Satyricon - Deep Calleth Upon Deep

Review von T.Roxx vom 06.10.2017 (6502 mal gelesen)
Satyricon - Deep Calleth Upon Deep Mit "Deep Calleth Upon Deep" veröffentlichen SATYRICON in diesen Tagen ihr neuntes Studioalbum. SATYRICON ist vermutlich nicht nur die erfolgreichste, sondern auch musikalisch gefährlichste Black Metal-Band des gesamten Genres. Inwiefern "musikalisch gefährlich"? In ihrer mittlerweile seit 1992 andauernden Karriere klang keines ihrer Veröffentlichungen so, wie die jeweils vorangegangene. Die Weiterentwicklung ihres Stils war mal eher marginal, mal weitreichend (man denke nur mal an die plötzlichen Experimente mit Industrial) - was ihnen allerdings innerhalb der Szene nicht nur Unterstützung, sondern auch teils harsche Kritik einbrachte. Aber die konstante Veränderung ist Programm im Hause SATYRICON, wie mir Frost im persönlichen Interview (Interview) zu Verstehen gab. Gerade nach dem letzten, schlicht "Satyricon" betitelten Longplayer von 2013 fragten sich nicht wenige, wie wohl ein neues Studioalbum von SATYRICON klingen möge - der ein oder andere fürchtete sogar, sie würden sich komplett vom Black Metal-Genre abwenden, da auf dem selbstbetitelten Album erstmals Kompositionen enthalten waren, die zumindest musikalisch so rein gar nichts mit Black Metal zu tun haben scheinen. Nun ist es also da und "Deep Calleth Upon Deep" soll laut Frontmann Satyr einen umfassenden Neubeginn und eine neue Ära für die Band darstellen.

Allerdings vergessen SATYRICON niemals ihre Wurzeln - das versichern sie dem Fan schon auf dem Cover, auf dem das Gemälde "Todeskuss" von Edvard Munch abgebildet ist. Die Gemälde von Munch sind eigentlich von Anbeginn der zweiten Welle des Black Metals gern genommene Covermotive. Und gerade dieses ist im Kontext zu Satyrs bekannt gewordener Erkrankung sicher nicht zufällig gewählt. Das rein in schwarz-weiß gehaltene Cover weckt gleichzeitig Erinnerung an den ersten Longplayer "Dark Medievel Times". Ob die Musik so tiefsinnig ist, wie die Aufmachung verspricht?

Der Opener 'Midnight Serpent' beginnt sehr fulminant und wäre musikalisch weder auf "The Age Of Nero" noch auf "Satyricon" deplatziert gewesen und vereint auch durch seine Tempowechsel sehr gut die Trademarks von SATYRICON (im letzten Drittel des Songs springt den Hörer sogar ein typisches Black Metal-Riff an, was an ganz alte Zeiten erinnert). Ein sehr gelungener Einstand, erstes Aufatmen beim Rezensenten. Die Tiefsinnigkeit und Vielschichtigkeit, die das Cover angekündigt hat, scheint sich in der Musik fortzusetzen. 'Blood Cracks Upon The Ground' vereint ebenfalls musikalisch Elemente aus verschiedenen Zeitpunkten der Band und verbindet diese mit einem klassisch anmutenden Gitarrenthema, was sich recht schnell im Gehörgang festsetzt. Auch dieser Song knallt recht fett aus den Boxen. 'To Your Brethren In The Dark' ist ziemlich langsam, behäbig, aber auch majestätisch. Auch hier stechen die prägnanten Gitarrenharmonien und das abwechslungsreiche Schlagzeugspiel deutlich heraus und prägen den Song, der sich sozusagen als Ballade des Albums entpuppt. 'Deep Calleth Upon Deep' mutet zunächst durch ein sehr modernes Gitarrenthema etwas fremdartig an, enthält unter der Oberfläche allerdings tatsächlich einige Elemente, die an den Hit 'Mother North' erinnern. Der opernhafte Frauengesang ist allerdings ziemlich gewöhnungsbedürftig. 'The Ghost Of Rome' wird gar von einer relativ fröhlichen, geradezu poppigen Gitarrenmelodie eröffnet und auch da isser wieder ... opernhafter Gesang. Musikalisch klingen zwischendurch mal Assoziationen zu 'K.I.N.G.' durch; bisher aufgrund seines geradezu fröhlichen Hauptthemas der gewöhnungsbedürftigste Song. 'Dissonant' will uns die Flötentöne beibringen. Von den Vocals erinnert der Song - der im Übrigen recht schnell Fahrt aufnimmt - an die Phasen von "Rebel Extravaganza" und "Volcano" gepaart mit einem leicht orientalischen Flair wegen der Bläserfraktion; dass der Titel musikalisch Programm ist, versteht sich fast von selbst.

'Black Wings And Withering Gloom' wird von Black Metal-typischen Gitarren und Blastbeats eröffnet und hat einen eindeutigen 90er-Flair. Wer immer noch bezweifelt, dass SATYRICON solches Material noch komponieren können, sollte sich das Stück mal sehr genau anhören. Darüber hinaus sind auch hier aktuelle musikalische Fragmente verwoben. Das abschließende 'Burial' setzt vorwiegend auf eine Black'n'Roll-Attitüde und lebt vor allem von sehr interessanten Drumparts. Ein fulminanter Schlusspunkt unter ein wirklich in jeder Hinsicht vielschichtiges Album, das den Hörer definitiv beschäftigen will - soviel steht fest. Man kann bei "Deep Calleth Upon Deep" immer wieder neue Facetten heraushören und es enthält für meinen Geschmack nicht einen richtig schwachen Song. Wie die Band hier musikalische Querverweise in vergangene Tage in ein aktuelles musikalisches Konzept packt, ist für mich bisher einzigartig. Musikalisch klingt das Album wie eine kleine Zeitreise durch den SATYRICON-Kosmos und die Produktion ist natürlich auch über jeden Zweifel erhaben. Ich lege mich fest: Für mich ist "Deep Calleth Upon Deep" schon jetzt das Album des Jahres!


Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
01. Midnight Serpent
02. Blood Cracks Open The Ground
03. To Your Brethren In The Dark
04. Deep Calleth Upon Deep
05. The Ghost Of Rome
06. Dissonant
07. Black Wings And Withering Gloom
08. Burial Rite
Band Website: www.satyricon.no
Medium: LP
Spieldauer: 43:35 Minuten
VÖ: 22.09.2017

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten