Spinal Tap - Back From The Dead

Review von Elvis vom 16.07.2009 (5879 mal gelesen)
Spinal Tap - Back From The Dead Bereits seit einiger Zeit kamen immer wieder Gerüchte um ein neues SPINAL TAP-Album auf - im Frühjahr 2009 war es tatsächlich soweit, dass eine neue Platte offiziell für Juni 2009 angekündigt wurde. Ebenso wurde eine Welttournee mit einem einmaligen exklusiven Gig in der Londoner Wembley Arena angekündigt. Die Welt hielt den Atem an, unfähig, sich der Größe dieser Meldung zu entziehen. Man spekulierte viel, eine neue Website wurde eingerichtet und die Zeit wurde gefühlt immer länger bis zur Veröffentlichung des mit "Back From The Dead" mutig betitelten Werkes. Was erwartet den vor Freude fassungslosen SPINAL TAP-Fan nun anno 2009? Mit 19 Tracks gibt es eine volle Ladung Musik, wobei es sich bei elf Tracks um neue Aufnahmen der bekannten Klassiker von "This Is SPINAL TAP" in aufwändigeren und teils deutlich veränderten Studioversionen handelt. Die bereits bekannten Versionen hatten vergleichsweise eher einen roheren Livecharakter. Serviert wird das Ganze in einem aufwendigen Digipack, welches vollständig entfaltet die von 2000 bekannten drei Actionfiguren der Band auf einer Stonehenge-Bühne ergibt. Hinzu kommt eine über 60 Minuten lange DVD auf der die Band sämtliche Songs im Studio kommentiert. Das ist insgesamt wirklich value for money.

Soviel kann schon vorweg genommen werden: "Back From The Dead" sprengt die musikalischen Grenzen, die mancher Kritiker SPINAL TAP bislang nachsagen wollte, deutlich... anno 2009 wird manchem erst klar werden, welche Rolle diese Band für die Musikhistorie wirklich hat. Aber gehen wir Track für Track vor: "Back From The Dead" beginnt mit 'Tonight I'm Gonna Rock You Tonight'. Die neue Version bleibt recht nah am Original, kracht allerdings deutlich mehr und ist - wie heutzutage üblich - viel lauter abgemischt (das gilt für sämtliche Songs). Mit dem Titeltrack 'Back From The Dead' folgt gleich ein neuer Song. Fans kennen den Song vielleicht noch von der Jahrtausendwende, als er kurzzeitig kostenlos auf der Internetseite der Band zum Download zu Verfügung stand, um die DVD-Veröffentlichung zu promoten. Musikalisch handelt es sich um einen klassischen SPINAL TAP Song mit entsprechend cleveren Texten und einem guten Wechsel zwischen schnellen und langsamern Passagen. Als nächster Song folgt der Testosteron-Klassiker 'Sex Farm', jedoch in einer Neuinterpretation, die nicht unbedingt jeder der Band zugetraut hätte. Wie dem Namen '(Funky) Sex Farm' bereits zu entnehmen ist, wurde diese Hymne sexueller Ausschweifungen des Landlebens im Funk-Gewand aufgenommen - und es funktioniert erstaunlich gut! Während das Original immer noch klar unter dem neuen Kleid erkennbar ist, passt diese Richtung gar nicht mal übel zum Song und ist auf alle Fälle eine Bereicherung des Band-Repertoires (nachdem es live 1992 ja auch schon eine Rap-Version gab). Experimente sollen jedoch noch mehr folgen im Verlauf der Platte. Nachdem nun also auch Funk-Freunde von SPINAL TAP bedient werden, folgt auf diesen ersten Schreck - der sich, wie gesagt, gut überwinden lässt - umgehend ein weiterer Rock-Kracher, um eventuelle Bedenken gleich wieder zu zerstreuen und zu zeigen, woher der Wind weiterhin weht. 'Rock & Roll Creation' ist und bleibt ein absoluter Reißer in jeder Hinsicht und macht auch anno 2009 weiterhin großen Spaß. Was nun folgt, zeigt, dass "Back From The Dead" aus einer gewissen Perspektive fast schon als Konzeptplatte durchgehen könnte. Fans des Kinofilms wissen, dass es nach dem zwischenzeitlichen Ausstieg von Leadgitarrist Nigel Tufnel während der "Tap Into America" Tour eine Konstellation der Band gab, die nur aus der Besetzung Smalls/St. Hubbins bestand, auch bekannt als SPINAL TAP Mark 2. Aus dieser Phase stammt die Free Jazz Exploration 'Jazz Oddyssey', die eine gänzlich andere Seite der Band und v.a. des immer noch sträflich unterschätzten Komponisten Smalls zeigt. Der Titel liegt in drei Teilen auf der Platte vor und teilt das Gesamtwerk in Viererblöcke auf. Das komplexe Stück Musik dürfte selbst die letzten Kritiker zum Verstummen bringen, zeigt es doch eine Band, die alle Grenzen der bekannten Genres sprengt, um ein Gesamtkunstwerk zu schaffen und eine Musik, die Limitierungen nicht mehr kennt. Nach diesem bemerkenswerten Stück Musik folgt mit 'Gimme Some Money' ein Song, der wiederum nah bei der bekannten Version bleibt. 'Rock And Roll Nightmare' ist dahingegen ein bislang nicht erhältlicher Song, der ein bisschen an seinen Namensvetter 'Rock And Roll Creation' erinnert, jedoch durchaus eigenständig bleibt und die bekannten Tugenden der Band schlagkräftig zum Ausdruck bringt. Die Versionen von 'America' und 'Heavy Duty' verleugnen nicht ihre klassischen Wurzeln, bieten allerdings bei 'Heavy Duty' einen Gastauftritt von Keith Emerson (genau, der von EMERSON, LAKE & PALMER). Es folgt mit 'Jazz Oddyssee #2' ein neuerlicher Ausflug in die Welt des Jazz, der nach dieser Härte jedoch nur gut tut. Nun folgt ein weiteres Novum: der erste große Hit '(Listen To The) Flower People' wird im Reggae-Stil auf ganz neue Weise interpretiert und klingt dennoch immer noch nach dem Song, den Generationen von Blumenkindern bis heute lieben - mutig, aber gelungen! 'Hell Hole' und 'Big Bottom' rocken mehr denn je in den neu aufgenommenen Versionen, bevor es am Ende dieses Blocks mit einem neuen Song a-cappella wird. 'Celtic Blues' bietet neben harmonischen Gesangslinien einen Text, der Historie und Beziehungsleid zu vereinen weiß und mit würziger Kürze glänzt. Wer dem Jazz immer noch nicht verfallen ist, kann dem mit 'Jazz Oddyssee #3' nun endgültig tun, bevor noch einmal alle Register gezogen werden. 'Warmer Than Hell' genoss die Live-Premiere beim "Live Earth"-Konzert in London 2007 - nicht zu Unrecht rühmt sich die Band heute, mit diesem Song eine globale Katastrophe klimatischer Natur verhindert zu haben. Ein klassisch heißer SPINAL TAP Song, wie der Titel bereits erahnen läßt. 'Stonehenge' ist und bleibt hingegen in seiner mystischen Aura einer DER Songs der Band und daran ändert sich auch 2009 rein gar nichts. 'Short And Sweet' bietet nochmals Gastauftritte von John Mayer, Steve Vai und Phil Collen (DEF LEPPARD) - wie von SPINAL TAP nicht anders zu erwarten, ist der Titel nicht unbedingt Programm, sondern das genaue Gegenteil. Die bereits bekannte Nummer 'Cups And Cakes' lässt das Album mit einem Lächeln ausklingen.

Insgesamt bietet "Back From The Dead" eine rundum gelungene Versorgung für jeden, der sich für SPINAL TAP interessiert, ob nun den Neueinsteiger, der die bekannten Songs möchte, oder den Langzeitfan, der nach neuem Material hechelt. Eine gelungene Produktion lässt die insgesamt verbesserten Versionen der alten Songs in neuem Glanz erscheinen und beschert dem neuen Material einen guten Einstand. Wirkliche Ausfälle gibt es keine, dafür einige Überraschungen nebst einem tollen Package im sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein erwartungsgemäß gelungenes Comeback einer Legende mit vorbehaltloser Empfehlung!

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Tonight I'm Gonna Rock You Tonight
02. Back From The Dead
03. (Funky) Sex Farm
04. Rock & Roll Creation
05. Jazz Oddyssey #1
06. Gimme Some Money
07. Rock & Roll Nightmare
08. Heavy Duty
09. America
10. Jazz Oddyssey #2
11. (Listen To The) Flower People (Reggae Style)
12. Hell Hole
13. Big Bottom
14. Celtic Blues
15. Jazz Oddyssey #3
16. Warmer Than Hell
17. Stonehenge
18. Short & Sweet
19. Cups & Cakes
Band Website: spinaltap.com/
Medium: CD + DVD
Spieldauer: 66:04 Minuten
VÖ: 19.06.2009

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten