Interview mit Fredrik von Opeth

Ein Interview von Eddieson vom 23.11.2014 (14136 mal gelesen)
Wir trafen kurz vor der Show in der Kölner Live Music Hall Gitarrist Fredrik Åkesson, der entspannt jammend im Backstage-Bereich saß. Wir plauderten etwas über die laufende Tour. Außerdem ließ er jetzt schon durchblicken, wie das nächste OPETH-Album klingen könnte, ob die Death Metal-Songs in der Setlist bleiben und über noch einiges mehr.

Hi Fredrik! Danke, dass du dir eben etwas Zeit nimmst.

Fredrik: Ich danke euch, dass ihr mit mir sprechen wollt.

Wie geht es dir?

Fredrik: Danke, sehr gut. Wir sind am Anfang der Tour. Ich glaube, es ist die achte Show. Wir hatten, bevor wir nach Deutschland gekommen sind, 6 Shows in England. Dann hatten wir 5 Tage frei, und gestern haben wir in Stuttgart gespielt.

Und wie läuft die Tour bisher?

Fredrik: Sehr gut, gestern in Stuttgart war es wirklich toll. Das Publikum war super. Die Show heute ist ausverkauft. Wir haben hier schon vorher mal gespielt und das ist so ein besonderer Vibe. Das Publikum ist super. Also hoffen wir für heute das Beste.

Die Tour hat ja grad erst begonnen, aber gab es schon irgendwelche Highlights?

Fredrik: Na ja, wie du schon sagst, die hat ja erst begonnen und wir sind jetzt erst so richtig eingespielt. London war aber schon irgendwie was ganz Tolles. Wir haben im Roundhouse vor knapp 3000 Leuten gespielt. Das war schon ein Highlight.

Analysiert ihr nach einem Konzert eigentlich eure Show?

Fredrik: Wir reden darüber, ob irgendetwas nicht gut geklappt hat, oder ob es technische Probleme gab. Und wir reden viel über den In-Ear-Sound, ob der schlecht war und was man verbessern könnte. Aber es ist nicht so, dass wir den Gig filmen und ihn dann analysieren.

Gab es denn grobe Patzer in letzter Zeit auf der Bühne?

Fredrik: Eigentlich nichts Großartiges. Es ist mal 'ne Saite gerissen, der Sound passt nicht oder man verspielt sich mal etwas. Während der ersten paar Shows hatten wir oft das Licht direkt in unserem Gesicht. Da kann es dann schon mal passieren, dass man das Pedal nicht findet oder das falsche trifft. Aber das mit dem Licht haben wir korrigiert. Ansonsten läuft alles gut. Wir haben viel vor der Tour geprobt. OPETH hat 'ne Menge Akustik-Sounds, schon seit dem ersten Album, und diese Wechsel zwischen Heavy-Sound und Akustik-Sound sind wirklich schnell, also haben wir was in den Gitarren, was den Sound splittet und so sehr nach Akustik-Gitarre klingt. So fällt das Wechseln zwischen den beiden Sounds leichter und das klappt sehr gut. So klingt der Live-Sound noch etwas besser. Ja, ihr seht, ich bin ein ziemlicher Nerd, was diesen Gitarren-Kram angeht. [lacht]

Hast du einen Lieblingssong von der momentanen Setlist?

Fredrik: Es macht Spaß die alten Songs zu spielen. Wir spielen z. B. 'Advent' vom zweiten Album. Aber ich mag es auch die neuen Sachen zu spielen, weil wir die vorher noch nicht live gespielt haben. 'Cusp Of Eternity', 'Eternal Rains Will Come' und so.

Gratulation zu eurem neuen Album.

Fredrik: Oh, vielen Dank!

In Finnland auf Platz 2, in Schweden auf Platz 3 und Deutschland auch Platz 3.

Fredrik: Das ist fantastisch. Vor allem, dass wir es in Deutschland auf den dritten Platz geschafft haben. Das ist der beste Platz, den wir jemals hatten. "Heritage" war, glaube ich, irgendwo um die 20.

Trotzdem ihr ja das komplette Album als Stream angeboten habt.

Fredrik: Ja, aber das ist der Support in der Hard Rock-/Metal-Community. Die Leute kaufen trotzdem noch die Alben. Mehr als die der Popsänger. Die haben wahrscheinlich höhere Stream-Klicks und Download-Zahlen.

Die Metalheads wollen was in den Händen halten, das Cover ansehen und sich die Texte durchlesen.

Fredrik: Ganz genau. Als ich noch jung war und MAIDEN-Platten gekauft habe, dann habe ich das immer ganz genau betrachtet auf jedes Detail geachtet und mir die Texte mit durchgelesen. imgleft

Ja, wir haben grad auf der Fahrt noch darüber gesprochen, wie schön das ist.

Fredrik: Wir denken aber auch, dass es wichtig ist, eine Menge Kreativität in das Artwork zu stecken, um eben auch diesen Downloads zu entgehen. Man muss immer eine Extra-Süßigkeit auf den Kuchen packen.

Das stimmt. Für mich ist OPETH ja ein Phänomen. Ihr habt Death Metal gemacht, zwischendurch ein Akustik-Album veröffentlicht, jetzt macht ihr die Prog-Geschichte und ihr seid immer Everybody's Darling. Was ist euer Geheimnis?

Fredrik: Oh, das weiß ich nicht. Wir gehen halt keine Kompromisse ein. Einige Bands müssen halt Alben veröffentlichen, die ziemlich gleich sind. Wir haben die Möglichkeit zu experimentieren und es funktioniert.

Was können wir dann als Nächstes von euch erwarten? Vielleicht ein Jazz-Album?

Fredrik: Oh, man weiß nie. Das nächste Album könnte auch wieder etwas härter werden. Unmöglich ist das nicht. Viele Leute gehen davon aus, dass Mikael nie wieder growlen würde. Fakt ist aber, dass auf den letzten beiden Alben einfach kein Raum dafür war. Für die Zukunft ist das aber nicht ausgeschlossen. Aber das ist auch der Spaß an der Sache. Es ist unberechenbar.

Die Death-Metal-Songs werden also in der Setlist bleiben?

Fredrik: Auf jeden Fall. Das ist ja der Punkt. Die momentane Setlist ist ja sehr hart. Wir werden von jedem Album einen Song spielen, außer vom ersten Album "Orchis", weil wir ein paar mehr Songs vom aktuellen Album "Pale Communion" spielen wollen. Also mit 'The Moor', 'Deliverance', 'Bleak' und 'April Ethereal' ist die Setlist schon ziemlich heavy. Wir haben immer noch Spaß daran, die alten Sachen zu spielen. Sie bilden einen großen Teil von der Band. Und wenn du Fan bist, dann wollen wir, dass du mit einem Lächeln die Show verlässt. So versuchen wir alles in der Balance zu halten. Die momentane Setlist ist sehr dynamisch. Sie ist brutal, dann wieder sehr entspannt und dann wieder voller Aggressionen.

Auf eurer Homepage kann man verschiedene Versionen des Albums kaufen, auch eine mit einem Korkenzieher.

Fredrik: Oh ja, die habe ich noch gar nicht. [lacht]

Aber warum ein Korkenzieher?

Fredrik: Mikael ist ein großer Weinliebhaber, wir alle mögen Wein. Gut, auf Tour trinken wir mehr Bier, aber irgendwann hat man auch mal genug davon.

Es gibt noch kein OPETH-Bier.

Fredrik: Nein, wir waren in verschiedenen Gesprächen, mit Brauereien und Winzern. Aber momentan gibt es so viel Bier von so vielen verschieden Bands, da haben wir es erst mal gelassen.

Auch das neue Artwork ist von Travis Smith gestaltet. Was mögt ihr so an seiner Arbeit?

Fredrik: Er ist sehr kreativ und hat so eine gewisse Dunkelheit in seinen Arbeiten. Das mag ich. Und es passt gut zu der OPETH-Musik. Das erste Cover, was er gemacht hat, war von der "Still Life". Seitdem ist er ein Teil von OPETH. Mikael ist natürlich in die Gestaltung involviert. Sie arbeiten dann zusammen.

OPETH ist immer etwas düster und melancholisch, passend dazu dann die Artworks. Ihr Jungs seid aber das genaue Gegenteil.

Fredrik: Ja, das stimmt. Das sind halt die zwei Seiten. Man kann nicht 24 Std. am Tag, 7 Tage die Woche immer nur düster sein. Wir sind bodenständige Leute, die eine gute Zeit haben wollen.

Gibt es ein Album, welches bald veröffentlicht wird, auf das du dich besonders freust?

Fredrik: Boa, keine Ahnung. Wisst ihr, was in nächster Zeit so raus kommt?

Das ist 'ne ganz schöne Menge. Du hast also kein bestimmtes auf das du dich freust?

Fredrik: Nein, eigentlich nicht. imgright

Welche hast du dir denn als Letztes gekauft?

Fredrik: Das war von RUSH die "Clockwork Angels". Ich habe mir auch noch die LP von LOUDNESS aus Japan gekauft. Kennt ihr die?

Nö.

Fredrik: Die "Thunder In The East". Sehr gutes Teil. Starker Gitarren-Sound. [lacht]]

Sammelst du Platten?

Fredrik: Ja, nicht so viel, wie Mikael, aber ich kaufe schon welche. In Deutschland kann man super Platten kaufen. Bis jetzt hatten wir leider noch nicht die Möglichkeit, aber wir sind ja noch ein paar Tage in Deutschland.

Im Dezember geht es dann auf eine Co-Headliner-Tour mit IN FLAMES. Ihr seid beides Bands, die ihren Stil sehr verändert haben. Habt ihr mal darüber gesprochen eine Art History-Tour zu spielen, nur mit Songs von den ersten 3-4 Alben?

Fredrik: Auf der Tour können wir leider nicht so lange spielen, wie auf dieser. Wir spielen momentan ja knapp 2 Stunden, auf der Tour werden wir 75 Minuten spielen, wir werden also weniger spielen. Wir werden die Setlist aber nicht anpassen, nur weil wir mit IN FLAMES touren. Ich mag es, wenn verschiedene Bands mit verschiedenen Stilen zusammen unterwegs sind. Das finde ich interessant. RED FANG werden auch noch dabei sein, darauf freuen wir uns.

Gibt es Bands, mit denen du mal auf Tour gehen möchtest?

Fredrik: Ja, mit MAIDEN oder BLACK SABBATH wäre cool.

Oh ja, das wäre wirklich cool, wenn ihr mit MAIDEN touren würdet. Ich bin großer Fan.

Fredrik: Ich auch. Damit hat bei mir alles angefangen, auch mit KISS, AC/DC und mehr vom NWOBHM. Aber auch der deutsche Metal mit ACCEPT und SCORPIONS.

Okay, vielen Dank für die Zeit. Viel Erfolg für die Tour und die letzten Worte gehören dir.

Fredrik: Vielen Dank. Wir sind froh mal wieder hier zu sein. Wir danken allen, die das Album gekauft haben und unsere Shows besuchen. Ihr hoffe ihr genießt es.

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