Queensryche - Dedicated To Chaos

Review von Elvis vom 05.07.2011 (6748 mal gelesen)
Queensryche - Dedicated To Chaos QUEENSRYCHE hatten es die letzten Jahre nicht gerade leicht. Der Fünfer aus Seattle um Goldkehlchen Geoff Tate schuf sich selbst mit Alben wie "Operation Mindcrime", "Rage For Order" oder "Empire" eine schwere Hypothek, gelten diese doch völlig zurecht als Klassiker intelligenter, progressiv angehauchter Metal- und Rock-Musik. Die Band schaffte es dabei, mehr als einmal Genre-Grenzen klar hinter sich zu lassen und einfach herausragende Musik zu schaffen. Songs wie 'Walk In The Shadows', 'I Don't Believe In Love', 'Empire' oder 'Silent Lucidity' sind einfach Hausnummern, an denen man nicht vorbeikommt. An diesen Alben und Songs gemessen zu werden ist natürlich immer schwer, und die überschwere Last des Erbes war spätestens nach dem endgültigen Weggang von Gitarrist und Songwriting-Schwergewicht Chris DeGarmo deutlich zu spüren. Eine gewisse Orientierungslosigkeit lag im QUEENSRYCHE-Camp in der Luft, und viele Fans der alten Alben wandten sich bei den neuen Langspielern enttäuscht ab. Auch die solide Fortsetzung des legendären 1988er Konzeptalbums, "Operation Mindcrime II", konnte nicht so einschlagen, wie man es sich erhofft hatte. Interessante Projekte wie das letzte Album "American Soldier" zeigten zwar, dass Tate & Co. sich durchaus weiterhin ihre Gedanken machten, doch der ganz große Wurf war seit den frühen Neunzigern nicht dabei. Doch genug der Vergangenheitsbewältigung, auf zu neuen Ufern, denn nach nur zwei Jahren steht schon wieder ein neuer Silberling namens " Dedicated To Chaos" in den Läden.

2011 soll alles besser werden und alte Zöpfe wurden wortwörtlich abgeschnitten. Geoff Tate trennte sich endgültig zugunsten eines kompletten Kahlschlags von seiner immer spärlicheren Haarpracht und ließ sich einen Bart stehen, während Basser Eddie Jackson den Bart an den sprichwörtlichen Nagel hängte. Doch abgesehen von den (im ersten Moment befremdlichen) neuen optischen Eindrücken, was macht die Musik auf dem neuen Album? Nach diversen Durchläufen muss ich festhalten, dass QUEENSRYCHE hier (erwartungsgemäß) keine einfache Kost servieren, sich aber qualitativ eindeutig wieder auf dem aufsteigenden Ast befinden. In gewohnt sozialkritischer Manier rechnen Geoff und seine Mitstreiter in zwölf Songs mit der modernen Konsum- , Medien-, und Industriegesellschaft ab. "Dedicated To Chaos" ist dabei ein abwechslungsreiches Album mit unterschiedlichsten Stimmungen geworden und erfordert - was nicht überrascht - ein wenig Mitarbeit des Hörers. Um die Songs und die dahinterstehende Message wirklich wertschätzen zu können, bedarf es schon Konzentration auf das ausgearbeitete Songmaterial. Im Hintergrund darf man das Album daher nicht laufen lassen, ohne Gefahr zu laufen, dass es an einem vorbeiläuft. Wer sich darauf einlässt und sich die Zeit nimmt, kann ein spannendes Album entdecken. Die Qualität der eigentlichen musikalischen Leistung steht dabei gewohntermaßen außer Frage, denn nach 30 Jahren Bandgeschichte sind hier nun mal eben Vollprofis am Werk. Geoff Tate ist offenbar auch nicht Simson, denn auch ohne Haare singt der Maestro weiterhin ausgezeichnet und packt auch ab und an sogar wieder das Saxophon aus. Wahre Fans greifen vermutlich gleich zur Special Edition des Albums im limitierten Digipack, bietet diese daneben doch gleich auch noch satte vier Bonustracks als Zusatz und ist nur minimal teurer als die Standardvariante des Albums.

QUEENSRYCHE-Fans dürften sich daher über "Dedicated To Chaos" sicherlich freuen, denn das Album ist klar wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Sicher, mit den Über-Alben kann sich der Neuzugang nicht messen, aber vielleicht raffen die Jungs sich ja tatsächlich auf und vollbringen noch mal eine absolute Glanztat. Zu wünschen wäre es der Band alle mal. Wer gerne intelligente Rock-Musik mag, liegt natürlich auch ziemlich gut bei QUEENSRYCHE und wird sich dabei auch sicher nicht an der nahezu unweigerlichen Sperrigkeit des Materials stören. Wer schnell und leicht konsumierbares Material sucht, wird hier dagegen nicht fündig. Das dürfte jedoch auch ganz im Sinne der Band gewesen sein. Weiter so, es kann doch noch mal klappen...

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Get Started (3:33)
02. Hot Spot Junkie (3:57)
03. Got It Bad (3:45)
04. Around The World (5:10)
05. Higher (4:00)
06. Retail Therapy (4:13)
07. At The Edge (6:03)
08. Drive (4:53)
09. Wot We Do (3:45)
10. I Take You (3:50)
11. The Lie (4:18)
12. Big Noize (6:35)
Band Website: www.queensryche.com
Medium: CD
Spieldauer: 54:02 Minuten
VÖ: 24.06.2011

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