Palehorse - Harm Starts Here

Review von Zephir vom 17.07.2013 (3552 mal gelesen)
Palehorse - Harm Starts Here Um es gleich vorwegzunehmen: das Album ist unkonventionell. Nicht nur, dass die englische Formation PALEHORSE ohne Gitarre auskommt. Zur Verstärkung der tieffrequenten Essenz gibt es gleich zwei Bässe, mit denen die fünf Musiker eine wahre Klangskupltur aus Bass, Drums, Elektrosound und Vocals zusammenbauen. Hardcore, Post Rock, Sludge, Doom - wie auch immer der experimentielle Stil genannt werden kann oder soll, der Titel des jüngsten Albums, zehn Jahre nach dem Debüt veröffentlicht, scheint programmatisch: "Harm Starts Here" ist eine durch und durch pessimistische, misanthropisch anmutende Platte.

Alles beginnt mit einer Frage, die da lautet 'What Is Wrong With You People' - vielleicht ist es auch eine Ankündigung, deren Inhalt nun folgt. Zunächst ein Bassostinato, dessen Töne in der Luft zu schweben scheinen. Das verunsichernde Thema wiederholt sich konsequent, das Schlagzeug setzt ein, steigert Tempo und Volumen, und spätestens jetzt macht sich bemerkbar, dass man beim zaghaften Beginn des Tracks die Boxen aus Unwissenheit zu laut aufgedreht hat: Die dynamischen Schwankungen innerhalb nur eines einzigen Songs sind gewaltig. Die Vocals wechseln unvermittelt von ruhigem Sprachfluss zu aggressivem Gekreische, teilweise minutenlang gehaltene Soundkulissen klingen verstörend wie defekte Maschinen. 'Charnel No. 5' deutet zwischenzeitlich sogar melodische Passagen an, die sich allerdings bald wieder im basslastigen Gedröhn verflüchtigen. Wer über das 'r' im Namen stolpert, der sei auf den englischen Begriff des 'charnel house' hingewiesen, das Leichenhaus.

Eine gewisse Vorliebe für längere Stücke ist auffällig (keines füllt weniger als vier Minuten, der Opener ist mit über elf Minuten ein richtiger Koloss), ebenso die Tendenz zu kryptisch-verschlüsselten Betitelungen. 'Full Power Anglo-Gambian Rinseout' beispielsweise, beginnend mit der Stimme eines Straßenpredigers, scheint soziale Problematiken von der Insel zu beackern, die sich dem gewöhnlichen Musikkonsumenten sicher nicht ohne Weiteres offen legen werden.

Aber für den gewöhnlichen Musikkonsumenten ist die live im Studio eingespielte Platte von PALEHORSE schließlich auch nicht produziert. Wer an lauen Sommerabenden die Matte schwingen möchte, sollte lieber die Finger davon lassen. Wer tiefergreifende Beschäftigung mit Struktur und Gehalt eines düster grollenden Werkes sucht, dürfte hier einiges zu entdecken haben.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. What Is Wrong With You People
02. Don't Bitch My Shit
03. Five Grown Men (Holding Hands And Staring At The Ocean)
04. Full Power Anglo-Gambian Rinseout
05. Bird Feed
06. Charnel No. 5
07. Skin Flick
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 54:09 Minuten
VÖ: 24.06.2013

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten