Interview mit Matty von Powergame

Ein Interview von Tailgunner vom 21.03.2021 (12285 mal gelesen)
'Man On A Mission' ist nicht nur ein toller GAMMA RAY-Song, es gibt ihn tatsächlich und er wohnt im Ostwestfälischen Bielefeld. Gemeint ist POWERGAME-CEO Matthias "Matty" Weiner. Seine Mission ist es nicht nur, uns mit tollem Metal zu versorgen, sondern den Metal auch zu leben, ohne dabei ins Dogmatische abzudriften. Dass der Mann keine halben Sachen macht, merkt man nicht nur an seinem musikalischen Engagement, sondern auch an der Leidenschaft, mit der er sehr ausführlich auf meine Fragen einging.

Hey Matty, zunächst möchte ich euch zu eurer wirklich starken EP gratulieren. "The Lockdown Tapes" trifft da gerade wirklich einen Nerv. War die Veröffentlichung einer EP eigentlich so geplant, oder hängt das tatsächlich mit der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen zusammen?

Matty: Hi Sebastian! Ich freue mich wirklich sehr, dass die EP vielerorts gut aufgenommen wird. Tatsächlich hatten wir noch nie so viele Vorbestellungen, was uns echt umgehauen hat. Eigentlich steckten wir mitten in den Arbeiten für unser kommendes Album, aber dann hat uns die Pandemie erwischt. Alle Konzerte abgesagt, das ganze Leben heruntergefahren. Irgendwie kamen wir auf die Idee, jetzt erst recht ein Lebenszeichen abgeben zu wollen. Also haben wir uns hingesetzt, vier komplett neue Songs geschrieben – die bereits vorhandenen Stücke für das nächste Album haben wir bewusst noch nicht verwendet – und die anderen Bandmitglieder haben noch einen meiner Covervorschläge ausgesucht. Zur Wahl standen noch 'Desert Plains' von JUDAS PRIEST und SLEDGEHAMMERs 'Sledgehammer'. Geworden ist es dann 'Shellshock' von TANK. Die Jungs wollten es wohl lieber etwas räudiger, hahaha. Mal sehen, ob wir irgendwann noch einmal einen der anderen machen. Zeit hatten wir ja mehr als genug und am Anfang konnten wir ja auch noch proben, bevor dann eine lange Zeit Ebbe herrschte.

Ich persönlich lese da schon eine Durchhalte-Message und auch einen Schub an positiver Energie heraus, der uns in dieser miesen Zeit etwas aufrichten soll. Interpretiere ich da jetzt zu viel hinein?

Matty: Zunächst wollten wir einfach ein paar Songs raushauen, aber die Sache hat dann schon eine gewisse "jetzt erst recht-Dynamik" entwickelt. Wir haben ja dann auch noch ein paar Worte an die Hörer im Booklet bzw. dem Einleger gerichtet, die dafür gedacht sind, Hoffnung zu vermitteln. Im Metal ging es immer auch um Zusammenhalt, und die EP ist unser Beitrag dazu, den Leuten zu sagen, dass sie nicht allein sind. Die Pandemie ist für uns alle eine Last, aber wenn wir zusammenhalten, wird die Szene wieder so stark werden, wie sie einmal war. Together we stand – divided we fall (Geistesblitz, ich lege jetzt erstmal 'ne GODDESS OF DESIRE-LP auf!) Musik ist für mich immer noch eine Flucht aus dem Alltag, und das funktioniert auch in der Pandemie. Natürlich setze ich mich als Mitglied der Gesellschaft mit der Sache auseinander, bin erschüttert über die hohen Infektions- und Todeszahlen. Natürlich verändert sich mein Job, und natürlich haben wir auch als Familie zahlreiche neue Herausforderungen zu bewältigen. imgleftAber Musik bleibt meine Oase, ein kleiner Fleck Sorglosigkeit. Wenn ich am Wochenende in meinem Musikzimmer sitze und tolle Platten genieße, bin ich für ein paar Stunden rundum glücklich und kann alles um mich herum vergessen. Und genau dieses Gefühl möchten wir gern mit "The Lockdown Tapes" weitergeben. Wenn es auch nur eine einzige Person gibt, der wir etwas Hoffnung schenken können, kann die Mission schon als gelungen bezeichnet werden. Das mag kitschig klingen, aber was wäre Metal ohne ein gerütteltes Maß an Pathos? Eben!

Ich denke, die vier Eigenkompositionen auf der EP sind ausgesprochen stark, aber insbesondere auch sehr abwechslungsreich. Gerade 'Vengeance From The Grave' mit seinem hymnenhaften und schleppenden Charakter, dem 'Silent Killer' mit seiner, ich nenne es mal eingängigen Leichtigkeit, gegenüber steht, fallen hier auf. Habt ihr euch auf der EP ganz bewusst etwas breiter aufgestellt, oder werdet ihr künftig auch auf Albumlänge mehr experimentieren?

Matty: Vielen Dank für das Lob! So richtig bewusst war das eigentlich nicht. Als erster Song stand 'Pandemic Nightmare', den wir schon in einer frühen Version im März 2020 als Benefiz für das kurzfristig abgesagte Up The Hammers-Festival aufgenommen haben. Diese erste Version hatte einen Drumcomputer (wir konnten während des ersten Lockdowns nicht proben und wollten schnell reagieren können) und noch andere Gesangslinien, und wir wollten ihn noch einmal auf einer physischen Veröffentlichung haben. Der Song ist genau wie 'Unnatural Rites' ziemlich typisch für uns. 'Silent Killer' fällt vielleicht deswegen etwas aus dem Raster, weil es der erste Song ist, den unser Gitarrist Marc-Philipp für uns geschrieben hat. Das Stück ist ja recht "laid back" und hat diesen Hardrock-Vibe, der unseren Drummer Klaus-Gerald dazu bewogen hat, mir als Hausaufgabe zu geben, Kiss-artige Chöre dafür zu schreiben, haha. Das haben wir dann einfach mal gemacht, und es gefiel uns sehr gut. Der Song kommt auch meinem Solo-Spiel sehr zugute, da er sehr melodisch ist. Marc-Philipp spielt eine etwas wildere Sologitarre als ich, was sich meiner Meinung nach toll ergänzt. 'Vengeance From The Grave' ist mein Tribut an die frühen MANOWAR und auch BATHORY. Diese Nummer hätte auf "Masquerade" nicht funktioniert, weil ich sie zum Zeitpunkt der damaligen Aufnahmen noch nicht hätte singen können. Ich habe mich seitdem deutlich weiterentwickelt und hoffe, dass ich mich auf dem nächsten Album dahingehend noch einmal steigern kann. Zu guter Letzt haben wir ja noch TANKs 'Shellshock' an Bord, was eine starke MOTÖRHEAD-Schlagseite hat. Ich bin extrem glücklich, dass Jarvis Leatherby von NIGHT DEMON bereit war, ein paar Vocals zu der Nummer beizusteuern. Das wertet die ganze Geschichte noch einmal deutlich auf. Unterm Strich hast du aber recht, die EP hat nicht unbedingt einen erkennbaren roten Faden. Das liegt daran, dass wir unserer Kreativität einfach freien Lauf gelassen haben. EPs haben ja auch irgendwie die Tradition, mal ein anderes Gesicht einer Band zu zeigen. Trotzdem wollen wir weiterhin offen für andere Einflüsse bleiben – wir haben ja sowohl auf der EP als auch dem letzten Album "Masquerade" sogar ein paar Growls eingestreut, und auch auf dem nächsten Album wird wohl ein überlanger Song mit Hymnencharakter stehen.

Wie lief denn der Aufnahmeprozess ab? Wo habt ihr die EP eingespielt und inwiefern hindert euch die Pandemie am Proben und Aufnehmen etc.?

Matty: Für Proben ist es gerade keine gute Zeit. Wenn man sich denn einmal trifft, fühlt man sich fast wie ein Verbrecher, haha. Die Aufnahmen liefen daher getrennt ab. Nur die Gitarren haben Marc-Philipp und ich gemeinsam eingespielt. Für den Gesang war ich allein im Proberaum, Klaus-Gerald hat dort auch allein die Drums aufgenommen. Den Bass hat Marc bei sich zu Hause auf die Festplatte gegroovt. So etwas ist heutzutage ja zum Glück problemlos möglich, und wir sind auch alle technisch beschlagen genug, das ohne Weiteres hin zu bekommen. Damit das Ganze auch ansprechend klingt, haben wir einmal mehr Jörg Uken bemüht, der in seinem Soundlodge-Studio einen fantastischen Sound rausgeholt hat.imgright Wir wollen jetzt – sofern es die Regeln zulassen - wieder etwas mehr proben und weiter an neuen Songs feilen. Kürzlich haben wir einen No-Budget-Videoclip zu 'Unnatural Rites' veröffentlicht, für dessen Dreh wir uns immerhin – natürlich unter Einhaltung der notwendigen Hygienemaßnahmen - im Proberaum getroffen haben.

Das Cover finde ich total ansprechend, sowohl handwerklich als auch von der zugrunde liegenden Idee her. Welcher Künstler hat es umgesetzt und von wem stammt die Idee zu dem Motiv?

Matty: Das finde ich richtig toll, denn ich bin auch von dem Endergebnis begeistert. Die Idee dazu kam von mir, wir mussten nur jemanden für die Umsetzung finden. Wir hatten mehrere Wunschkandidaten, und am Ende ist es dann Kostas Tsiakos geworden, der uns vor allem mit seinem Cover der letzten SOLITARY SABRED-Scheibe "By Fire & Brimstone" (unbedingt reinhören, wer sie noch nicht kennt. Klassischer Metal mit Epic-Touch vom Feinsten!) schwer beeindruckt hat. Er ließ uns erst etwas länger warten, weil er extrem eingespannt war. Als er dann endlich frei war, lief die Zusammenarbeit aber völlig entspannt und professionell. Ein toller Künstler und wahnsinnig netter Mensch, der Ideen punktgenau umsetzen kann und auch noch viele Ergänzungen macht. Das Backcover mit dem Wrestling-Plakat hat er einfach so dazu gemacht, und das finde ich fast noch geiler als das Cover selbst. Ich denke, dass Kostas auch bei den nächsten Werken unsere erste Wahl sein wird.

Ich nehme an, EL DEMONIO NEGRO wird auch weiterhin eure Platten zieren? Er ist ja wirklich ein echt starkes Maskottchen. Wie seid ihr auf ihn gekommen und wer hat sich eigentlich diesen bekloppten Namen einfallen lassen? Ich meine, bei meinem nächsten Besuch in einem mexikanischen Restaurant hätte es mich nicht gewundert, wenn irgend so ein Höllen-Nacho-Gericht so heißen würde!

Matty: Haha, das wäre wohl möglich. Gern mit Chili Con Carne und frischen Habaneros garniert, das würde mir schon sehr gut munden. Natürlich wird El Demonio Negro unser Begleiter bleiben, bisher war er ja immer dabei. Ich wollte damals ein Maskottchen haben, weil man sich an so etwas erinnert und man leicht neue Szenarien kreieren kann, in denen es sich bewegt. Alle möglichen Monster, Eddies, Knarrenheinze und verrückte Schlachter waren aber schon belegt, einen mexikanischen Wrestler gab es dafür weit und breit noch nicht. Die Idee kam kurz vor der Veröffentlichung unseres Albums "Beast On The Attack" auf, und es zeigte sich, dass es wohl Schicksal war. Denn kurze Zeit später sprach ich mit meinem Freund Stefan Pohlmeier über ein Cover und schilderte ihm meine Idee, und er hatte zufälligerweise wenige Tage zuvor ein Bild von einem mexikanischen Wrestler gezeichnet, das es dann auch auf das besagte Cover schaffte. Eigentlich macht Stefan keine Cover-Auftragsarbeiten, weshalb wir doppelt Glück hatten. Der Name kommt aus einem Namensgenerator für mexikanische Wrestler. Ich gab dort meinen vollen Namen Matthias Weiner ein, und der Algorithmus spuckte "El Demonio Negro" aus. Bingo, das war es, besser konnte es nicht werden. Verdammt geiler Name für einen Wrestler, und im Metal-Kontext auch mega!

Ihr habt Euch auf der EP für ein TANK-Cover entschieden. Wenn man mit eurer Musik vertraut ist, kann man natürlich von selbst auf eure musikalischen Einflüsse kommen, aber berichte dennoch bitte einmal selbst, was sich bei dir auf dem Plattenteller dreht oder lauthals unter der Dusche gesungen wird. Was sind deine musikalischen Haupteinflüsse?

Matty: Eigentlich würde als Antwort "Metal" reichen, denn ich bin in diesem breiten Genre weitgehend scheuklappenfrei (solange es halbwegs Old School ist und nicht "Nu" davor steht, haha). Auch klassischer Rock und Hardrock finden sich reichlich in meinem Regal. Aber ich erzähl doch noch ein wenig mehr, hehe. Ich habe im Februar 1991 mit Metal angefangen, das sind jetzt knapp über 30 Jahre. Nach meinen ersten Erfahrungen mit AC/DC, MAIDEN, METALLICA, W.A.S.P. und MANOWAR (in dieser Reihenfolge!), wollte ich es immer extremer und stand bereits im Sommer 1991 mit beiden Beinen im Death Metal. MORBID ANGEL, MORGOTH, DISMEMBER, UNLEASHED, CARCASS, DEATH, MASSACRA (ja, die Franzosen. Trotz des Klassikers "From Beyond" ziehe ich das "a" dem "e" am Ende vor) und noch viele weitere ließen mich vor Begeisterung ausrasten. Thrash kam witzigerweise erst später dazu. Ich kannte kein Sättigungsgefühl, es musste immer mehr sein. Und weil ich als Schüler natürlich chronisch pleite war, war der CD-Verleih mein zweites Zuhause. Dort habe ich mir alles, was irgendwie nach Metal aussah, für 2 DM über Nacht oder Wochenende ausgeliehen und auf Tapes überspielt. Da Tapes aber auch Geld kosteten und der wertvolle Platz genutzt werden musste, wurde wild gemixt, so dass sich auch schonmal Florida-Death Metal und britischer Hardrock auf einem Tape befinden konnten. Klar habe ich auch den einen oder anderen Original-Tonträger erworben, und gerade zu den üblichen Festen gab es immer mal was. Wenn du von deinen Eltern zu Weihnachten "Been Caught Buttering" von PUNGENT STENCH unter imgleftden Baum gelegt bekommst, hast du verdammt coole erwischt! Anekdote am Rande: Jahre später habe ich mal eine BATHORY-Vinylbox von ihnen bekommen, die mein Vater sich zur Arbeit hat liefern lassen. So kam es also, dass eine bestimmte Sparkassenfiliale sich bis zu seiner Pensionierung regelmäßig ausgerechnet über den Perverted Taste-Newsletter freuen durfte, hahaha. Ich habe dahingehend nie Probleme in meinem Elternhaus gehabt und maximale Toleranz erfahren, was ich sehr zu schätzen weiß. Ich kann mich erinnern, dass ich meiner Mutter wochenlang in den Ohren lag, dass ich mir "Human" von DEATH kaufen wollte, und als ich mir endlich die Hälfte des Kaufpreises zusammengeknausert hatte, gab sie mir Rest dazu. Dafür bin ich heute noch dankbar. Habe ich nicht großartige Eltern? Ich schweife wohl gerade etwas ab. Meine musikalischen Haupteinflüsse liegen also im Death Metal der frühen Neunziger, im Thrash, im klassischen (US) Metal und natürlich der NWoBHM. Letztere Bewegung habe ich irgendwann einmal in mich aufgesaugt, und selbst als jemand, der sich schon eingehender damit beschäftigt hat, findet man immer wieder neue Perlen, die irgendjemand aufgetan hat. Der absolute Wahnsinn, was da alles in den letzten Jahren von Labels wie High Roller Records, Cult Metal Classics, Skol Records und anderen veröffentlicht worden ist (ganz zu schweigen von den US Metal-Pendants wie Stormspell oder Arkeyn Steel). Das Schöne an der NWoBHM ist, dass sie so viele unterschiedliche Bands hervorgebracht und Subgenres bedient hat. Von eher biederem Hardrock über Proto Metal bis hin zu Doom und Speed Metal ist alles dabei, was Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger denkbar war. Vieles davon erfährt ja aktuell eine kleine Renaissance, was ich richtig klasse finde. Es ist ja nicht nur toll, eine Band wie TRAITOR'S GATE auf dem Keep It True spielen zu sehen, auch ihre Freude darüber, dass 40 Jahre später noch Menschen zu ihrer Musik steil gehen, steht den meisten Musikern ins Gesicht geschrieben und macht mich einfach glücklich. POWERGAME haben sich nach dem gleichnamigen TOKYO BLADE-Song benannt (die für mich schon noch NWoBHM sind, obwohl sie eigentlich zu spät dran waren), und Bands wie diese sind dann ja auch schon richtiger Heavy Metal und keine Pioniere mehr. Dennoch spielen sie verdammt gute Musik, und nur darauf kommt es an. Meine absoluten Lieblingsbands sind allerdings MERCYFUL FATE/KING DIAMOND, MOTÖRHEAD, SACRED STEEL, RIOT und OVERKILL. Diese fünf dürften auch alle irgendwie in meinen Songs hörbar sein. Meine favorisierten Gitarristen sind Andy LaRoque und Gary Holt (wobei es natürlich hunderte andere großartige gibt), und bei den Sängern gibt es zu viele gute, um Favoriten zu nennen. Einen möchte ich aber doch nennen, und das ist Todd Michael Hall. Jemand, der alle RIOT-Phasen überzeugend gesanglich interpretieren kann, ist so selten wie ein kühles Bier in der Sahara, was ein Monster von einem Sänger!

Erzähl uns doch etwas über den Rest der Band und den musikalischen Hintergrund deiner Mitstreiter. Wie habt ihr euch zusammengefunden? Wart ihr schon vorher Kumpels, oder habt ihr euch über die Band kennengelernt?

Matty: Die jetzige Besetzung besteht zu drei Vierteln aus der Band LOST WORLD ORDER, in der ich seit 1994 aktiv war (bzw. noch bin). Insofern kannten wir uns wohl schon ein wenig, hahaha. Lediglich unser Gitarrist Marc-Philipp kam erst 2019 hinzu. Er ist deutlich jünger als wir anderen und tritt uns mit seinem Enthusiasmus ordentlich in die Hinterteile. Er ist ein toller Gitarrist, versteht viel von Musiktheorie und kann auch prima singen, was wir zukünftig auch live nutzen werden. Marc-Philipp spielt auch in der Thrash-Band BLOODVALE und ist musikalisch ähnlich geprägt wie ich, wenn das Pendel auch vielleicht etwas mehr in Richtung brutale Musik ausschlägt als bei mir. Klaus-Gerald kommt aus dem Black Metal und war bei der zweiten Welle Mitte der Neunziger an vorderster Front dabei. Aufgrund seines Berufs als Veranstaltungstechniker ist er allerdings anderen Musikrichtungen sehr aufgeschlossen und kann sich für vieles begeistern und von den unterschiedlichsten Genres inspirieren lassen. Marc ist ebenfalls im Extreme Metal zu Hause, mag es aber gern verschachtelter, progressiver. Er schätzt Musik, die ihn als Hörer fordert und bei der er immer wieder Neues entdecken kann. Wahrscheinlich ist deswegen 'Vengeance From The Grave' sein Favorit auf "The Lockdown Tapes". Wenn wir auf Konzerte fahren, läuft demnach im Auto gern mal ein bunter Mix, bei dem auch der eine oder andere mal die Augen verdreht, während die anderen total steil gehen. Aber die verschiedenen Geschmäcker sind das Salz in der Suppe, denn zum Beispiel ein Drummer, der vornehmlich auf Nicko McBrain steht, würde zu unserer Musik zwar bestens passen, uns kompositorisch oder entwicklungstechnischimgright aber kaum weiterbringen. Wir sind vier Musiker mit einem breiten Spektrum, die alle ihre Ideen einbringen und damit den POWERGAME-Sound kreieren. Ich bin am Ende des Tages derjenige, der die Spur hält und auf die Bremse tritt, wenn mal etwas zu weit abweicht. Aber das kommt recht selten vor, und oft kann man Ideen auch noch gemeinsam umarbeiten und in unseren Sound integrieren. Es lohnt sich auch, im Zweifel dranzubleiben. 'Silent Killer' etwa gefiel mir in seiner Ur-Version noch nicht so recht, und wir haben intensiv daran gearbeitet. Jetzt finde ich den Song großartig.

