Oceanwake - Earthen

Review von Zephir vom 12.03.2017 (4476 mal gelesen)
Oceanwake - Earthen Mit "Earthen" haben die Finnen OCEANWAKE den letzten Teil ihrer Progressive-Doom-Trilogie in Blei gegossen und aus Kristall geschliffen. Gemeinsam mit Jonne Järvelä (KORPIKLAANI) produzierten Eero Haula (Vocals), Ville-Veikko Laaksonen (Vocals und Gitarre), Martti Koski (Gitarre), Jarkko Mäkelä (Bass) und Mikko Kulju (Drums) den Nachfolger von "Kingdom" (2013) und "Sunless" (2015) und ließen sogar einen Promo-Clip drehen. Für diesen wurden Harri Haataja und Vesa Ranta angeheuert, die man aus eindrucksvollen Arbeiten für DARK TRANQUILITY und SÓLSTAFIR kennt. "Earthen" besteht in seiner Gesamtlaufzeit von einer guten Dreiviertelstunde aus nur mehr zwei Tracks. Und wie die Vorgängerwerke mischt auch dieses neue Album unterschiedlichste Stile und Einflüsse von Doom, Death, Prog und Post Metal.

"Earthen" schwankt zwischen trostlos verlassenen, einsamen Klangwelten, zornigem Riffing und lyrisch verschwimmenden Harmonien. Zunächst rauschen Wind und Wetter, von entfernt klingt irgendwo in der Landschaft ein hell schlagendes Maschinenarsenal. Dem einsetzenden stark verzerrten, einsamen Industrial-Riff folgen eine ätherische Sologitarre und eine leicht summende Basslinie. Die sparsam eingesetzten Drums bauen jene Art von Spannung auf, die den gleich anfallenden dröhnenden Doom-Lärm schon antizipieren lässt: zweistimmig fallen die harschen Vocals ein - für einige Takte zwischen Wut und Depression mäandernde Stimmung - und dann: ein Flüstern, das übergeht in vieldimensional verhallenden Cleangesang und transparente Post-Metal-Sphären. Die Spannung steigt immer wieder mit von jeglicher Grundtonart weit entfernen Ostinati, mit schmerzhaften Dissonanzen, die jegliches Harmoniegefühl auflösen, und durch das zeitweilige komplette Aussetzen der Drums. Sie entlädt sich dann vorübergehend in experimentierfreudigem Getrommel und aggressivem Gitarrengeschrammel, ohne sich je ganz aufzulösen.

"Earthen" schürft in den tiefsten Tiefen kalt steinerner Sedimente, atmet luftig-leichte Windbrisen, lässt das Licht verhalten zögern, durch eine dichte Nebeldecke zu dringen. Das Raum und Zeit füllende Klanggebilde gefriert zu bizarren, filigranen Eisskulpturen und zerschmilzt in zerstörerisch wogende Wellen. Die beeindruckenden Soundscapes vermitteln den gleichen Eindruck, den auch das Coverart assoziieren lässt, das übrigens der Kamera des kanadischen Fotokünstlers Chris Luckhardt entstammt: tiefgrau, hier und da ein seltsam helles Leuchten, industrielle Stahlklänge, die im Nirgendwo zu enden scheinen, dazwischen nicht zu domestizierendes, wildes Eigenleben.

Unbedingt anschauen sollte man sich dazu den sechsminütigen Videoclip, der einen Teil aus dem ersten Track 'Storm Sermon' untermalt.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Storm Sermon
02. In Amidst The Silent Thrones
Band Website: www.facebook.com/OceanwakeFi
Medium: CD
Spieldauer: 45:13 Minuten
VÖ: 10.03.2017

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten