Seven Eleven - Breaking Down The Wall

Review von baarikärpänen vom 26.06.2020 (5456 mal gelesen)
Seven Eleven - Breaking Down The Wall In Hanau (der Geburtsstadt) und Kassel (Sitz des Museums) knallen die Korken! Nicht nur hat man ein neues Märchen der Gebrüder Grimm entdeckt, nein, man kann die beiden Brüder ab sofort auf eine Stufe mit Sehern wie Nostradamus stellen. Die Geschichte muss ab sofort umgeschrieben werden. Was ist passiert? Nicht die Experten unter den Grimm-Forschern sind fündig geworden, sondern ein Label hat dieses Kleinod der deutschen Märchenkunst der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Spaß beiseite. Ich habe mich selten so köstlich über einen zweiseitigen Promotext amüsiert, der selbst Donald Trumps übliche Selbstbeweihräucherung ganz blass aussehen lässt. Mittlerweile hab ich sogar blaue Beine bei all den Schenkelklopfern. Aber ich geb' euch am besten eine kurze Zusammenfassung. Ulli Ullmann, seines Zeichens erfolgreicher Spediteur und Musikfan zog Mitte der 80er mit seinem "best buddy" Bobby Kimball (TOTO) durch die Frankfurter Szene. Der war gerade mit FAR CORPORATION beschäftigt (wofür er sich jetzt noch schämen dürfte). Da waren sie also, fachsimpelten über AOR, wie ihn SURVIVOR, TOTO oder DEF LEPPARD so schön spielten. Und Ulli Ullmann, selbst nur ein leidlicher Drummer, hatte einen Traum: ein eigenes Album, das alles toppen sollte, was in Sachen AOR jemals auf die Musikwelt losgelassen wurde. Mit ganz viel Synthesizer bitte, weil das muss so. Also schnappte sich Ullmann einen gewissen Bernd Heil, "der beste Sänger und Gitarrist", der immerhin vor lauter Erfolg eine wegweisende und dem Können angemessene Cover-Band am Start hatte. Jener Heil wurde vom erfolgreichen Unternehmer Ullmann beauftragt, ganz arg schöne Songs in der Schnittmenge von Melodic Rock und AOR zu schreiben. Und 'ne Band sollte er zusammenstellen, die als legitime europäische Antwort auf TOTO durchgeht. Weil das Geld ja locker saß und man damit auch gerne protzen darf, verweist der Infotext sehr genau darauf, dass Ullmann eine Topadresse für die Aufnahme mietete, die schlappe 2800 DM pro Tag kostete, das Einspielen der hypergeilen Songs satte 150 Tage in Anspruch nahm und obendrein noch ein gewisser Tammy Grohe, aus dem Umfeld von Frank Farian, das bahnbrechende Ding produzierte und dem Material einen Sound verpasste, der absolut charttauglich war (Demo produziert vom unmusikalischen Vorsitzenden des Kleintierzuchtvereins trifft es wohl besser).

Das fertige Produkt sollte dann natürlich nicht bei einem deutschen Label veröffentlicht werden. Wo denkt ihr hin, warum kleckern, wenn man das nötige Kleingeld zum Klotzen hat. Ullmann mietete sich kurzerhand für drei Monate ein Appartement in L.A. und ging schnurstracks zu Capitol Records. Tja, Pech nur, dass dieser ungehobelte und ignorante Pförtner bei Capitol den vor Energie sprühenden neuen Star am AOR-Himmel erst gar nicht ins Haus ließ. Schmollend machte sich der Frankfurter Retter der Musikwelt wieder auf die Rückreise, widmete sich seinem supererfolgreichen Unternehmen und lagerte die Bänder bei sich im Keller. Wenn die in den USA nicht wollen, dann soll kein anderer den Goldschatz besitzen.

Tja, grausam wie das Leben nun mal ist, sorgte keine Überschwemmung im Keller dafür, dass die Bänder nicht überlebten. Und so kommt, was kommen muss: Ullmann, mittlerweile wohl Ruheständler, öffnet die Geldschatulle ein weiteres Mal und sorgt dafür, dass die Menschen endlich seine große Kunst genießen dürfen/ müssen/ sollen.

Ihr habt bis jetzt darauf gewartet, dass ich mich zu den Songs auf "Breaking Down The Wall" äußere? Sorry, aber damit kann und will ich nicht dienen. Denn das, was auf den Songs geboten wird, hat mit Metal, AOR oder Melodic Rock nichts zu tun. Klingt eher nach MILLI VANILLI nach 'nem Frontalzusammenstoß mit RICK ASTLEY, der gerade mit einer Funk-Band auf Achse war. Wer weder den Teufel noch das Fegefeuer fürchtet, sucht auf eigene Faust im Netz (ich übernehme ausdrücklich KEINE Verantwortung), riskiert gerne ein Ohr und bekommt zumindest die Erklärung dafür, warum selbst der "best buddy" Bobby Kimball mit Geld nicht zu locken war, dem Grauen seine Stimme zur Verfügung zu stellen. Und ganz ehrlich: Selbst ein Bobby Kimball hätte bei diesen viertklassigen Songs nichts mehr retten können!

Bleibt nur zu hoffen, dass die Ankündigung SEVEN ELEVEN zu reaktivieren, um die "Göttergaben" endlich auf die Bühne bringen zu können, eine leere Drohung ist und NIE umgesetzt wird!

Gesamtwertung: 0.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Hot Shot
02. Hot Loving
03. Dreamer
04. Get Out Of My Way
05. Breaking Down The Wall
06. Children Of Delight
07. Backstrike
08. I Am In Love
09. Miracle
10. This Time Udo
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 40:16 Minuten
VÖ: 26.06.2020

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Hi! In aller Regel animieren mich humoristische, ironische, sarkastische Vollverrisse wie dieser hier zum Konsum des Vollverrissenen. Aus irgendeinem mir noch unerklärlichen Grund animiert mich der hier vorliegende Vollverriss aber weniger zur Regelbefolgung, mehr zur Regelbrechung, soll heißen: Bei SO viel Sarkasmus, So viel Ironie und SO viel Humor bekomme selbst ich Angst! Ist das Teil echt so grottig/miserabel/unterirdisch? Guru
(27.06.2020 von Metal Guru)

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