Hotel Diablo - The Return To Psycho, California

Review von Contra vom 11.10.2012 (4142 mal gelesen)
Hotel Diablo - The Return To Psycho, California ChrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrzzzzzzzzzZZZZZZZZzzzzzzz... ChrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrzzzzzzzzzZZZZZZZZzHUÄCHREM! ÄHEM! Hä? Was? Oh... ich scheine eingeschlafen zu sein. Aber warum? So müde war ich doch gar nicht... was hab ich denn vorhin gemacht? Ok, erstmal den Sabberfleck auf dem Tisch wegmachen, dann scharf nachdenken.
Ach ja, ich hatte eine Promo zum Durchhören da. "The Return to Psycho, California", das Debütalbum von HOTEL DIABLO. "Eines der besten Hard Rock Alben aller Zeiten", hieß es. "Melodischer Southern Rock mit Herz", hieß es. Gut, habe ich mir gedacht. Ich mag ja STONE SOUR. Und VOLBEAT ist eine der genialsten Bands überhaupt. Sogar METALLICA haben mal sowas in der Richtung gemacht. Und wer weiß, vielleicht kippen sie ja sogar eine Prise MOTÖRHEAD mit rein.
Auf dem Cover befand sich ein weibliches Abdomen. Vom Bandfoto aus blickten mich freundliche Herren im besten Alter mit langen Haaren und schwarzen Klamotten an, von denen ich einen als Alex Grossi, seines Zeichens immerhin Gitarrist von QUIET RIOT, erkannte. Sollte also gut werden. Dachte ich. Ich habe nicht mehr in diesem Ausmaß falsch gelegen, seitdem ich damals den Grünen meine Stimme gegeben hatte.

Ich wähle den ersten Song, 'Taken', aus und drücke Play. Ein kräftiges, rockiges Riff erschallt. Ich denke: "Cool, VOLBEahscheiße, doch nicht." Nach 15 Sekunden ist der gute Teil des Albums auch schon wieder vorbei. Das Riff wird ausgetauscht gegen eine weinerliche Stimme, die zu Schlagzeugbegleitung irgendwas davon säuselt, wie sie sich an allen Lügnern rächen will. Überhaupt scheinen die vier Herren ein Embargo gegen gute Texte durchgesetzt zu haben. Jeder, wirklich jeder Song muss aus diesem einen Gespräch entstanden sein:

"Hey Alex, jemand hat mich angelogen!"
"Schreib doch mal nen Song drüber."

Meine Befürchtung bewahrheitet sich, die ersten 15 Sekunden sind tatsächlich die besten und 'Taken' das beste Lied des Albums. Ok, die Refrains sind eingängig und der Sänger gar nicht mal ganz schlecht, aber HOTEL DIABLO schaffen es mit bemerkenswerter Präzision, Lieder mit einem anständigen Riff zu beginnen und dann eine Wagenladung Schnulze draufzupacken. Und das so häufig, dass es Absicht sein muss. Das ist kein Rock. Rock hört sich anders an. Haariger. Männlicher. Die Kalifornier sind sich nicht mal zu Schade dafür, mit 'Wonderwall' OASIS zu covern. OASIS! Das ist doch grundsätzlich das erste, woran jeder bei Hard Rock denkt. Was covern die als nächstes? RADIOHEAD? COLDPLAY? Irgendwas von der "Load"? Und es wird nichtmal besser: Auf diesem Album verkommt sogar ein Song mit dem viel versprechenden Titel 'Trigger' zur veganen Selbsthilfegruppe.

Es wäre unfair, HOTEL DIABLO Können oder gar Einsatz abzusprechen. Ich bin überzeugt, dass sie genau wissen, was sie tun. Dummerweise ist das, was sie tun, grottenlangweilig. Wer melodischen Kuschelrock mit ganz leichten Ausflügen ins Land der Gitarrenverzerrer mag, soll sie sich anhören. Alle anderen, die auf Männermusik stehen: Ganz oben stehen ein paar gute Bands.
Ach ja: Supersonderspecialedition, zwei extra Songs, noch schnulzigere Versionen von 'What You Do To Me' und 'Bury You'. Nur zur Info.

Anspielen: 'Taken'

Gesamtwertung: 3.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Taken
02. All These Years
03. What You Do To Me
04. Psycho California
05. Bury You
06. Set It Off
07. Wicked Lines
08. Wonderwall
09. Trigger
Band Website: www.thehoteldiablo.com
Medium: CD
Spieldauer: 34:44 Minuten
VÖ: 25.09.2012

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