Lotus Thief - Gramarye

Review von Zephir vom 15.10.2016 (4592 mal gelesen)
Lotus Thief - Gramarye Von Beginn an hatten sich LOTUS THIEF ein hehres Ziel auf die wehenden Fahnen geschrieben: "Lauding knowledge and illuminating ancient words and art through song" ("Altes Wissen bewahren, antike Schriften und Kunst durch Musik erhellen"). Das tut das Zweiergespann etwa seit 2014, als das Debüt "Rervm" erschien und die musikalische Mischung aus Post Black Metal und Ambient Kritiker und Konsumenten dazu anreizte, die beiden Kalifornier mit Kollegen wie ALCEST, LOCRIAN oder auch A FOREST OF STARS zu vergleichen. Moment, habe ich Kalifornier geschrieben? Wahrhaftig, Roberto Martinelli aka Otrebor (Drums) und Bezaelith (alles andere) stammen aus San Francisco. Immerhin haben sich in jüngerer Vergangenheit schon allerhand Musiker von Übersee einen Namen in der Sparte gemacht, etwa mit Formationen wie LITURGY. Ein gemeinsamer Nenner der experimentellen Post-Black-Bewegung scheint auf inhaltlicher Ebene der Hang zur Philosophie und Schöngeisterei zu sein, auf grafischer Ebene eine Vorliebe für (Post-)Jugendstil-Artworks.

In diese Reihe fügt sich auch das zweite Album von LOTUS THIEF. Es heißt "Gramarye", im archaischen Wortsinn das mystische Lernen, das Okkulte, Magie. Inhaltlich beziehen sich die Tracks auf verschiedene Text- und Themenquellen unterschiedlicher Kulturen von der Antike bis in die Moderne: aus der Antike haben LOTUS THIEF das Ägyptische Totenbuch und Homers Odyssee ausgegraben, aus dem europäischen Mittelalter die Merseburger Zaubersprüche, und für das 20. Jahrhundert bot sich Aleister Crowleys Book Of Lies an.

Musikalisch ist "Gramarye" noch ätherischer als der Erstling, bietet ausladende Soundscapes mit viel meditativem Ambiente und immer wieder mit spaceigen Rock-Elementen. Das Maß an Metal ist wie erwartet eher unterdurchschnittlich und eher durch den Gitarrenverstärker denn über die Drums auszumachen. Dass sich das Genre vom gern als unreif verschrienen Satans-Okkultismus der Alten bekanntermaßen frei machen möchte, hindert auch LOTUS THIEF nicht daran, exzessiv mit zeremoniell waberndem Gesang zu arbeiten, in diesem Falle die feminine Stimme der Komponistin Bezaelith.

So wirklich sophisticated kommt "Gramarye" folgerichtig nicht rüber, sondern eher esoterisch - im positiven Wortsinn, meditativ, magisch. Anhängern dieser Richtung wird sich unweigerlich die Frage stellen, ob dies am Ende nicht vielleicht doch das Gleiche ist.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Book Of The Dead
02. Circe
03. The Book Of Lies
04. Salem
05. Idisi
Band Website: lotusthief.com/
Medium: CD
Spieldauer: 44:00 Minuten
VÖ: 16.09.2016

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