Interview mit Ralf von Heads For The Dead

Ein Interview von Eddieson vom 24.10.2025 (512 mal gelesen)
Das vierte Album von HEADS FOR THE DEAD ist nicht nur im Kasten, sondern steht auch schon in den Regalen, also zugreifen. Sänger Ralf nahm sich etwas Zeit um über das Bandgefüge zu sprechen, wie Songs und Aufnahmen laufen, wenn die Mitglieder über den Globus verteilt sind - und er gibt ein Update zur REVEL IN FLESH-Situation.

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Moin Ralf. Wie geht's dir?

Ralf: Moin Jan - hab mir gerade die neue Scheibe der Schweden IMPURITY in den Player geworfen, Kaffee nachgefüllt und nun können wir starten! Also alles bestens!

Euer neues Album "Never Ending Night Of Terror" ist seit dem 10.10. raus. Für mich ist es wieder ein absolut starkes Album geworden. Ich denke nicht, dass ich da mit meiner Meinung alleine dastehe oder wie sind die Reaktionen ausgefallen?

Ralf: Unser viertes Album ist in all seiner Dosierung ein extremeres Album geworden. Wir haben einige Stellschrauben gedreht, ohne jedoch mit dem Backkatalog zu brechen. Die Pressestimmen sind bisher sehr positiv, was uns natürlich freut! Es ist ein Album für Horror- und Death Metal-Freaks - eben Kandidaten, welche in beiden Sparten mit Leidenschaft wildern. Ich denke, dass HEADS FOR THE DEAD schon seit geraumer Zeit eine eigene Nische im Genre gefunden haben. Am Ende geht es jedoch um unsere Vision, welche mittlerweile auf mehr und mehr Anerkennung stößt.

Ich würde sogar sagen, dass ihr bisher nur sehr gute bis starke Musik veröffentlicht habt. Trotzdem fliegt HEADS FOR THE DEAD immer noch ein bisschen unterm Radar von vielen. Wie kommt das? Vielleicht auch durch fehlende Konzerte der Band?

Ralf: Uns geht es in erster Linie um die Selbstverwirklichung und HEADS FOR THE DEAD bietet uns dahingehend viel Freiraum, weil dieses Horror-Genre großflächig aufgestellt ist und wir mit den Stellschrauben wesentlich mehr machen können, als es bei der only klassischen Death Metal-Ausrichtung möglich wäre. In unserer Diskografie findest Du auch Doom, Grind und Black Metal-Elemente, welche vermischt mit dieser Film- beziehungsweise Soundtrack-Komponente mehr Möglichkeiten bieten. Die Musik sitzt halt auch mehr zwischen den Stühlen, ist eigenwilliger und kein 08/15 Old School Death Metal. Erfolg ist im Undergroundbereich Definitionssache, vor allem nicht erzwingbar. Wir konnten über Transcending Obscurity Records ein paar sehr schöne Sonderauflagen, Boxsets etcetera machen - tolle Sammlergeschichten, welche optisch enorm was her machen. Die Vinyls waren qualitativ vom Sleeve, Druck und Layout ultra hochwertig, das musste sich nicht hinter großen Labels verstecken. Vieles hiervon ist auch sold out, was ja durchaus für die Band spricht. Zurückblickend finde ich es sehr schade, dass das 2021er Werk "Into The Red" im Zuge der Pandemie leider verpuffte. Das Album wirkte in sich super geschlossen, vielschichtig. Meine Vocals hatten einen krassen Screamo-Anteil und mit Ed Warbie hatten wir einen der wohl besten Drummer im Death Metal-Bereich in unseren Reihen. Für mich als ultra GOREFEST-Fan war diese Zusammenarbeit eine große Ehre. Das Album ging in der Tat etwas unter, aber hat für mich einen großen persönlichen Stellenwert. Es sieht auch so aus, dass wir in Sachen Artworks immer probiert haben, was Frisches zu liefern - kein Standard Death Metal. Branca Studios war hierfür eine echte Hausnummer, vor allem weil du beim Betrachten der Artworks nicht 1:1 sofort erkennen konntest, um welchen Musikstil es geht. Anyway, seit dem 2023er "In The Absence Of Faith"-Mini-Album sind wir auf Pulverised Records und damit haben sich Promotion und auch Vertriebswege verbessert. Ein wichtiges Element! Ich sehe HEADS FOR THE DEAD in erster Linie als ein Studioprojekt. In gewissem Sinne auch Kopfhörermucke, weil es sehr viele Details und Stimmungsbilder gibt, welche mit Keyboards, Samples und Effekten erzeugt werden. Das würde live eine größere Produktion erfordern. Persönlich bevorzuge ich live ein spontanes Rock'n'Roll-Element und keine leblose, metronomgelenkte Band. Live muss Musik leben. Wir sind mit HEADS FOR THE DEAD aktuell noch nicht so weit, aber mal schauen, was die Zukunft bringt. Logisch helfen Konzerte beim Promoten und Wachsen einer Band, aber am Ende geht es uns aktuell um das Album, sprich das Studiowerk. imgleft

Ist natürlich schwierig Konzerte zu spielen, wenn die Mitglieder über den Globus verteilt sind. Erzähl mal, wie es überhaupt dazu gekommen ist, diese Band zu gründen.

Ralf: Ich mache mit Jonny Petersson mittlerweile seit 2016 zusammen Musik. Wir haben mit HEADS FOR THE DEAD und ROTPIT zusammen sechs Full Length Alben, zwei MLPs, 7"EPs und Demos veröffentlicht. Jeder respektiert die Rolle des anderen im Songwritingprozess. Wir ergänzen uns top! Es besteht ein super Kreativ-Vibe basierend auf Wertschätzung und absolutem Bock auf Death Metal. Wir haben eine gute Chemie! Wir leben alle im Jahr 2025 - es gibt unzählige Möglichkeiten, um auch auf weiter Distanz an gemeinsamen musikalischen Projekten effektiv zu arbeiten. Wo der Wille ist, gibt es auch einen Weg! Zeit ist ein hohes Gut und ich arbeite lieber effektiv in einem kurzen Zeitraum gezielt an einem Projekt, anstatt Stunden ziellos im Proberaum zu verlieren. Das hatte ich alles schon in mehrfacher Ausführung. [lacht]

Mittlerweile ist ja auch Matt Moliti von SENTIENT HORROR dabei und seit neuestem auch der SENTIENT HORROR-Drummer Evan Daniele.

Ralf: Genauer gesagt war Matt Moliti von SENTIENT HORROR sogar schon mit einem Gast-Solo auf dem ersten HEADS FOR THE DEAD-Album "Serpent's Curse" (2018) vertreten. Sein Input wurde also mit jedem Werk mehr und gefühlt ist er seit den letzten drei Werken ein richtiger und wichtiger Teil der Releases. Ich brauche persönlich bei Soli keine Technikorgien, sondern vielmehr Feeling. Matt hat einige Einflüsse aus dem klassischen Heavy Metal und Hard Rock. Seine Soli führen die Kompositionen auf die nächste Ebene, quasi der gewisse extra Zucker. Matt hat uns dann den Drummer für "Never Ending Night Of Terror" vermittelt. Evan, welcher ja unter anderem auch bei SENTIENT HORROR und DEAD AND DRIPPING trommelt, ist ein großes Talent und seine Zusage kam uns sehr gelegen, weil Jon Rudin zeitlich gerade verplant war. Evan konnte die Drums in seinem Rehearsal Studio einspielen, sodass wir mit wenig Budget eine organische Produktion fahren konnten. Es war gut, wir alle haben dazugelernt und wissen, worauf wir in Zukunft noch besser achten können. Ganz am Rande liebe ich die letzten beiden SENTIENT HORROR-Alben - die Band ist sträflich unterbewertet! imgright

Wie läuft das Songwriting bei euch? Gibt es einen Hauptsongwriter, der dann die Ideen hin und her schickt, oder kommt von jedem mal was? Hat da jeder einen festen Job in der Band?

Ralf: Jonny ist der Hauptsongwriter, welcher quasi das Fundament legt. Prinzipiell denke ich, dass alle Elemente "songdienlich" sein sollten und kein Show-off an Fertigkeiten eines Einzelnen. Es geht um das Gesamtwerk und an diesem haben eben alle vier Mitglieder auf ihre individuelle Art Ihren Einfluss. Klar gibt es viele Aufgaben, welche eben auch im Hintergrund laufen. Für mich ist es wichtig, dass der Hörer ein rundes Werk bekommt - ein Album mit Seele und Leidenschaft. Wenn dies so empfunden wird, dann haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht. [freut sich]

Mit den Aufnahmen zu euren Alben verhält es sich wahrscheinlich sehr ähnlich, oder? Jeder nimmt seine Parts im heimischen Studio auf und dann wird alles zusammengefügt? Wer kümmert sich darum?

Ralf: Im Prinzip findet der Löwenanteil der Produktion bei Jonny Pettersson in dessen Unbound Studio statt. Du musst dich jedoch von dem Gedanken lösen, dass hier eine Band kollektiv an einem Fleck werkelt. Du kannst dir das mehr wie ein Puzzle vorstellen, in welchem jeder Beteiligte seinen Beitrag erstellt - und das Große und Ganze setzt Jonny final in seinen Hallen zusammen. Die Vocals wurden zum Beispiel in einem kleinen Studio im Großraum Stuttgart aufgenommen. Die Solos und Leads hat Matt in seinem Homestudio irgendwo in New Jersey aufgenommen und die Drums hat Evan im Rehearsal Studio von SENTIENT HORROR aufgenommen. Wir sind alle über File Sharing miteinander verbunden, schicken die Daten und Beiträge hin und her. Im Anschluss daran macht Jonny den Mix und wir besprechen dann Möglichkeiten für Settings, Ideen, Samples etcetera - jeder kann sich einbringen, respektiert aber auch die Kompetenzen des anderen. Ich habe bei den Vocals große Freiräume, aber ich hole mir auch Jonny für Meinung und Austausch ins Boot. Wir besprechen die Lyrics oder Ideen vorab und probieren auch unterschiedliche Settings aus. Ich mag diese Arbeitsweise sehr, weil jeder in seiner Safezone arbeiten kann und der Zeitdruck einer klassischen Studioproduktion nicht allgegenwärtig ist. Für das Mastering haben wir bei "Never Ending Night Of Terror" Roger Bergsten von Nevo Mastering (Sundsvall, Schweden) ins Boot geholt. Das Studio ist in seinem Setting speziell für Masterings ausgerichtet und wir konnten die Produktion hiermit nochmals hörbar pushen.

Das Konzept von HEADS FOR THE DEAD ist ja, Horrorfilme mit Death Metal zu verbinden, die ja laut Robert Englund zwei "strange cousins" sind. Für mich gelingt euch das sehr gut, da ihr in euren Songs eben jene dunkle Atmosphäre gut rüberbringt. Legt ihr darauf besonders Wert wenn ihr die Songs schreibt, oder was ist euch da am wichtigsten?

Ralf: Jonny ist ein absoluter Horrorfilm-Nerd, das heißt er kennt auch die B- und C-Filme. Im Laufe der HEADS FOR THE DEAD-Entwicklung wurde die Inspiration durch Filmmusik und Soundtracks für ihn fast wichtiger als die Metal-Komponente, man könnte fast sagen, dass die Inspiration des Soundtracks durch ein Death Metal-Gewand gejagt wird. Für "Never Ending Night Of Terror" gab Jonny die Filme für die Inspiration vor. Ich habe dann Fundamente hiervon aufgegriffen und eine eigene Fiktion dazu gepackt, das heißt, durch das "Death Metal-Vokabular" aufgepeppt. Es geht uns nicht darum das Rad neu zu erfinden, denn am Ende ist das trotz allem eine beinharte Death Metal-Platte. Ich mag jedoch den Gedankengang, dass wir extremen Metal und das Horror-Genre auf nerdige Weise verknüpfen. Bands wie MORTICIAN, NECROPHAGIA, IMPETIGO, KING DIAMOND etcetera sind Pioniere auf diesem Weg. Neuere Bands wie FULCI oder TENEBRO machen ebenfalls einen klasse Job hierbei. Es geht um Leidenschaft, Details. Ich würde ja gerne sagen, kranken Scheiß vertonen, aber aktuell schlägt ja wohl das reale Weltgeschehen den Horror um Längen!

Das ist leider so. Um das Ganze perfekt einzurahmen habt ihr auch immer die passenden Artworks zu euren Platten. Das zu "Never Ending Night Of Terror" gefällt mir da besonders gut. Ist es euch wichtig, dass alles ein stimmiges und passendes Bild ergibt?

Ralf: Absolut! Cover, Layout, Farbverläufe - ich achte sehr darauf, dass wir hier auch optisch ein schlüssiges Gesamtwerk bieten. Wir wollten für "Never Ending Night Of Terror" ein Artwork mit starken 80ies-Slasher-Referenzen. Was Plakatives - direkt - unmissverständlich! Wie eine Kreuzung aus dem klassischen MANIAC- und EVIL DEAD- Filmplakat. Es ist ein brutales Album, welches einfach nach so was gerufen hat! Ziel war auch, einen gewissen "Handmade"-Touch im Cover zu haben. Solo Macello war also der richtige Künstler. Er hat unter anderem für PENTAGRAM und ZAKK SABBATH gearbeitet. Er kommt mehr aus der Doom- und Stoner-Ecke und macht viel für das Label Heavy Psych Sounds. Horror verbindet aber auch diese Genres! Artworks sind für mich als Musikfan super wichtig. Wir sind jetzt keine Band, welche sich teure Videoproduktionen leisten kann, aber die Optik des Gesamtwerkes muss stimmig sein!

Welche drei Horrorfilme oder Horrofilmreihen sollte man deiner Meinung nach unbedingt gesehen haben?

Ralf: Jeder Track von "Never Ending Night Of Terror" basiert auf einem anderen Film. Darunter sind drei für mich absolute Klassiker versteckt: REANIMATOR (1985) - diesem wird im Track 'Give Me Life' gehuldigt. In "To The Very Last" steht DAWN OF THE DEAD (1978) Pate und 'Witchkrieg' ist unser Tribute an Goblin beziehungsweise Dario Agentos SUSPIRIA von 1977. Alle drei Filme sollten eigentlich Pflicht auf der Watchlist eines jeden Horror-Lunatics sein - enjoy!

Welche drei Death Metal-Alben aus 2025 sollte man unbedingt gehört haben? Außer "Neven Ending Night Of Terror".

Ralf: IMPURITY: "The Eternal Sleep", PUTERAEON: "Mountains Of Madness", ELDFÖDD: "Risen From Flames". Ich mag generell auch viel Underground-Getrümmer von Labels wie Extremely Rotten oder 20 Buck Spin. Das gibt mir wesentlich mehr als das neuste NB-, Century Media- oder Metal Blade-Produkt.

Bei Metal Archives wird REVEL IN FLESH als "active" gelistet. Bring mich mal auf den neuesten Stand. Wie geht es mit REVEL IN FLESH weiter?

Ralf: Ich habe diese Antwort kürzlich auch in einem anderen Magazin gegeben und fasse meine Sicht somit gerne hier auch nochmals zusammen: Für Fans der Band sollen Details nicht zu desillusionierend wirken, weil es in erster Linie um die Musik geht. Ich würde sagen, dass bandinterne Differenzen, welche unter anderem auch geschäftlicher Natur waren, zum Scheitern dieses Line-ups geführt haben. Das alles spielte sich in einem Zeitraum ab, in welchen ich mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen hatte. Fakt ist, dass die Rechte an Bandnamen und Backkatalog mittlerweile wieder bei mir liegen. Ich denke, dass immer die Musik (=Leistung) für sich sprechen muss, denn die Musik verbindet uns alle - egal woher wir kommen! ROTPIT sowie HEADS FOR THE DEAD haben neue Alben mit meiner Beteiligung veröffentlicht und neue Spuren in der Szene hinterlassen. Darum geht es mir! Als ich im vergangenen Sommer die ROTPIT -Shows mit meinen Schweden gespielt habe, hatte ich erstmals seit Jahren wieder das Gefühl, dass es wirklich Spaß macht, als Gruppe aufzutreten und als Gemeinschaft Musik zu machen. Der Umbruch war also auch eine Befreiung für mich! Es sind mittlerweile fünf Jahre seit dem letzten REVEL IN FLESH-Release vergangen und ich bin guter Dinge, dass die neuen Songs in der Hinterhand die Diskografie im positiven Sinne erweitern werden. Das neue Material geht mehr zurück in die "Deathevokation"- und "Death Kult Legions"-Ära, sprich wieder kerniger und weniger Melo. Das Bauchgefühl ist meinerseits gut. Es gibt ein neues Line-up und der Spirit für den Deathkult lebt! Mehr News wird es im Laufe der nächsten Wochen geben. An dieser Stelle danke an alle, welche sich in dieser Zeit als echte Freunde erwiesen haben!

Ralf, vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Ich wünsche dir für die neue HEADS FOR THE DEAD viel Erfolg und überlasse dir die letzten Worte.

Ralf: Wir danken dir, Jan, für den Support mit Bleeding4metal. Alle Horror- und Death Metal-Freaks sind eingeladen, unser neues Album "Never Ending Night Of Terror" anzuchecken. Unsere neue Bandcamp-Seite findet Ihr hier. Neben ordentlich auf die Ohren haben wir dort auch ein paar nette T-Shirts im Merchandise-Bereich. Im November erscheint das neue Album über Selfmadegod Records auch als Tape-Version. 2026 wird es mit ROTPIT weitere Live-Shows geben und ich bereite mit einem guten Team die Rückkehr von REVEL IN FLESH vor. Die Sägen laufen bereits warm! Evil never dies - cheerz an alle Supporter!!!

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