Arjen Anthony Lucassen - Lost In The New Real

Review von Stradivari vom 17.05.2012 (3678 mal gelesen)
Arjen Anthony Lucassen - Lost In The New Real Jetzt muss ich aber erst mal einen Kulturschock verdauen. Nach dem fetten, brachialen und genialen 2010er STAR ONE-Output "Victim Of The Modern Age", welches ich noch etwas stärker gesehen habe als Kollege des, kommt uns Mr. Lucassen auf seiner Soloscheibe nun mit experimentellen, eher ruhigen Klängen. Die Story des diesjährigen Doppeldeckers beruht zwar erneut auf einer Science Fiction-Story, dies ist aber auch schon die einzige Parallele. Statt Gitarrenwänden, röhrenden Hammonds und synthetischen, progressiven Keys bietet "Lost In The New Real" größtenteils filigrane Handarbeit im Stile der 70er. Wobei der Sound natürlich erneut druckvoll, kristallklar und absolut zeitgemäß ist.

Die Story ist durchaus nicht unspannend. Ein Mann, Mr. L genannt, lässt sich auf Grund einer tödlichen Krankheit einfrieren und wird in ferner Zukunft wiederbelebt. Das Album handelt davon, wie sich Mr. L in dieser drastisch veränderten Welt zurechtfindet, oder eben auch nicht. Dabei hilft ihm sein psychologischer Berater, der gleichzeitig als Erzähler zwischen den einzelnen Tracks fungiert. Für diese Rolle konnte Arjen Lucassen übrigens den Schauspieler Rutger Hauer (u. a. "Blade Runner" und "Batman Begins") gewinnen. Soweit zum Konzept. Musikalisch geht die Reise, wie bereits erwähnt, eher in die Vergangenheit. Als Orientierung können perfekt die vertretenen Coversongs von PINK FLOYD, LED ZEPPELIN und ALAN PARSONS PROJEKT dienen, sowie die Songtitel 'Pink Beatles In A Purple Zeppelin' und 'When I'm A Hundred Sixty-Four'. Durchaus kein Schelm, wer da an THE BEATLES denkt... Trotz mannigfaltiger Einflüsse und den gesprochenen Passagen wirkt "Lost In The New Real" überraschend flüssig, homogen und keineswegs altbacken. Mir persönlich mangelt es allerdings etwas an Power und herausragenden Highlights. Außerdem schleppen sich die beiden Silberlinge streckenweise durch kleine Längen. Eine vollgepackte Einzel-CD hätte es gewiss auch getan, wäre kompakter und übersichtlicher gewesen. Zumal man auf die eine oder andere Coverversion hätte durchaus verzichteten können.

Dass der alte Holländer einfach genial ist - keine Frage. Vielleicht war mir persönlich der Stilbruch zu STAR ONE und AYREON auch einfach nur zu heftig, aber irgendwie will und will "Lost In The New Real" nicht wirklich zünden. Als vergleichbarer Exkurs in die 70er kommt mir "Welcome 2 My Nightmare" von ALICE COOPER in den Sinn, welches allerdings Lichtjahre griffiger, dynamischer und straighter oder, auf den Punkt gebracht, einfach besser ist. Für Retro-Liebhaber, die gerne mal auf Riff-Gewitter verzichten sicherlich ein Glücksgriff, für alle anderen eher mit Vorsicht zu genießen.

Appetizer: 'Promo Trailer'


STRADIVARI

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
CD 1:

01. The New Real 6:24
02. Pink Beatles In A Purple Zeppelin 3:36
03. Parental Procreation Permit 5:03
04. When I'm A Hundred Sixty-Four 2:31
05. E-Police 4:07
06. Don't Switch Me Off 4:06
07. Dr Slumber's Eternity Home 3:51
08. Yellowstone Memorial Day 3:31
09. Where Pigs Fly 3:47
10. Lost In The New Real 10:29

CD 2:

01. Our Imperfect Race 6:27
02. Welcome To The Machine (PINK FLOYD Cover) 4:45
03. So Is There No God? 4:41
04. Veteran Of The Psychic Wars (BLUE ÖYSTER CULT Cover) 4:34
05. The Social Recluse 3:55
06. Battle Of Evermore (LED ZEPPELIN Cover) 5:28
07. The Space Hotel 3:49
08. Some Other Time (ALAN PARSONS PROJEKT Cover) 3:21
09. You Have Entered The Reality Zone 3:24
10. I'm The Slime (FRANK ZAPPA Cover) 2:53
Band Website: www.arjenlucassen.com
Medium: DoCD
Spieldauer: 90:32 Minuten
VÖ: 20.04.2012

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Solltest du! Ich finde die Scheibe besser als 6 Punkte. Der Unterschied ist halt, dass man dazu echt relaxen und entspannen kann und muss, was bei AYREON oder STAR ONE nicht unbedingt der Fall ist.
8/10   (23.05.2012 von Jukebox)

Klingt aber schon spannend. Als alter AYREON Fan sollte ich die wohl antesten.
(18.05.2012 von des)

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