Hallig - 13 Keys To Lunacy

Review von Zephir vom 27.07.2013 (3779 mal gelesen)
Hallig - 13 Keys To Lunacy Schon seit geraumer Zeit bewegt sich etwas in der Black Metal-Szene. Hier stellt sich abermals ein neues Projekt vor: Hinter dem Namen HALLIG verbirgt sich eine junge Band mit Melodic-Touch, die 2010 in Nordrhein-Westfalen gegründet und von Folter Records unter Vertrag genommen wurde (jenem Label, bei dem auch einst TODTGELICHTER ihr erfolgreiches Black Metal-Debüt gaben, bevor sie mit gewagteren Stilexperimenten begannen). HALLIGs Musiker treten mehr oder minder anonym in die Öffentlichkeit: L. als Vocalist, F. und A. an den Gitarren, M. am Bass und J. P. an den Drums - so lautet das Line-up. Da die Newcomer also nicht mit den Namen bekannter Musikerpersönlichkeiten hausieren gehen, sondern in dieser Ausschließlichkeit unter ihrem Bandnamen firmieren, sollte dieser ein wenig genauer unter die Lupe genommen werden. Es formt sich das Bild einer kleinen ungeschützten Insel, die vom Sturm umtost und von der grauen Flut überspült wird. Nun hat die Meeres-Metaphorik ja in unterschiedlichsten Metal-Familien, vor allem aber bei den Nordmännern eine lange Tradition - meine Vermutung ist zunächst, dass HALLIG stilistisch gewisse konservative Gepflogenheiten ihres Genres wahren.

Bleiben wir einstweilen bei genanntem poetischen Vergleich. Mit ihrem Debüt "13 Keys To Lunacy" schreiten HALLIG melodiös voran, in der Technik ein wenig Old School, allerdings in geglätteter, sauberer Produktion, die auf Probenkeller-Soundeffekt verzichtet. Das ganze Album ist dabei durchzogen von schnörkelfreien Arrangements ohne Bombast und ohne größere avantgardistische Überraschungen. Fast durchgehend branden nordisch-schnelle Drums und angenehm schwankungsfreie Gitarrenriffs über dem Hörer zusammen, ein Track jagt den nächsten wie eine Flut von Sturmwellen. Man kann sich von diesem Album umspülen lassen.

Die teils englischen, teils deutschen Texte handeln typischerweise von Misanthropie, Hass, Wahnsinn und Einsamkeit, machen sich zum Teil ebenfalls die Metapher des weiten Ozeans zu eigen: Es ist die Sprache von "the sea of silence" und "the waves of lunacy" im Song 'Reinvigoration', der außerdem deutlichere Post Metal-Einschläge heraushören lässt. Hier erklingt neben dem zwischenzeitlichen Sound von Akustikgitarren auch erstmals Cleangesang, der sich durch eine erstaunliche Tiefe vom Black Metal-Gekreisch abhebt. 'Epiphany' und 'Nichts Als Stille' spielen ebenfalls mit zeitgenössischen Stilelementen, die sich vor allem in den klaren Harmonien der Riffs ausdrücken. '13 Keys' schließlich unterbricht sich selbst nach der Mitte des Songs, um in atmosphärischere Gitarrenklänge überzugehen, die einen mitreißen und wegspülen. Dann ist das Album aber leider viel zu schnell an seinem Ende angekommen.

Für eingefleischte Liebhaber des norwegischen Black Metal werden HALLIG zu lyrisch-melodisch rüberkommen, Fans von avantgardistischem Schwarzmetall hingegen könnten den Aufbau des Albums und der Musik als zu verhalten empfinden. HALLIG sind irgendwo dazwischen anzusiedeln. Man darf gespannt sein, ob sie dieser Linie treu bleiben oder sich vielleicht noch in die eine oder in die andere Richtung entwickeln werden. Diese vielversprechenden Newcomer haben sicherlich in Zukunft noch einiges bieten.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. If I am the Storm
02. Hadaler Traum
03. Reinvigoration
04. Am Firmament
05. Epiphany
06. Nichts als Stille
07. Unter Menschen
08. 13 Keys
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 49:10 Minuten
VÖ: 30.06.2013

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