Interview mit Sam von Fragments Of Unbecoming

Ein Interview von Eddieson vom 28.05.2025 (17167 mal gelesen)
Sieben Jahre nach "Perdition Portal" melden sich FRAGMENTS OF UNBECOMING mit einem starken siebten Teil ihrer Diskografie zurück. Death Metal geprägt aus Schweden erwartet den Hörer. Sänger Sam erzählt, warum es zwischen den Alben etwas länger gedauert hat, von der Schwierigkeit des Texteschreibens und ob FRAGMENTS OF UNBECOMING möglicherweise schon das Ende der Fahnenstange erreicht haben.

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Hey Sam. Wie geht es dir?

Sam: Hey Jan, so weit so gut, momentan ist viel los, danke.

In wenigen Tagen erscheint euer neues Album "Dawnbringer: Chaper VII - The Amber Emperor". Wie fühlt ihr euch damit?

Sam: Es fühlt sich gut an, nach der Entstehungszeit der Songs das Endergebnis zu hören und das Album endlich in all seiner Pracht in den eigenen Händen halten zu dürfen. Ja, kaum zu glauben, da wir die Scheibe ursprünglich 2020/21 herausbringen wollten. Wir sind total zufrieden mit dem Ergebnis. Dass es das Album dank unseres Labels APOSTASY RECORDS in verschiedenen Varianten und Editionen gibt, verschönert nur unsere Vorfreude auf das Albumrelease am 23. Mai. Wir freuen uns außerdem sehr auf die Releaseparty am 25. Mai mit unseren Gästen MAAT und WARLUST.

Sieben Jahre liegen zwischen "Perdition Portal" und "Dawnbringer". Das ist eine ganz schön lange Zeit im schnelllebigen Musikgeschäft. Was hat euch aufgehalten?

Sam: Dass zwischen den beiden Alben sieben Jahre liegen, hätten wir tatsächlich nicht gedacht. Wir mussten nach PERDITION PORTAL einen neuen Drummer suchen, da unser langjähriger Drummer Ingo 2018/19 die Band am Drumkit verließ, uns aber immer noch als enger Freund zur Seite steht. Als dann endlich Tobias Blach gefunden und eingespielt war, der vorher bei SPHERON und MALADIE die Felle verprügelte, konnten wir erst wieder geordnet mit dem Songwriting beginnen. Als 2020/21 die Songs fast alle fertig komponiert waren und bereits die ersten Pre-Recordings mit Tobi liefen, machte uns die Pandemie leider einen Strich durch die Rechnung. Parallel waren wir zudem privat sehr viel eingebunden. Nachdem die Drums 2023 im mighty Kohlekeller-Studio mit Kristian "Kohle" Kohlmannslehner aufgenommen wurden, erstreckten sich die weiteren Recordings über ein paar weitere Monate im Homerecording, sodass wir im Spätsommer 2024 den finalen Mix von Kohle hatten. Jedenfalls sind wir nach sieben Jahren nicht senil und verbittert geworden, sondern hatten und haben nach wie vor viel Spaß an der Freude. imgright

Musikalisch ist aber alles beim Alten im Hause FRAGMENTS OF UNBECOMING, was absolut positiv gemeint ist. Oder was würdest du sagen, wie klingt euer neues Album?

Sam: Ja, ich denke, wir sind unserer Leidenschaft nicht nur treu geblieben, sondern haben auch unsere Einflüsse erweitert, was sicherlich auch daran lag, dass nach Ingos Ausstieg nach "Perdition Portal" der Besetzungswechsel mit Tobi in der Band neue Synergieeffekte im Experimentieren hervorgerufen hat, sodass ein sehr abwechslungsreiches, vielschichtiges und eigenständiges Beast entstand und trotzdem nach FRAGMENTS OF UNBECOMING klingt. Zum Mischen und Mastern sind wir wieder ins Kohlekeller Studio gegangen, da wir mit dem Sound von "Perdition Portal" bereits schon sehr zufrieden waren. Wahnsinn, was Kohle und Daniel noch mal an Sound aus dem neuen Album herausgeholt haben - eine druckvolle und fette Produktion, die nicht überladen ist. Wir sind sehr begeistert!

