Interview mit Alan A. Nemtheanga von Primordial

Ein Interview von Krümel vom 11.12.2008 (11348 mal gelesen)
Nachdem PRIMORDIAL die diesjährige HEIDENFEST Tour mit anderen Pagan-Folk Bands erfolgreich absolvierten, gewährte uns Kopf und Sänger Alan A. Nemtheanga einige interessante Einblicke in seine Gedanken zum Erfolg allgemein, zur absolvierten Tour und den teilnehmenden Bands sowie ein klein wenig zu seinen eigenen Interessen...

Alan, Dein persönlicher musikalischer Anfang wurde in den späten 80ern gelegt, richtig?

Alan A. Nemtheanga : Ich glaube ja, ich kam Mitte der 80er zum Metal und startete meine erste Band als junger Teenager etwa 1988, nichts besonderes. Zu PRIMORDIAL stieß ich 1991 (damals hatten wir noch für ein paar Monate einen anderen Bandnamen).

Hast Du jemals geglaubt, eines Tages diesen Erfolg mit Deiner Musik zu haben, den ihr seit eurem Album "To the Nameless Dead" bzw. auch schon mit dem Vorgänger "The Gathering Wilderness" habt?

Alan A. Nemtheanga : Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht. Wir konzentrierten uns nur darauf unseren Weg abzustecken und unseren eigenen Sound zu finden. Was danach passierte war ohne Zweifel eine tolle Reise, und es war bereits damals 1992 mein Vorhaben einen Vertrag zu bekommen. Doch ich habe nie damit gerechnet, dass wir sechs Alben später hier an diesem Punkt sein würden.

Auf manchen Webseiten konnte man lesen, was Du über die "Schattenseite" des Erfolg sagtest. Dass Du zwar glücklich darüber bist, auf großen Bühnen spielen zu können, aber das ganze Spektakel bzw. das Business Dich krank machen würden. Ist es wirklich so schlimm? Und wenn ja, warum?

Alan A. Nemtheanga : Sicher, manchmal ist es so. Leute, die Du nicht kennst und die Dich nicht kennen, erzählen Dir, dass sie deine Show gesehen hätten und wie toll sie gewesen sei, obwohl sie nur ein Bild von dir in einem Magazin sahen, aber nie wirklich auch nur eine Minute bei einem Gig waren oder einen Ton von dir gehört haben. Das ist das Musikbusiness. Wen kümmert es, ich bin inzwischen zweifellos alt und klug genug, um nicht alles zu glauben, was ich höre und sehe. Ich genieße es auf Festivals zu spielen und neue Fans zu erreichen und zu zeigen, dass wirkliche, ehrliche Musik immer noch existiert und dass PRIMORDIAL eine dieser Bands ist, die das auch verkörpern. Nicht mehr und nicht weniger.

Was gibt Dir eher Kraft als Musiker weiter zu machen - die Arbeit an den Veröffentlichungen bzw. mit der Band selbst oder live auf der Bühne zu spielen oder etwas ganz anderes?

Alan A. Nemtheanga : Ich bemühe mich und versuche diese Kraft, den Drive und die Ambitionen in mein ganzes Leben zu übertragen. Nicht nur auf PRIMORDIAL bezogen. Die Band ist nicht mein komplettes Leben, aber ein Teil von mir. Diese Band existiert nicht wie andere es vielleicht tun. Wir spielen live, wenn wir können und veröffentlichen und schreiben, wenn wir Zeit haben. Doch es gibt keinen strikten Termin- bzw. Zeitplan. Es fühlt sich glücklicherweise niemals wie ein "Job" an. Es gibt auch andere Dinge in unserem Leben.

Kürzlich nahm PRIMORDIAL mit einigen anderen Bands der Pagan / Folk Metal Szene an der HEIDENFEST Tour teil. Ist es richtig, dass Du Dich vor dem Start ein wenig unbehaglich gefühlt hast? Dass Du mit den anderen Bands nichts anfangen konntest? Wenn ja, warum?

Alan A. Nemtheanga : Sicher. Nun wir unterscheiden uns schon ziemlich von diesen Bands. Unsere Musik ist dunkler, hat einen Hauch von Tragik und Melancholie. Ich glaube nicht, dass man das sehr oft bei den anderen Bands findet. Wir haben ein paar Gemeinsamkeiten mit MANEGARM und es gibt einige Momente bei ELUVEITIE, die ähnlich sind. Aber insgesamt sind wir die bittere Substanz im modernen Folk Metal Sandwich, wenn Du so willst. Unsere Zuschauer sind ein wenig mehr Metal; älter und generell vertrauter mit klassischen Sachen. Allerdings lief es am Ende ausgezeichnet, es kamen sowohl langjährige Anhänger und wir konnten auch einige neue Leute erreichen. Aber wir langweilten ebenso zumindest einige und konnten Verachtung schüren und vielleicht auch ein wenig Hass bei manchen Kids. Was ich gut finde. Wir sind nicht für Jeden, das waren wir nie.

Vor diesem Hintergrund: Wie lief die Tour für euch rückblickend? Bist Du nun zufriedener als vorher?

Alan A. Nemtheanga : Sicher. Es war ein voller Erfolg für uns und wichtig einige neue Fans zu erreichen. Und auch all die Bands waren großartige und ehrenwerte Menschen. Wir hätten keine besseren Leute zum Touren finden können, daher ist es gut gelaufen.

Bliebst Du ständig in Kontakt mit den anderen Musikern, oder bist Du eher ein Einzelgänger, der sich nur auf die eigenen Shows mit PRIMORDIAL konzentriert?

Alan A. Nemtheanga : Ich habe meine Momente, in denen ich lieber mein eigenes Ding mache. Es ist wirklich eine Kunst, Deinen eigenen Platz für Dich zu finden, wenn Du mit über 30 Leuten in engen Quartieren zusammen bist. Doch ich toure seit fast 10 Jahren, daher lernt man anderen auszuweichen, wann man gehen und sein eigenes Ding machen muss. Natürlich hatten wir einige großartige Parties, Sessions und lustige Zeiten mit den anderen Bands und der Crew. Wir sind schließlich Iren...

Ist das Leben auf Tour sehr hart für Dich? Magst Du das Herumreisen durch verschiedene Länder?

Alan A. Nemtheanga : Natürlich. Ich glaube zwar nicht, dass ich es für mehrere Monate könnte, wie manche meiner Freunde es am Ende tun. Bands wie ROTTING CHRIST zum Beispiel. Sie spielen soviele Shows, ich glaube, das würde eine Band für mich ruinieren, und wir würden uns am Ende gegenseitig umbringen. Wenn man eine Metalband gründet, träumt man davon, solche Dinge zu tun. Und wenn man die Möglichkeit bekommt, sie zu realisieren, sollte man daher meiner Meinung nach dankbar sein und es nicht als selbstverständlich ansehen.

Hattest Du die Möglichkeit Dir die Landschaften anzuschauen, durch die ihr jetzt gefahren seid oder konntest Du sogar hier und da richtiges Sightseeing machen?

Alan A. Nemtheanga : In vielen dieser Städte war ich schon und habe diese auch angesehen. Ich habe einiges angeschaut, aber war auch viel mit Studieren und Lernen beschäftigt, daher muss ich gestehen, dass das von Priorität war.

Habt ihr schon mit dem Komponieren für ein neues Album angefangen? Kannst Du uns vielleicht ein wenig über die Zukunftspläne von PRIMORDIAL erzählen, nachdem ihr nun diese Tour beendet habt?

Alan A. Nemtheanga : Bisher gibt es da nichts. Wir werden uns in 2009 ein paar Monate Auszeit nehmen und versuchen ein neues Album zu schreiben. Wer weiß, was geschehen wird und wann es geschieht. Es wird solange dauern, wie es dauert. Es sieht so aus, als wenn wir im Mai 2009 endlich in Amerika touren. Das ist so ein Lichtstreifen an meinem Horizont.

Eine letzte Frage. In Deinem MySpace-Blog sprachst Du über die aktuelle globale Finanzkrise. Das ist ziemlich außergewöhnlich für eine Band mit Folk/Pagan Metal-Hintergrund. Bist Du sehr politisch interessiert oder sogar engagiert?

Alan A. Nemtheanga : Ich bin wirklich eine politische Person. Das ist Teil von dem, was ich studiere. Aber bitte versucht bzw. macht da Unterschiede zwischen mir persönlich und der Band. Ich sage zwar nichts, was die Anderen komplett ablehnen würden. Doch wir leben in einer dunklen und sich ständig wandelnden Welt. Daher denke ich, wenn ich mit dieser schmalen Plattform Leute erreichen und sie wenigstens nur eine Minute dazu bringen kann, über diese Dinge nachzudenken, dann ist es die Mühe wert.

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