East Of The Wall - Redaction Artifacts

Review von Zephir vom 03.12.2013 (3555 mal gelesen)
East Of The Wall - Redaction Artifacts Was heutzutage alles unter der Marke "Prog Metal" firmiert, führt sich ja in seinem zeitweiligen Epigonentum mitunter selbst ad absurdum. Wenn "Redaction Artifacts" nun als der Beweis von Authentizität schlechthin aus einem müde Phrasen wiederholenden Marken-Einheitsbrei herausgelobt wird, klingt das erst einmal ebenso interessant wie verdächtig. Beim Anhören des neuen Albums von EAST OF THE WALL verstärkt sich allerdings das Interesse, und der Verdacht verflüchtigt sich.

Der Bandname klingt für deutsche Ohren reichlich historisch. Dabei stammen EAST OF THE WALL aus New Jersey und fristen hierzulade eher ein Nischendasein, denn ihre Musik ist extrem eigenwillig und komplex. Dem neuen Album gingen bereits einige andere Platten voraus, unter anderem ein reines Instrumentalalbum ("Farmer's Almanac", 2008), was gemeinhin als Zeugnis überdurchschnittlichen musikalischen Könnens gedeutet werden kann. Und tatsächlich mangelt es den Prog-Metallern von EAST OF THE WALL an eben diesem nicht. In ihrem Fünf-Personen-Line-up bringen sie sagenhafte drei Gitarren unter, mit denen es reichlich vertrackt ans Werk geht.

Der kurze Opener mit dem kryptischen Namen 'Solving The Correspondence Problem' startet gleich mit so ziemlich allem durch, was das Album insgesamt zu bieten hat: an freie Atonalität grenzende Melodieführungen, wechselnde Metren, Polyrhythmik. Dazu ein Anklang von Sitar, der, wahrscheinlich erzeugt durch eine der Gitarren, das dem Progressiven gar nicht so selten mitschwingende dezent psychedelische Moment unterschiebt. Mit 'I'm Always Fighting Drago' zeigen die Fünfe dann, dass sie trotz allem echte Metaller sind: hier geht es mit dunklen Riffs und Aggro-Geshoute zur Sache, allerdings ohne auf die experimentelle Struktur zu verzichten (die sich dadurch auszeichnet, dass man sie nicht so recht zu erkennen vermag).

Zuweilen kriechen überraschende Indierock-Elemente ans Tageslicht, wie in "The Fractal Canopy", oder akustische Intermezzi irritieren mit Retro-Singer-Songwriter-Charakter ('The Methuselah Tree'). Lange verweilen tun diese Eindrücke allerdings nicht, da sie von Sludge- und Post-Einflüssen verwaschen werden, denen manchmal jazziger Charakter unterläuft. Der instrumentale Titeltrack wiederum ist plötzlich sphärisch-ambientös, nur um anschließend überzuleiten in des Albums Klimax, das über zehn Minuten lange, durchkomponierte 'Noir Filter'.

Zwischendurch eingestreuter Cleangesang erinnert an alte Prog-Größen vergangener Jahrzehnte, aber insgesamt lässt sich dieser Vergleich nur schwer halten. Mit "Redaction Artifacts" sind EAST OF THE WALL trotz verschiedener stilistischer Einflüsse und Parallelen, die sich möglicherweise zu anderen Bands ziehen lassen, weit entfernt von irgendeinem Stream. Natürlich sprechen sie damit nicht das ganz große Publikum an. Das Album richtet sich an echte Prog-Liebhaber, die ihre Musik speziell und eigenwillig brauchen. Die kommen dann aber auch voll auf ihre Kosten.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Solving The Correspondence Problem
02. I'm Always Fighting Drago
03. Obfuscator Dye
04. The Fractal Canopy
05. Arbiters Meet
06. Third-Person Camera
07. Excessive Convulsive
08. The Methuselah Tree
09. A Negligible Senescence
10. Redaction Artifacts
11. Noir Filter
Band Website: www.eastofthewall.com
Medium: CD
Spieldauer: 54:40 Minuten
VÖ: 29.10.2013

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