Interview mit Dominik von Mourning Caress

Ein Interview von Opa Steve vom 14.03.2002 (8349 mal gelesen)
Stefan Machwirth entlockte den Münsteranern noch ein paar Worte per eMail.

Stefan:   Die Umstände der Produktion, Andy Classen als Produzent und Mastering im Finnvox, sind für eine Newcomerband ja ein wahrer Segen, und das Album gewinnt dadurch enorm. Habt Ihr da persönliche Kontakte spielen lassen, einfach Glück gehabt, oder glaubt Arise dermaßen an Euch, daß es Euch den bestmöglichen Weg ebnen möchte?

Dominik:   Es ist wirklich ein Segen für uns. Wir hatten einfach Glück, dass Arise auf uns aufmerksam wurden und uns unter Vertrag genommen haben. Dadurch das sie eine Menge Kohle in uns hineinstecken, merken wir auch, dass sie an uns glauben und absolut hinter uns stehen. Sie hatten uns gefragt, ob wir ein gutes Studio in der nähe haben, wo man aufnehmen könnte und wir haben das Stage One von Andy vorgeschlagen. Sie hatten vorher noch keine Produktion von ihm gehört, aber als sie das Ergebnis hörten, waren sie restlos begeistert. Das die ganze Geschichte im Finnvox gemastert werden sollte, war ihr Vorschlag und dazu sagt man natürlich nicht nein.

Stefan:   War ein spanisches Label eher Zufall, oder wurde hier mit Absicht ein Bogen um die omnipräsenten deutschen Labels geschlagen?

Dominik:   Es war wirklich absoluter Zufall. Welche deutsche Band denkt schon daran, bei einem spanischen Label zu unterschreiben? Ich denke auch, dass wir bei einem kleineren deutschen Label nicht solche Rahmenbedingungen bekommen würden, wie das bei Arise der Fall ist, da die meisten einfach nicht die finanziellen Mittel haben. Arise ist zwar auch ein kleines Label, haben aber genügend finanzielle Mittel um die Kosten zu tragen.

Stefan:   Auffallend tight ist Dein Drumming. Entweder hast Du 'nen goldenen Anschlag, oder diverse Kessel wurden getriggert. Wäre ja auch nicht verwerflich, denn warum soll sich der Hörer nicht am bestmöglichen Sound erfreuen. Auch ansonsten wurde die Produktion technisch auf recht aktuellem Stand gefahren. Wie steht Ihr zu Entwicklungen wie z.B. bei Running Wild ("thanks for the best drums ever" - jetzt mal unabhängig von der Frage, ob da ein Mensch nach 10 Tagen MIDI-Bearbeitung zur Maschine stilisiert wurde, oder jemand direkt nur an Knöpfchen saß) oder bei Blind Guardian (die sich wohl zum Ziel gesetzt haben, ProTools irgendwann mal voll auszureizen)?

Dominik:   Danke für das Kompliment, haha. Klar wurden die Drums getriggert, da man natürlich nicht immer mit der gleichen Intensität auf das Kit einprügelt. Das Triggern hat halt nur den Zweck, dass die Lautstärke der Kessel immer gleich ist und nicht, dass der Trommler nicht spielen kann, denn schließlich muß die ganze Geschichte ja eingetrommelt werden. Live finde ich so was aber überflüssig. Bei Blind Guardian finde ich es ehrlich gesagt nicht so schlimm, da es ein Ding der Unmöglichkeit ist, solche Songs ohne ProTools einzuspielen. Zu Running Wild kann ich nicht wirklich etwas sagen, da ich die neue Platte noch nicht gehört habe. Also halte ich mich da lieber mal raus.

Stefan:   Eure Songs strahlen grundsätzlich etwas Verzweifeltes aus. Dabei seht Ihr gar nicht so aus, als ob Ihr zum Lachen in den Keller geht. Kokettiert Ihr aus Kalkül mit der Düsterheit, seid Ihr wirklich so drauf, oder kommt's einfach gut, und nach einem Gig macht Ihr einfach wieder Party, als wäre nichts gewesen?

Dominik:   Die Songs an sich, also nur die Musik ohne Gesang, strahlen meiner Meinung nach nicht wirklich etwas Verzweifeltes aus. Es liegt größtenteils an Gerrits Gesang, dass solche Stimmungen übertragen werden. Das macht ja, wie ich finde, dass besondere an uns aus. Die Mischung von dem, eigentlich "rockigem Metal" und Gerrits teilweise "verzweifeltem" Geschreie. Wir gehen allerdings wirklich nicht zum Lachen in den Keller und nach einem Gig machen wir auch gerne Party. Es ist halt so, dass Gerrit in den Texten, teilweise aus eigenen Erfahrungen, über den Sinn des Lebens, zwischenmenschliche Beziehungen usw. schreibt. Und das sind Sachen, die jeder schon mal durchgemacht hat oder vielleicht genauso denkt. Dadurch bekommen wir unseren etwas "melancholischen" Touch.

