Totengeflüster - Im Nebel Der Vergänglichkeit

Review von Metal Guru vom 27.08.2017 (4707 mal gelesen)
Totengeflüster - Im Nebel Der Vergänglichkeit TOTENGEFLÜSTER sagten mir nichts – bis gestern. Da kämpfte ich mich durch deren neueste Scheibe 'Im Nebel der Vergänglichkeit'. Titel wie 'Verfall Und Siechtum', 'Totengeflüster' (übrigens auch die erste Singleauskopplung), 'Des Mondes Bleiche Kinder', 'One With The Void' (hey, ein englischsprachiger Ausrutscher) oder 'Im Nebel Toter Träume' deuten in etwa an, worum es beim tödlichen Geflüster inhaltlich geht. Die Gitarren interpretieren diese vor Leben, Leidenschaft und Lust strotzenden Titel mit brachialster Breitbandbratung und exzessivst exekutierte triolische 16tel-Bassdrums ersticken jede noch so feinsinnige kompositorische Absicht im Keime. Dazu brummelt der Bass ins Bodenlose und es wird gebellt, gefaucht, gekeift, geschrien, gezetert, dass es (k)eine wahre Freude (mehr) ist – je nach Erwartung/Geschmack/Prägung. Manchmal wird auch mahnend gesprochen und noch manchmaler unternimmt ein klagendes Klavier zusammen mit sterilen Streichern den verzweifelten Versuch, akustischen Ausgleich zu schaffen – meist mit Erfolg!

Die Toten nennen sich Frevelsaat (Gitarre), Frostbitten (Drums und Percussion), Narbengrund Nihilis (Vocals und Lyrics), Teufelskald (Bass) und Todleben (Gitarre, Orchestrierung und Artwork). Ja, so muss man (oder in diesem Fall auch Frau) wie in schwarzmetallischen Kreisen üblich wohl heißen und so muss Mann/Frau vor allem auch aussehen: Ketten, Lack, Leder, Makeup, Matten, Nieten, Piercings, Schnallen, Sporen und um Teufels Willen NICHT lächeln! Ahnte ich nicht, dass diese vier Herren und diese eine Dame im realen Leben ihren daily jobs nachgingen, hätte ich vielleicht Angst vor ihnen – so nicht. Laut dieser Credits spielt niemand die überall auftauchenden, z.T. sogar ziemlich dominanten Keyboards (beste Beispiele: das Intro und Track 12). Ich nehme an, dass es sich bei allen Chor-, Klavier- und Orgelklängen um besagte Orchestrierungen handelt, die dementsprechend (vor-)programmiert wurden, was in der zwielichtigen Zone zweifellos an der Nachtordnung zu sein scheint. Das bedeutet für anstehende Auftritte entweder einen zusätzlichen (Live-)Keyboarder oder das alte gute Playback und einen Schlagwerker mit Fernsteuerung (aka Klick) im Schädel (aka Ohr).

Das Geflüster der tödlichen Truppe umfasst diesmal zwölf Songs, dauert exakt 53:49 Minuten und entfernt sich weder bei Hochgeschwindigkeitsläufen noch Tieffrequenzgetöse rhythmisch übermäßig weit vom volksvereinenden 4/4tel, zu Deutsch: es darf gebangt werden: mal müde, mal medium, mal maximum speed – sehr zur Freude der direkt danach aufzusuchenden Chiropraktiker. Rein harmonisch/melodisch/musiktheoretisch kann ich selbst nach dreimaliger Hörung auf der gesamten Scheibe noch immer keinen einzigen lichten Moment in Form irgendeiner durigen Passage entdecken – ein einziges gigantisches Mollgemetzel, das von synthetischen Chören, Kirchenorgeln und Streichern unheilvoll dauerhinterlegt wird. Die Produktion attackiert aggressiv bis zum Anschlag, derbe-dicht-düster, klaustrophobisch kompakt, lärmiglaut und vor allem: verzerrt – wie schwarzes Metall oder metallischer Tod oder tödliches Schwarz eben klingen müssen. Verantwortlich hierfür zeichnet übrigens der mir vollkommen unbekannte Andy Classen, der das tödliche Geflüster in den Stage One Studios für die nächste Ewigkeit gemixt und gemastert hat.

"Im Nebel Der Vergänglichkeit" ist nach TOTENGEFLÜSTERs 2012er "Vom Seelensterben" ihre zweite offizielle Veröffentlichung, die mal wieder überhaupt nicht deutsch klingen will. Naja, bei DER Art und Weise, ein ursprünglich für traditionellen Gesang konzipiertes Mikrofon derart zweckzuentfremden, kann zumindest ich selbst beim besten Willen keine eindeutige Sprache identifizieren – ich hab’s eh nicht so mit diabolischen Dialekten & Co. Dann schauen wir mal, wo die Reise für die Fünf in Zukunft hingeht, ob noch weitere schaurige Scheiben erscheinen oder die triste Trauertruppe im Nebel ihrer eigenen Vergänglichkeit untergeht...

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Ein fernes Irrlicht
02. Ein Spiegel der nur Lügen speit
03. Fahle Mähre
04. Verfall und Siechtum
05. Von purpurn blühender Dämmerung
06. Styx
07. Totengeflüster
08. Ich lebe
09. Des Mondes bleiche Kinder
10. One with the void
11. Creatio ex nihilo
12. In Nebeln toter Träume
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 53:49 Minuten
VÖ: 18.08.2017

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