25 Jahre FRAGMENTS OF UNBECOMING und sieben Alben im Kasten. Was würdest du sagen, gibt es da noch Entwicklungsmöglichkeiten im engen Melodic Death-Korsett der Band oder ist das Ende der Fahnenstange erreicht?

Sam: Es ist für mich immer irgendwie die Frage, was man unter "dem" Melodic Death Metal versteht, da gibt es ja doch unterschiedliche Auslegungen und Spielarten - je nach Verständnis. Sobald jedoch Auslegungen einem die Sicht auf die Musik versperren, kann das durchaus als einengend empfunden werden. Das ist bei uns nicht der Fall, denn wir haben immer noch Freude am Experimentieren, was man auf "Dawnbringer" schließlich auch entdecken kann. Solange dieses Feuer dafür brennt, ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht in Sicht. Auf die nächsten 25 Jahre!

Du bist sehr vielfältig in deinem Gesang und vor allem deine tiefen Growls stechen immer besonders hervor. Stefan ist nach wie vor zuständig für Backvocals. Wie stimmt ihr euch ab, wer welchen Part übernimmt?

Sam: Als ich 2004 einstieg, habe ich mir die Vox mit Stefan geteilt, Chris übernahm 2012 nebst Bass auch noch das dritte Mikro. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir, wenn Albumaufnahmen anstanden, die finale Abstimmung und Aufteilung des Gesangs beim Aufnehmen vorgenommen, wo auch jeder seine Ideen kreativ einbringen und verwirklichen konnte. Obwohl Stefan eine richtig fiese Stimme hat und ich ihn gerne singen höre, möchte er sich seit ein paar Jahren mehr auf das Gitarrenspiel konzentrieren. Ähnlich verhält es sich auch bei Christopher am Bass, sodass ich auf "Dawnbringer" zum ersten Mal komplett alleine auf einem FRAGMENTS OF UNBECOMING-Album zu hören bin. Live übernehmen aber Chris und Stefan an manchen Stellen diverse Verse und ergänzen unser vokalistisches Trio Infernale, was dem Ganzen auch live Dynamik verleiht. Schön, dass dir mein Gesang gefällt!

Für das neue Album habt ihr zwei alte Songs neu aufgenommen. Einmal 'Fragments Of Unbecoming' und dann noch den Titeltrack des fünften Albums 'The Art Of Coming Apart'. Wie kam es zu dieser Neu-Aufnahme und warum gerade diese Songs?

Sam: Die Idee kam eigentlich in den letzten zehn Jahren immer wieder mal auf, ob wir einen Song von der "Bloodred Tales - The Crimson Season - Chapter I" neu einspielen. In der engeren Auswahl war neben 'Fragments Of Unbecoming' auch 'Bloodred Tales'. Wir entschieden uns aber für ersteren Song, da es der erste FRAGMENTS OF UNBECOMING-Song überhaupt in unserer Bandgeschichte ist und bereits im Jahre 2000 entstand. Wir dachten, dass das zu unserem 25-jährigen Bandjubiläum super passt, da dieses Lied dieses Jahr tatsächlich 25 Jahre jung geworden ist. Außerdem macht der Song uns immer noch Spaß zu spielen. 'The Art Of Coming Apart' ist inzwischen schon ein diabolisches Dutzend Jahre alt und wir hatten da alle einfach Bock drauf gehabt, den Song neu einzuspielen, zumal wir diesen Song auch seit Jahren in unserer Setlist haben. Sind eben zwei Klassiker von uns.

Wie schon auf dem Vorgänger gibt es auch auf dem neuen Album zwei Songs, die nur knapp über zwei Minuten laufen. Da ihr sonst Songs habt, die meist zwischen vier und acht Minuten laufen, ist das schon etwas ungewöhnlich.

Sam: Ja, du meinst 'Among The Shades' und 'In Times Of Doom' auf dem neuen Album. Stefan kam irgendwann mit den Riffs und den Grundideen 2018/19 in den Proberaum. Wir fanden das alle ziemlich den Knaller und waren alle sofort begeistert, da wirklich eine Menge in den Songs passiert, obwohl beide nur knapp über zwei Minuten sind. Wir hatten aber auch in der Vergangenheit immer wieder Songs, die ein bisschen länger als zwei Minuten gehen. Tatsächlich liegt manchmal in der Kürze die Würze, um dem Ganzen mehr Wumms zu verleihen.

In einem anderen beziehungsweise älteren Interview von euch habe ich mal gelesen, dass das Schreiben der Texte bei euch nicht der beliebteste Job innerhalb der Band ist, ihr euch das aber aufteilt. Wie sieht es bei dem neuen Album aus? Hast du allein diesen Job übernommen oder habt ihr euch das wieder aufgeteilt?

Sam: Tatsächlich kommen die finalen Texte immer ganz zum Schluss und das kann hier und da mal etwas stressig werden, weshalb wir uns die Texte im Vorfeld aufgeteilt haben. Auf "Dawnbringer" sind zwei Texte von Stefan, die wirklich toll geworden sind. Den Text zu 'Caught In The Endlessness' haben Stefan und ich gemeinsam verfasst, die restlichen Texte auf dem neuen Album sind von mir, ausgenommen von den beiden Re-Recordings. Obwohl wir unterschiedlich an die Themen herangehen, bewegen wir uns poetisch gemeinsamen auf einer apokalyptischen Reise durch die Dualitäten von Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Schöpfung und Zerstörung, Werden und Vergehen, aber auch Hoffnung und Widerstand sind Themenfelder, die Sascha, Stefan oder mich während der Schaffensphase lyrisch beschäftigt haben.

Kommen wir mal kurz zu deiner anderen Band. Laut Metal Archives ist DEAD EYED SLEEPER noch aktiv. Was gibt es davon zu berichten? Kommt da bald ein neues Album? Hat sich deine Priorität mittlerweile so versetzt, dass FRAGMENTS OF UNBECOMING deine Hauptband ist?

Sam: Stimmt, wir haben uns mit DEAD EYED SLEEPER nie aufgelöst, haben aber auch seit 2016 kein neues Album mehr aufgenommen. Die Band liegt auf Eis. Stattdessen haben wir mit NARBENVATER eine neue Band gegründet, mit der wir vergangenen Herbst auch schon zwei schöne Gigs gespielt haben mit sehr guter Resonanz. Das Debütalbum wird hoffentlich irgendwann zur gegebenen Zeit erscheinen, wenn es in unser aller Zeit-Raum-Kontinuum passt, da wir alle außer unseren Bands noch weitere wichtige Verpflichtungen haben. FRAGMENTS OF UNBECOMING gehört auf jeden Fall dazu und hat verständlicherweise jetzt Priorität.

Mich interessiert ja immer, wie "kleinere" Bands die Metalwelt in Deutschland wahrnehmen. Wie siehst du das? Gibt es genug Support? Was könnte besser laufen? Was läuft wirklich gut?

Sam: Das interessiert mich auch immer, wenn ich Metalheads woanders treffe. Ich denke, es gibt immer wieder überall verteilt mal mehr und mal weniger Szeneleben in einer Region. Hier bei uns in der Nähe von Heidelberg und Mannheim mit einem relativ großen Einzugsgebiet gibt es auf jeden Fall immer noch eine starke Metalszene. Allgemein glaube ich auch, dass die Dunkelziffer, die (un-)heimlich Metal hört, ungemein hoch ist. Es finden hier regelmäßig Konzertveranstaltungen statt in inzwischen alteingesessenen Clubs und Hallen, bei denen man mit alten und jungen Freunden und Bekannten zusammenkommt, um sich gemeinsam Bands anzuschauen. Gerade deswegen sollte man mehr den Vorverkauf von Konzerttickets nutzen, um die Clubs und Hallen am Leben zu erhalten, um so etwas zu ermöglichen. Ansonsten sehe ich gerade in der Metalszene insgesamt sehr viel Solidarität im Miteinander.

Sam, vielen Dank für das Interview. Ich wünsche euch für das neue Album viel Erfolg und hoffe, euch bald mal hier in der Gegend zu sehen. Die letzten Worte gehören dir.

Sam: Dankeschön, Jan, es war mir ein Vergnügen! Wer weiß, vielleicht spielen wir ja mal wieder irgendwo in NRW und können vor Ort plauschen. Wer noch ein limitiertes "Dawnbringer"-Exemplar möchte, sollte sich beeilen: Freewebstore Bandcamp Bis dahin, alles Gute und KEEP THE METAL FLOW!!!

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