Trespass - Footprints In The Rock

Review von baarikärpänen vom 09.01.2018 (3910 mal gelesen)
Trespass - Footprints In The Rock Oft kommt es vor, dass es mit einer Band so wie mit einer Flasche Wein ist. Man hat vor Ewigkeiten davon gekostet, sich eine Flasche als Reserve im Keller eingelagert, im Laufe der Zeit vergessen und dann kommt der Moment, in welchem man sich an das damalige edle Tröpfchen erinnert. Und da steht sie nun auf dem Tisch, der Korkenzieher griffbereit, aber man zögert. Was vor Urzeiten eine feine Rebe war, kann in all den Jahren zur muffig schmeckenden Plörre mutiert sein. Die Enttäuschung natürlich riesengroß.

Die Briten TRESPASS sind so ein Wein, der mir Anfang der 80er mehr als geschmeckt hat. Bisher stand der Name TRESPASS für eine DER Bands der NWOBHM, auch wenn es damals "nur" zu zwei Singles, einer EP und ihrem Beitrag zum wegweisenden "Metal For Muthas II"-Sampler reichte. Die Tatsache, dass lediglich IRON MAIDEN auf "Metal For Muthas I" und TRESPASS mit zwei Songs vertreten waren (alle anderen Bands jeweils nur ein Song), dürfte als Beleg reichen, welchen Stellenwert TRESPASS damals hatten. Zugegeben, ich hatte sie etwas aus den Augen verloren. Die Longplayer von 1993 und 2015 gingen total an mir vorbei. Und jetzt kommen die runderneuerten TRESPASS (lediglich Sänger/Gitarrist Mark Sutcliffe ist von der Urbesetzung noch an Bord), mit "Footprints In The Rock" um die Ecke.

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Bleibt also die Frage, was bietet "Footprints In The Rock"? Man muss, geht man vom Albumtitel aus, so brutal ehrlich sein und feststellen, dass es maximal für einige Kratzer im Stein reicht, aber leider nicht für komplette Fußabdrücke. Was TRESPASS aber nicht weiter stören sollte, denn welche Scheibe hat das in den letzten Jahren schon geschafft. "Footprints In The Rock" liefert genau das, was man von TRESPASS erwarten darf. Und ja, ich bin mir sicher, wäre die Scheibe 1982 erschienen, sie wäre mittlerweile ein echter Klassiker. Ist sie aber nicht, und nach heutigen Maßstäben ist "Footprints..." ein Album, das den Spirit der NWOBHM zwar zu jeder Sekunde atmet, aber für viele ein wenig zahm und altbacken daherkommen dürfte. Obwohl ... es gibt ja einen Markt für Truppen, die sich an IRON MAIDEN orientieren, wie vor einigen Wochen die an anderer Stelle reviewten STARBLIND. Deren Fokus liegt aber auf der mittleren Phase der eisernen Jungfrauen, während TRESPASS in Songs wie 'Be Brave' oder 'Footprints In The Rock' doch eher die 80er-Alben MAIDENs zitieren. Der Opener 'Momentum' dagegen schippert eindeutig im Fahrwasser von frühen SAXON. Den Vorwurf der Abkupferei darf man allerdings gleich wieder wegpacken, weil die Songs von TRESPASS schon früher diesen Einschlag hatten. Lediglich der Album-Closer 'Music Of The Waves', mit seinen pseudo-philosophischen Lyrics, fällt musikalisch aus dem Rahmen und ist verzichtbar. Wenn man das alles berücksichtigt, keine High End-Produktion erwartet und gut mit einem Album kann, dessen Songs sich vornehmlich im Midtempo-Bereich bewegen (abgesehen vom flotteren 'Momentum'), ist man mit "Footprints In The Rock" gut bedient. Und TRESPASS haben eine Scheibe veröffentlicht, die als exzellentes Bewerbungsschreiben für einen erneuten Auftritt auf dem HOA allemal reichen sollte.

Nun ist die Flasche also geöffnet, der Wein im Glas, vorsichtig nimmt man den ersten Schluck und lehnt sich beruhigt zurück. Auch wenn nach so langer Zeit dieses Prickeln von damals etwas verloren gegangen ist, es mundet immer noch vorzüglich.



Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Momentum
02. Be Brave
03. Mighty Love
04. Prometheus
05. Footprints In The Rock
06. Little Star
07. The Green Man
08. Dragons In The Mist
09. Beowulf And Grendel
10. Weed
11. Music Of The Waves
Band Website: www.trespassband.com/
Medium: CD
Spieldauer: 51:54 Minuten
VÖ: 12.01.2018

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