Stefan:   Der Collagenstil Eures Imbalance-Covers erinnert mich an diverse Alben der Fields Of The Nephilim. Könnt Ihr ein bißchen was dazu erzählen, oder sind die Bestandteile oder die Bedeutung das Geheimnis des Arrangeurs?

Dominik:   Da musst du den Niklas fragen, was er sich dabei gedacht hat. Er hatte uns das Cover zugeschickt und es gefiel uns auf Anhieb, da es ziemlich gut zu der Musik und Gerrits Texten passt. Wir hatten ihm jetzt keine genauen Vorgaben gemacht, wie das Cover aussehen, oder was es bedeuten sollte. Wir haben ihm lediglich gesagt, welche Farben wir uns so vorgestellt haben und das war es auch schon. Wenn man genau hinschaut, kann man ein seitlich abgebildetes Gesicht erkennen, was die Augen geschlossen hat. Das Chaos dahinter kann man sehr gut als die "Imbalance" sehen.

Stefan:   Wie alt seid Ihr jetzt so, und wie stellt Ihr Euch Euer Bandleben in 5 Jahren vor?

Dominik:   Wir sind alle zwischen 23 und 25, ´n ziemlich gutes Alter eigentlich. Ich hoffe natürlich, dass es uns in 5 Jahren immer noch gibt, wir dann allerdings etwas bekannter sind, haha. Genaue Vorstellungen haben wir jetzt ehrlich gesagt nicht. Es wäre natürlich schon cool, wenn etwas Geld hängen bleiben würde, wir andere Länder sehen und weiterhin Platten aufnehmen könnten. Schaun´ wa mal, wie sich die ganze Sache so entwickelt. Im Moment ist es auf jeden Fall ziemlich spannend zu sehen, was jetzt so abgeht.

Stefan:   Eure Songs klingen beim Hören alle ziemlich homogen. So homogen, daß ich im Review für's Bleeding Zine ja schon vor dem "Ramones-Effekt" gewarnt habe. Wer zeichnet sich hauptsächlich für die Songs verantwortlich?

Dominik:   Den "Ramones-Effekt" sehe ich nicht ganz so wild, da wir ziemlich viele Einflüsse haben. Aber du hast schon recht, wenn du sagst, dass die Songs ziemlich homogen sind, da es einfach unser Stil ist. Ich denke auch nicht, dass sich die nächste Scheibe sehr viel von der aktuellen Unterscheiden wird. Wir werden bestimmt einige Elemente verarbeiten, die jetzt noch nicht zum Zuge kamen, aber es wird jetzt kein großartiger Stilbruch werden. Es läuft halt so, dass sich Benedikt und Florian zusammensetzen und neue Riffs sammeln und teilweise auch schon ein grobes Gerüst des jeweiligen Songs ausarbeiten. Diese Ideen spielen sie uns dann im Proberaum vor, wir geben unseren Senf dazu und dann werden die Songs im Proberaum zusammen ausgearbeitet. Es ist also jeder am Songwriting beteiligt, aber Benedikt und Florian machen schon die Hauptarbeit, da die Songs halt auf Basis der Riffs entstehen.

Stefan:   Ein so starkes Album muß unter die Leute gebracht werden, bevor es wieder vergessen wird. Was ist tourtechnisch so geplant? Konnte Eure Firma auch hier für paar ordentliche Kontakte sorgen?

Dominik:   Erst mal danke für das Kompliment. Tourtechnisch ist im Moment noch nicht wirklich was in Planung. Wir warten erst mal ab, wie die Platte ankommt und dann sehen wir weiter. Es stehen jetzt zwar einige größere Sachen an, wie z. B. das Summer Breeze und drei Auftritte in Portugal, aber eine Tour ist noch nicht in Sicht. Es wär aber schon ziemlich cool im Herbst als Support für eine größere Band unterwegs zu sein. Aber wie gesagt, abwarten.

Stefan:   Vielen Dank, und alles Gute für Eure Bandzukunft! Ich hoffe, man sieht sich irgendwann mal bei 'nem Gig.

Dominik:   Vielen Dank für das Interview.

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