Arwen - Illusions

Review von Opa Steve vom 19.12.2004 (5175 mal gelesen)
Arwen - Illusions Hat eigentlich niemand die Rechte an dem Namen "Arwen", dass sich ein spanisches Oktett einfach mal diesen zu Eigen machen darf? Aber wer jetzt nach Genuss der literaturfälschenden Filme bei diesem Namen an eine naiv flüsternde Legasthenikerin mit spitzen Ohren und Entenschnabel denkt, liegt gründlich daneben. So tumb-romantisch wie Liv Taylor ist diese Mucke nicht. Überhaupt nicht romantisch, denn die laufenden Breaks und schrägen Taktwechsel sowie die ausgefeilte Rhythmik erinnern eher an Kopfmaterial wie Frickel Theater. Keine Keyboardteppiche, die von großen Landschaften erzählen, aber wohl filmmusiktaugliche Arrangements.

Nach dem musical-mäßig ausgearbeiteten Starter "Illusions" fesselt "Riding alone" als Prog-Variante europäischen Power Metals. Hoch interessant klingt hierbei bei den chorähnlich produzierten Gesangspassagen die Mischung aus Prog-Metal, hochwertigen Vocalproduktionen und modernen Soundanleihen. Der Refrain klingt gleichermaßig kitschig wie fesselnd. Ein schönes Werk.

Nach zwei etwas reinrassigeren Metalstücken zieht "Keltia" die Stimmung verdammt tief in den Keller. Oh bitte, reicht mir einen Lappen, damit ich den Schmalz unter meinen Speakern aufwischen kann. Wuaaahh! Glücklicherweise zieht "Fantasy or Reality" die Stimmung direkt danach etwas höher, welches am Ehesten mit dem Opener zu vergleichen ist. Aber mittlerweile stellt sich eine gewisse Ermüdung beim Zuhören ein. Die ständig ausgefeilten Riffs sperren sich immer mehr, und der sehr vordergründige und dominante Gesang zieht meinen Finger magisch auf die Skiptaste. Die Gitarren verkommen immer mehr als simples Podest für einen Riesensack von Gesangsnoten, und darauf stehe ich persönlich gar nicht. "By my own sight" bietet zu Beginn ein paar schöne Gitarrenlicks, aber auch dann geht der Singsang wieder extrem auf die Eier.

"Lullaby" markiert dann endgültig den Tiefpunkt dieser CD. Über diese furchtbare Schnulze will ich erst gar keine Worte verlieren. Nur so viel: wenn ich Balladen will, höre ich mir "Für immer" mit Doro an, aber nicht so 'nen Celine Dion Krempel.

Auch der Rest der CD bietet keinen weiteren Halt, den ich besonders hervorheben müsste. Ich meine sogar fast, dass "Touch the Sky" irgendwie eine peinlich-fröhliche 80er-Hitatmosphäre mitbringt. Och neee.

An der Scheibe gibt es technisch wenig auszusetzen. Saubere Produktion, die die Vielzahl der Stimmen klar abbildet. Absolut souverände Instrumentalleistung, und die Gesangsstimmen sind zwar sehr aufdringlich, aber wenigstens sauber. Die Arrangements sind ebenfalls von höherer Güte. Daher rette ich die Scheibe mit gezwungener Objektivität auf 7 Punkte. Rein subjektiv liegt für mich der Spassfaktor bei 0,0. Wer auf Prog mit viel Gesangsgedudel, betäubend glorifizierende Fantasy-Stimmung mit beinahe peinlich-kitschigen Auswüchsen steht, soll hiermit glücklich werden.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
Into the...
Illusions
Riding alone
Dance of Souls
Infinity
Keltia
Fantasy or Reality
No more tears
By my own sight
One reason to live
Lullaby
Somwhere in the Past
Touch the Sky
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 55:57 Minuten
VÖ: 12.11.2004

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