Embrace Of Disharmony - Humananke

Review von Opa Steve vom 01.06.2014 (3598 mal gelesen)
Embrace Of Disharmony - Humananke Romanus eunt domus? Der wunderbare Witz aller geplagten Latein-Schüler aus "Das Leben des Brian" greift auch immer wieder, wenn uns die Italiener mit ausgelutschtem Symphonic Power Metal überrollen und sich gegenseitig an eierlosen Sopran-Arien überbieten.

Bei EMBRACE OF DISHARMONY aus Rom trifft dies glücklicherweise gar nicht zu. Das Quartett, welches nach einem Demo und einer EP nun ihren ersten Longplayer produziert hat, liebt es - ganz Italiener - natürlich auch, die Klassik überall einfließen zu lassen. Ihr Mix aus Bombast, Orchester, Power Metal und Prog klingt dabei außerordentlich fett, wobei mir persönlich der Aufwand bei den Orchester-Arrangements besonders gut gefällt. Diese sind professionell ausgearbeitet und klingen authentisch. Nur an ganz wenigen Stellen bemerkt man ihren Sample-Ursprung. Für einen Newcomer von diesem Stand nicht übel. Aber auch sonst haben die Vier es drauf wie alte Hasen. Die Bandmitglieder dürften einen ausgesprochen erfahrenen Musiker-Background haben, denn sonst wäre ein so souveränes Werk nicht möglich gewesen. Das Material ist stark in seiner Dynamik, und es wurde viel Liebe ins Detail gesteckt. Schon allein der 10-minütige Opener 'Shards Of Apocalypse' ist ein hochkomplexes Stück von hart bis zart, von langsam bis schnell. Es gibt das fette Orchester, jazzige Pianos, dialoghafte Gesangskombinationen zwischen Mann und Frau und viel Power. Das Ganze geschmackvoll angerichtet auf einer großen Platte. Kein musikalisches Fastfood. Mir kommen spontan die Skandinavier in den Sinn, die ja auch oft ihren Metal bis Extrem Metal mit klassischen Einflüssen auf ihre ganz eigene Art anreichern. DIMMU BORGIR haben es vorgemacht, wie man Klassik und Härte elegant vermischt, und an ebendiese DIMMU-Phase erinnern auch einige Songs auf dieser Scheibe. Allen voran 'Dirge On A Soul Staring At The Stars' bedient sich sogar ähnlicher Keyboard-Sounds und endet genauso in einem guten schwarzmetallischen Orkan. Weitere nordische Parallelen erkenne ich in 'Identity' und 'A Descent In The Maelström', die aufgrund ihres teils giftigen Gesangs und ihrer speziellen Harmonien an die gnadenlos unterbewerteten DISMAL EUPHONY erinnern. Diese Mischung ist sehr angenehm, da sie nicht - wie in Italien so oft üblich - käsige Preludien runternudelt, sondern echt etwas im klassischen Sinne von "meisterhaft" aufbaut. Und sie scheuen sich nicht, weitere Genres hinzuzufügen, wenn es dienlich ist. 'The Edge Of Nowhere' ist progressiver Power Metal mit orientalischen (!) Einflüssen, ohne als Fremdkörper zu wirken. Und wenn man auf ordentliches Tasten- und Griffbrettgegniedel steht, ist man mit der Frickelei von 'By The Hands Of The Moirai' bestens bedient. Auch der souveräne Einsatz des Fretless-Bass kann in Titeln wie 'The Eternal Champion' oder 'Void' sehr feine Akzente setzen und so zum Gesamteindruck positiv beitragen.

Dass dabei Sängerin Gloria Zanotti eine gute stimmliche Figur abgibt, versteht sich bei den instrumentalen Ansprüchen der Band von selbst. Sie agiert recht facettenreich und ausdrucksstark. Es gibt hier und da leichte Ausrutscher, wo man sicher mit etwas mehr Zeit ein gelungeneres Arrangement oder einen besseren Take hätte erwischen können, aber bei einer Band mit dem frischen Stand auf dem Markt muss man auch die begrenzten Budgets betrachten, die trotz der dicken Produktion sicherlich nicht zu hoch gewesen sind.

"Humananke" ist ein Pflichtprogramm für alle Metalheads mit Musikdiplom, aber auch ein Must-Have für alle Freunde des progressiven Bombast-Metals mit klassischen Einflüssen, der genug Platz für ausgedehnte Headbanging-Sessions lässt.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Shards Of Apocalypse
02. Ab Nihilo
03. The Eternal Champion
04. Identity
05. The Edge Of Nowhere
06. Dirge On A Soul Staring At The Stars
07. By The Hands Of The Moirai
08. Void
09. A Descent Into The Maelström
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 58:05 Minuten
VÖ: 19.05.2014

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