Shining (No) - One One One

Review von Opa Steve vom 06.06.2013 (4131 mal gelesen)
Shining (No) - One One One Man muss den Norwegern SHINING (nicht zu verwechseln mit den selbstzerstörerischen Schweden) eines lassen: sie sind innovativ und äußerst eigenständig. Somit heimsen sie bei mir schon mal echte Pluspunkte ein, denn nichts finde ich überflüssiger als eine Band, die klingt wie eine andere. Nun ist es aber im heutigen Metal-Segment, welches ja breit gestreut und an vielen Ecken auf höchst innovativem Niveau ist, nicht gerade einfach, seine Nische zu finden. So gingen die Norweger hin und nannten ihren Stil "Blackjazz". Nun, Seziermesser gezückt, desinfiziert, und dann gucken wir mal, was wir hier haben.

Der Sound ist primär kalt. Hat unterschwellige MINISTRY/NIN-Vibes und macht voll auf Psycho. Im Vergleich zu ähnlichen Kaputt-Künstlern sind SHINING aber deutlich seriöser und nicht so plakativ wie z.B. ein MARILYN MANSON. Die Strukturen sind allesamt kaum tanzbar, weil selbst der schönste 4/4-Takt irgendwann durch irritierende Breaks geht oder die Groove-Wechsel ständige Knoten in die Beine machen. Wie viele kalte Bands aus der morbiden Zwischenwelt oder dem Industrial setzen SHINING dennoch auf Wiederholung. Besonders einprägsame Parolen und Gitarrenriffs werden gerne breit ausgewalzt, aber nie auch nur einen Tick zu lang. Am Songwriting orientiert man sich auch hier und da am Stil des 90er Indie-Rocks. Songs wie 'My Dying Drive' sind extrem unbequem und mit viel akustischem Schmutz angereichert. Dann wiederum findet man echt kunstvolle Grooves mit ungewöhnlichen Taktfolgen und mutigen Experimenten am Gesang. Die ständigen "Yeahhyeahhyeahh"-Rufe in 'Off The Hook' gingen mir anfangs total auf den Senkel, aber mittlerweile finde ich diesen Song richtig gelungen, und diese Rufe sind sogar das I-Tüpfelchen. Ein sperriges Werk voller feiner Arrangements. Wer es noch deftiger in die anspruchsvolle Richtung mag, der möge 'How Your Story Ends' oder 'Walk A Way' als Anspieltipps notieren - schlichtweg ein Alptraum von Timing-Übung für jeden Musiker. Man kann daher auf jeden Fall festhalten, dass es SHINING sowohl im Songwriting als auch auf ihren Instrumenten faustdick hinter den Ohren haben. Das macht das Album nicht leicht verdaulich, aber interessant. Wie ich oben schon schrieb benötigt der Hörer einige Runden, um sich in diesem aberwitzigen Dickicht aus straightem Groove, rhythmischen Fallgruben und harmonischem Mimikri zurechtzufinden. Dazu kommt, dass einige Aspekte von SHINING wie schon auf den Vorgängeralben extrem an den Nerven zerren können. Diese Dauer-Wibbeligkeit muss man über die Distanz von 36 Minuten durchhalten können (Feuertaufe: 'Blackjazz Rebels'), und auch das Saxofon ist an vielen Stellen arg heftig für das seelische Wohlergehen. Wer das letzte IHSAHN-Album gehört hat, hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie Jorgen Munkeby Songs zertröten kann. Diese Faktoren muss ich einfach berücksichtigen, weswegen es SHINING nicht auf die Höchstnote schaffen, die sie ansonsten verdient hätten.

Für echte Sucher nach dem Besonderen in der Musik!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. I Won't Forget
02. The One Inside
03. My Dying Drive
04. Off The Hook
05. Blackjazz Rebels
06. How Your Story Ends
07. The Hurting Game
08. Walk Away
09. Paint The Sky Black
Band Website: www.shining.no
Medium: CD
Spieldauer: 36:52 Minuten
VÖ: 04.06.2013

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