ruhigen Passagen.

Die Stärken, die die Jungs aus den gegensätzlichen Ansätzen ziehen, zeigen sich in Titeln wie 'Eternia' oder den beiden 'The Unsung Lament'. Da passt alles organisch zusammen, man kann tief in die melancholischen Gefühlswelten eintauchen, um sich dann von harten Riffs wieder herausziehen zu lassen. Es gibt auch mal gefühlte Längen, zum Beispiel in 'Phoenix Trail', aber mit 'Solarist' tischen uns ATLASES nochmal eine klasse Nummer auf. Wer sich auf die stilistische Gratwanderung einlassen kann, ist hier auf jeden Fall bedient, als Gesamtkunstwerk ist das Album durch die Bank gelungen, und der Sound ist top. Dennoch sei nicht verschwiegen, dass der Metalhead alter Schule an dem "Modern Post"-Anteil der Titel von "Woe Portrait" auf Dauer verzweifeln könnte. Die haben gegenüber dem Metal den deutlich stärkeren Anteil an der Musik. Nichts für jemanden, der es laut und permanent voll auf die Zwölf braucht.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Dreadlight (4:49)
02. Halos (5:09)
03. Eternia (6:17)
04. The Unsung Lament Pt. I - Apparition (5:49)
05. The Unsung Lament Pt. Ii - Silhouettes (5:37)
06. Phoenix Trail (7:30)
07. Solarist (5:38)
08. Marta (6:25)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 47:14 Minuten
VÖ: 23.10.2020

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