Lycus - Chasms

Review von grid vom 07.02.2016 (3455 mal gelesen)
Lycus - Chasms Funeral Doom ist nichts für Bruder Lustig. An der Mauer der lange gehaltenen Töne prallt jede Lebensfreude ab, das vertonte Elend kriecht in die Knochen, drückt zentnerschwer auf die Schultern und die Füße werden auch noch kalt vom Rumstehen in der modrigen Gruft. Ruhe im Karton: ausgezappelt.

Dass das glücklicherweise nicht die einzig selig machende Maxime der US-Amerikaner LYCUS ist, beweist der lebhafte Auftakt von 'Solar Chamber'. Der Song beginnt mit gedehntem Klargesang, zu dem sich tiefes Growlen gesellt, und steigert sich allmählich in eine wilde Mischung aus Raserei, Screams und aufblitzenden schwarzmetallischen Riffs. Das gefällt mir augenblicklich, hat Atmosphäre und bietet Spannung. Ist der dramatische Höhepunkt überwunden, drosseln LYCUS die Energie und bringen den Song in ruhigeres Fahrwasser. Der Puls sinkt, ein Viertel der Gesamtspielzeit des Albums ist rum und die Latte liegt ziemlich oben. 'Chasms' betont dagegen in den ersten fünf Minuten die unspektakuläre Trägheit. Ein paar schnelle Passagen sorgen für Kurzzeitbelebung, das Drückende des Doom wird nicht vollends überwunden, was dem Song eine unbestreitbar dichte Atmosphäre verschafft, die zum Schluss noch mit traurigen Celloklängen von Jackie Perez Gratz herausgestrichen wird. Muss man sich öfter anhören. 'Mirage' schwingt sich erst mal in luftigere Gefilde, zumindest eineinhalb Minuten lang, bis die Growls den Song in die doomigen Tiefen zurückholen und die verschiedenen Gefühle der Trauer gespiegelt werden, wie sie sich teilweise in wütenden und angsterfüllten Molltönen winden. 'Obsidian Eyes' ist der schwerfälligste und auch melancholischste Song des Albums, der zwar über weite Strecken etwas belanglos dahinkriecht und für meinen Geschmack zu stark auf die Lethargie des Funeral Dooms setzt, sich aber am Ende mit einem besonders traurig-hypnotischen Ende hervortut, das dann auch ein Stück weit nachklingt.

Und damit ziehe ich Bilanz: Trevor DeSchryver, Jackson Heath, Bret Tardiff und Dylan Burton geben der getrübten Stimmung viele scharfe Facetten, die richtig glänzen. Jedoch gibt es auch ein paar blinde Flecken, die weniger Eindruck hinterlassen. Einige Male bleiben sie die Spannung schuldig und können mich nicht richtig mitziehen. Da hätte ich mir einfach ein wenig Toberei gewünscht. Wer DISEMBOWELMENT, MOURNFUL CONGREGATION, BELL WITCH und auch INTER ARMA nicht abgeneigt ist, hört rein und gibt noch einen Blutstropfen drauf.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Solar Chamber
02. Chasms
03. Mirage
04. Obsidian Eyes
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 44 Minuten
VÖ: 15.01.2016

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