Burzum - Umskiptar

Review von grid vom 15.05.2012 (4826 mal gelesen)
Burzum - Umskiptar Varg Vikernes ist BURZUM und BURZUM ist Varg Vikernes; es ist nicht möglich, ihn losgelöst von BURZUM zu sehen, denn unter diesem Namen macht er Musik. BURZUM ist kein Kleidungsstück das er nach Belieben an- und ablegt, sondern eine Facette seiner Persönlichkeit. Wofür der Mann steht, ist bekannt; seine Geschichte oft genug erzählt worden, auch hält er sich mit seinen Ansichten nicht zurück, und somit ist jeder in der Lage, seine eigenen Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die Varg Vikernes und der Umgang mit ihm aufwerfen, und solange er Platten veröffentlicht, gibt es Fragen - aber eben auch die Auseinandersetzung mit seiner Musik, mit seiner Kunst.

"Umskiptar", BURZUMs Beitrag zum Musikjahr 2012, basiert konzeptionell auf der Völuspá, dem ersten der älteren Eddagedichte. Varg Vikernes bezeichnet dieses Album als ein "back-to the-roots"-Album mit starkem Fokus auf Atmosphäre und Ganzheit, für welches der Gesang wichtiger sei, als für alle bisherigen Alben.

"Umskiptar" folgt den beiden Vorgängeralben "Belus" und "Fallen". Die schneidend-kalten Gitarren des typischen Burzum-Klangbilds, der reduzierte Songaufbau, mit den sich ständig wiederholenden Riffs, die ihre hypnotische Wirkung im Einklang mit dem abgrundbösen Gesang entfalten, ohne Diskussion alles auch auf "Umskiptar" vorhanden. Der Gesang wechselt zwischen bekannt-bösem Gekeife, gesprochenen Parts und Klargesang, aber überzeugen kann mich diese Darbietung nicht in allen Bereichen; speziell im Klarbereich wird während der langen Spielzeit deutlich, dass die Stimme oft ausdrucks- und emotionslos bleibt, auch wenn gefaucht oder geflüstert wird. Dazu kommt, dass die Melodien überaus durchschnittlich und die Lieder insgesamt zu austauschbar sind, es bleibt einfach nichts hängen. Nicht beim ersten Durchlauf und bei weiteren auch nicht, die Dymanik, die auf "Belus" und "Fallen" zu finden war - hier ist sie kaum noch vorhanden. Keine Spur von der spröden und zugleich wütenden Schönheit, die 'Glemselens Elv' oder 'Jeg Faller' trug.

Zwar baut 'Jóln (Deities)' eine gewisse Stimmung auf, aber das Klaviergeklimper zu Beginn von 'Alfadanz (Elven Dance)' zerstört das schnell wieder. Aus dem Allerlei ragt 'Valgaldr (Song Of The Fallen)' heraus und kommt noch am ehesten dem Zauber nahe, den BURZUM entfalten kann. So läuft dieses zwar nicht schlechte, aber eben auch nicht gute Album spannungslos-gleichtönend durch und wird zum Ende hin sogar langatmig und zäh. "Umskiptar" ist ein BURZUM-Album, mit dem man sich sicher anfreunden kann, wenn man es sich sehr oft zu Gemüte führt; aber es fällt stark gegen die Vorgängerscheiben ab.

Anspieltipps: 'Jóln (Deities)', 'Valgaldr (Song Of The Fallen)'

Sich selbst gegenüber muss man so ehrlich sein und zugeben, dass der Kauf einer BURZUM-Platte immer mehr ist als nur ein Ja zu Kunst. Nur das konsequente Nein zu BURZUM ist ein eindeutiges Nein zu Varg Vikernes.

Anm. d. Redaktion: Bereits im Vorfeld gab es Diskussionen in der Redaktion, ob die Burzum-Promo auf Bleeding4Metal behandelt werden sollte oder nicht. Abgesehen von der Tat als solcher sind gerade hierzulande die von Vikernes immer wieder geäußerten faschistischen Tendenzen augenscheinlich das noch größere Akzeptanz-Problem. Die Tatsache, dass gerade im Black Metal Bereich hier schon ganz andere kaputte Menschen eine Präsentation ihrer Musik gefunden haben, die neben zweifelhafter menschenfeindlicher Gesinnungen (jetzt speziell mal nicht der Faschismus, sondern Auswüchse sonstiger wirrer satanistischer und misantropher Asozialität) ebenfalls schon Verbindungen zu empathielosen Gewalttaten (Faust, Nödveidt) vorzuweisen haben, war in der Szene merkwürdigerweise nie als Problem diskutiert worden. Insofern wäre es nur inkonsequent gewesen, die inhaltlich vergleichsweise unbedenklichen Werke von Burzum zu zensieren. Davon abgesehen, dass die Rezension - wie immer - selbstverständlich eine subjektive Meinung darstellt, ist die Trennung zwischen der Kunst und dem Künstler deutlich geworden. Wir trauen unseren Lesern die geistige Reife zu, die Grenze zwischen Kunst und Kunst missbrauchender gefährlicher Ideologie selbst zu ziehen. Dazu gehört aber auch eine Auseinandersetzung mit der Thematik, und nicht nur gegenseitiges Schulterklopfen, wenn man einmal wieder brav den anerkannten Verhaltenskodex heruntergebetet hat. Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dem Thema findet ihr auch hier.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Blóðstokkinn (Soaked In Blood)
02. Jóln (Deities)
03. Alfadanz (Elven Dance)
04. Hit Helga Tré (The Sacred Tree)
05. Æra (Honour)
06. Heiðr (Esteem)
07. Valgaldr (Song Of The Fallen)
08. Galgviðr (Gallow Forest)
09. Surtr Sunnan (Black From The South)
10. Gullaldr (Golden Age)
11. Níðhöggr (Attack From Below)
Band Website: www.burzum.org
Medium: CD
Spieldauer: 65:09 Minuten
VÖ: 21.05.2012

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BURZUM: kurzum fällt ein Sack um im Gremium der Premium Moralisten, es gibt keine schlechte Presse, Black Metal ist eh überbewertet, BURZUM auch, sind schnurzum, lirum, larum, Fenriz fall um.
(15.05.2012 von Warlord)

Vor allem Dein letzter Satz gefällt mir sehr gut Grid! Damit hast Du nicht nur über das Album geschrieben, sondern jeden auch nochmals dazu aufgefordert in sich hineinzuhören und eine bewusste Entscheidung zu treffen.
(15.05.2012 von Jukebox)

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