Es ist vielleicht etwas zu früh, bereits nach der Veröffentlichung der EP darüber zu sprechen. Aber wie geht es nun weiter? Wie sehen die Zukunftspläne von POWERGAME aus?

Matty: Es ist ganz und gar nicht zu früh, denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen für unser nächstes Album und haben bereits für September diesen Jahres das Soundlodge-Studio gebucht. Wir haben massenweise Material vorbereitet und müssen jetzt nur die Gelegenheit haben, es vernünftig zu proben und ihm den Feinschliff angedeihen zu lassen.

Du bist nicht nur mit POWERGAME unterwegs. Du hast ja auch noch die Thrash-Formation LOST WORLD ORDER am Start, die nunmehr auch schon auf vier Alben zurückblicken kann. Der Weg von LOST WORLD ORDER endet nun allerdings. Das Abschiedskonzert war für vergangenen Dezember in Bielefeld anberaumt, konnte aber aus bekannten Gründen nicht stattfinden. Was führte zu der Entscheidung, LOST WORLD ORDER nicht weiterzuführen?

Matty: Da gab es natürlich einige Faktoren. In erster Linie waren wir der Überzeugung, musikalisch alles gesagt zu haben. Wir hatten nach dem letzten Album "Tyrants" nicht das Gefühl, uns zukünftig noch steigern zu können. Dazu kam, dass wir irgendwie nicht vom Fleck gekommen sind, obwohl wir immer sehr engagiert waren. Wir haben wohl auch in Sachen Business oft aufs falsche Pferd gesetzt, was letztendlich auch zu Frust geführt hat. Wir hatten viele tolle Erlebnisse zusammen, und ich denke, dass keiner von uns irgendetwas bereut. Aber es ist jetzt auch okay, dass es ein Ende gefunden hat. Das Abschiedskonzert wird aber noch stattfinden, eine große Sause zum Abschluss muss sein.

So Matty, ich danke Dir, dass du dir für meine Fragen die Zeit genommen hast. Die letzten Worte gehören selbstverständlich dir!

Matty: Ich habe zu danken, es hat mir viel Spaß gemacht! Als Schlussbemerkung möchte ich mir erlauben, den Metal zu preisen. Ich bin mit 43 in einem Alter, in dem man nicht mehr nur nach vorne schaut, sondern auch nach hinten und zur Seite, und obwohl ich manches vermisse, das ich früher geliebt habe, leben wir doch in einer tollen und kreativen Zeit für gute Musik. Lemmy und Dio sind nicht mehr da, SLAYER in Rente, BLACK SABBATH wohl auch, MAIDEN, PRIEST, die SCORPIONS, AC/DC, MANOWAR und viele weitere werden in den nächsten Jahren folgen. Und obwohl wahrscheinlich nie wieder eine klassische Metal-Band die Arenen headlinen wird, ist die Szene lebendig wie noch nie. Zwischen Keep It True, Headbangers Open Air, Party.San, MIDNIGHT PRIEST, BLOOD INCANTATION und OLD MOTHER HELL gibt es nicht nur viel zu entdecken, sondern auch noch schwerst arbeitende Truppen wie NIGHT DEMON, die völlig verdient vor etwas größerem Publikum auftreten. Und auch wir als POWERGAME freuen uns über jeden Menschen, der sich unsere Musik anhört. Kommt mal auf einem Konzert dabei, sobald es wieder welche gibt, und gebt uns ein paar Biere aus, haha. El Demonio Negro will strike back!

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