Ektomorf - Instinct

Review von Souleraser vom 18.03.2005 (7787 mal gelesen)
Ektomorf - Instinct EKTOMORF werden von vielen als einer *der* Geheimtipps 2004 gehandelt. Nach ihrem Überraschungserfolg "Destroy", dem insgesamt fünften Studioalbum, absolvierte die Band 2004 umjubelte Gigs auf dem WACKEN OPEN AIR, dem WITH FULL FORCE FESTIVAL sowie ROCK AM RING und ROCK IM PARK. Einen kleinen Eindruck in das neue Material konnte der geneigte Fan schon im Frühjahr 2005 auf der gemeinsamen Tour mit KREATOR, DARK TRANQUILLITY und HATESPHERE gewinnen.

Der erste und vermutlich unweigerlichste Begriff, der Langzeit-Metalheads beim Lauschen der EKTOMORF'schen Klänge durch den Kopf geht, dürfte SEPULTURA sein, vielleicht auch SOULFLY. Kein Wunder, hat die aus Ungarn stammende Band doch den Stammesgedanken und das südamerikanische Esprit in ihre Stücke packen können und damit Songs voller Wut, Power und Energie geschaffen. Möchte man EKTOMORF als Alternative zu SOULFLY oder Fortsetzung von SEPULTURA mit Max Cavalera sehen, so ist auch "Instinct" ein wenig wie das Verbindungsglied zwischen SEPULTURA mit und ohne Max.
Genug über den übermächtig erscheinenden Schatten aus Südamerika, EKTOMORF verdienen mehr als das.

Vergleicht man "Instinct" mit "Destroy", fällt auf, dass die Band insgesamt einen Reifeprozess durchlaufen zu haben scheint. "Destroy" wirkte insgesamt noch etwas wütender, aggressiver, insbesondere aber verspielter, um nicht zu sagen chaotischer. Gerade was das Songwriting angeht, haben EKTOMORF zugelegt. Die 12 Stücke auf "Instinct" wirken insgesamt stimmiger, in sich geschlossener und runder.
Nichts desto weniger sind die Stücke doch hinreichend abwechslungsreich, auch wenn hier ganz klar der größte Handlungsbedarf gegeben ist, der wiederum diesem Album auch eine höhere Wertung versperrt hat: zum Ende hin hat man schlicht den Eindruck, dass man die Songs schon gehört hat, obwohl durchaus einige interessante Experimente gemacht werden, so etwa bei 'Burn', dem wohl schnellsten und aggresivsten Song des Albums, der mit Sitar-Einlagen angereichert wurde oder dem rein instrumentalen 'Land of Pain'. In stolzer Tradition anderer extremer Bands wie NAPALM DEATH zeigt sich die Band etwa bei 'Fuck you all', einer recht extremen Hasshymne mit Hardcore- und Punk-Einschlägen, die textlich eine starke sozialkritische Prägung aufweist und zugleich als musikalischer, erhobener Mittelfinger angesehen werden kann. Auch 'United Nations' bezieht deutlich Stellung, konkret zum teilweise unverhohlenen Rassismus, dem sich Angehörige des Zigeuner-Volkes, dem auch die Farkas-Brüder, Shouter und Gitarrist Zoltan und Basser Csaba, angehören, ausgesetzt sehen. Das Stück beginnt mit einem gut eineinhalb Minuten dauernden Gitarrenintro, nimmt dann spürbar Fahrt auf, indem weitere Instrumente dazu kommen und entlädt sich schließlich in einem ordentlichen Gewitter. Ein kleines deja vu hatte ich übrigens bei 'Instinct', das schon rein musikalisch quasi exakt wie SOULFLYs 'Back to the Primitive' beginnt. Auch der "Appell" an den Instinkt, das wohl ursprünglichste und primitivste aller Lebewesen, könnte als "Tribut" in diese Richtung verstanden werden.

'I will' schließlich ist ein würdiger Rausschmeißer für ein gelungenes Album: Schnell beginnend, sich dann im Midtempo einpendelnd, zeigt der Song alle Stärken der Band komprimiert auf knapp vier Minuten Spielzeit: wütende, energische Songs, die einen förmlich dazu aufzufordern scheinen, durch die Gegend zu hüpfen und ein wenig mit den Ellbogen zu arbeiten...

Einziger echter Schwachpunkt des Albums scheint mir 'The Holy Noise' zu sein, für das mir vorrangig Begriffe wie "uninspiriert" oder "stumpf" durch den Kopf gehen, um nicht zu sagen: "langweilig". Der Song weist quasi keine Melodie auf, wummert nur vor sich hin und irgendwie weint man ihm keine Träne nach, wenn er vorbei ist.

Die Produktion des Albums ist gut gelungen. Auch bei höherer Lautstärke verursachten die Stücke noch Hörgenuss und kein Pfeifen im Ohr. Der Sound ist klar und druckvoll und bringt damit die Energie und Kraft der Songs überzeugend zum Hörer, egal ob im Ohrstöpsel über den Discman, aus den Aktivlautsprechern am Computer oder auf der teuren Anlage.

"Instinct" stellt das derzeitige Glanzlicht in der Discographie von EKTOMORF dar. Das Album kann ruhigen Gewissens allen Fans der Band empfohlen werden, seien sie nun von der Live-Aura, dem Vorgänger-Album oder aus ganz anderen Gründen begeistert. Auch - möglicherweise enttäuschte - Fans der zu Beginn genannten Bands dürfen hier bedenkenlos zuschlagen. Weil "Instinct" nicht nur Raum sondern gerade auch Potenzial für weitere Verbesserungen aufzeigt, haben EKTOMORF das Zeug dazu, in Zukunft Alben abzuliefern, die den Kult-Faktor der Cavalera-Kapellen überschreiten.

Bleeding Songs: Set Me Free, Show your Fist, Fuck You All, I will


Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
1.Set me free
2.Show your fist
3.Instinct
4.Burn
5.The holy noise
6.Fuck you all
7.United Nations
8.Land of Pain
9.I break you
10.You get what you give
11.Until the End
12.I will
13.Destroy (Bonus) (Enhanced Video Clip)
14.I know them (Bonus) (Enhanced Video Clip)
Band Website: www.ektomorf.com
Medium: CD
Spieldauer: 43:09 Minuten
VÖ: 28.03.2005

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