Interview mit Mitch von Eisregen

Ein Interview von Wulfgar vom 02.01.2014 (11948 mal gelesen)
Kurz vor Weihnachtsbraten und Gallenkolik hatte ich noch Gelegenheit mit Michael Blutkehle Roth zu telefonieren, um ihn ein bisschen über "Todestage" zu befragen. Lest selbst, was daraus wurde. Viel Vergnügen!

Guten Morgen Mitch. Wir haben jetzt schon zum 3. Mal das Vergnügen. Und wie beim letzten Mal wieder kurz vor Weihnachten. Kommt denn Weihnachtsstimmung auf wenn man gerade auf Tour ist?

Mitch: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass das dieses Jahr eher schlecht ist, weil ich einen Todesfall in der Familie hatte. Da ist dieses Jahr eher wenig Weihnachtsstimmung aufgekommen. Und auch durch das Touren kommt man eigentlich gar nicht so dazu. Aber das lenkt dann auch von grundlegenderen Problemen ab.

Oh man, herzliches Beileid!

Mitch: Danke.

Wie ist die Tour denn bisher gelaufen? Gab es schon vorläufige Höhepunkte?

Mitch: Also bisher läuft die Tour eigentlich fantastisch. Wir haben einen Schnitt von über 400 Leuten, was sehr gut ist. Und Höhepunkte? Na ja, es gab auf jeden Fall nichts Negatives bisher. Es gab weder bei Besucherzahlen noch auf technischer Seite irgendwelche Ausfälle. Von daher gesehen ist das eigentlich eine ausgezeichnete Tour. DEBAUCHERY sind auch sehr nette Leute, wir sind also sehr zufrieden zurzeit.

Ihr wart ja schon immer recht umtriebig. Da ist ja auch noch EWIGHEIM als Projekt. Gab es schon mal einen Moment in eurem Leben, wo ihr euch danach sehntet, euch einfach mal zurückzulehnen und aus der Album/Tour-Kiste auszubrechen?

Mitch: Nöö, eigentlich gar nicht. Das ist es ja auch was mich antreibt, immer neue Alben zu machen und Studioerfahrung zu gewinnen. Die ganze Live-Geschichte ist da eher so eine Art Zweit-Auswertung für mich. Klar ist es nach wie vor interessant vor Publikum aufzutreten, aber das. was mich antreibt ist eigentlich die Arbeit an Studioproduktionen, egal ob sie jetzt für EISREGEN oder eine andere Band sind. Also, nee. Ich hatte eigentlich noch nie den Wunsch aus diesem Schema ausbrechen zu wollen.

Du ahnst wahrscheinlich schon, dass ich danach frage, aber wie kam es denn zur Verschiebung des VÖ-Termins von "Todestage"?

Mitch: Dazu kann ich dir leider nicht so viele Informationen zu geben. Es gab auf jeden Fall Bemängelungen am Cover sowohl, als auch an einem ganz bestimmten Lied. Da mussten wir im Vorfeld einige Unterlassungsforderungen unterschreiben, so dass ich dir da jetzt keine weitere Auskunft zu geben kann. Das Problem dabei ist, dass diese ganze Sache auch noch nicht ganz vom Tisch ist. Deswegen müssen wir uns da auch weiterhin bedeckt halten.

Sprechen wir mal vom Album, wie es jetzt ist. Es ist laut der Presse und auch eurer eigenen Aussage nach ziemlich heterogen geraten. Liegt es an unterschiedlichen Einflüssen während der Songwriting Phase, oder habt ihr an eurem bisherigen Prozedere etwas geändert?

Mitch: Ist eigentlich ein normaler Schritt gewesen. Gerade weil es unser 10. Studioalbum, also ein Jubiläumsalbum, ist, war immer so ein bisschen der Gedanke im Hinterkopf etwas abzuliefern, das gut die Stärken der Band herausstellt. Abwechslungsreichtum war eigentlich immer schon eine Stärke von EISREGEN. Das waren da so die Gedanken, die man so hatte. Ich persönlich hab zum Beispiel darauf Wert gelegt, die cleanen Gesangsteile wieder zu minimieren, um ein wenig in die Retro-Richtung zu gehen und Anschluss zu früheren Alben herzustellen. Wir haben bewusst versucht ein Höchstmaß an Abwechslung zu schaffen und gerade solche Lieder wie 'Waldgott', wo verschiedene Stimmungen durchexerziert werden, geben das wieder. Es gibt ja auch wieder ein paar sehr schnelle Stücke, das passt dann auch ganz gut zusammen. 'Ostern Am Narbenhimmel' hat ja dann auch eine sehr balladeske Stimmung. Als Gesamtkunstwerk ist das Album auf jeden Fall gut geworden. Ich bin auch nach wie vor sehr überzeugt von "Todestage".

Ich muss auch sagen, dass 'Ostern Am Narbenhimmel' mir am meisten aufgefallen ist. Ich hatte ja auch die Scheibe zum Review und mir kam es so vor, als ob das Geheimrezept von EISREGEN wäre, kein vorgefertigtes Rezept zu haben.

Mitch: (lacht) Natürlich, wenn du das so sehen willst. Wir machen nach wie vor einfach vieles aus dem Bauchgefühl heraus und ich bin ohnehin kein Freund von großen Konzeptionen. Man nimmt sich im Vorfeld immer viel vor, was dann ohnehin wieder umgeschmissen wird, so dass, wenn das Album fertig ist, nichts von dem übrig bleibt, was man eigentlich damit vorhatte. Ich finde das auch gut so, dass man da auf seinen Bauch hört und auch manche Sachen macht, die andere Bands nicht mal mit einer Zange anfassen würden. Na klar, bei diesem einen gewissen Lied ist man damit massiv auf die Fresse gefallen. Das ist so ein bisschen das System, das EISREGEN ausmacht, dass man immer wieder neue Sachen probiert, dann aber eben auch mal mit dem Gesicht an die Wand klatscht.

Gehörte eigentlich das Video zu 'Mutter Der Mann Mit Dem Koks Is Da' auch zu diesen Gedanken im Hinterkopf die mal verarbeitet werden wollten.

Mitch: Teils, teils. Für uns war es einfach interessant, mal wieder eine Cover-Version zu machen. Wir haben in den 15 oder eigentlich schon 18 Jahren, die es uns gibt, nur sehr wenige Coverversionen gemacht. Da war einmal 'Lilli Marleen' und dann von DEATH das 'Born Dead', das war es eigentlich schon. Und deswegen war es einfach mal wieder Zeit da ein Lied zu finden, was interessant für uns wäre. Dadurch, dass die musikalischen Geschmäcker in der Band auch so verschieden sind, war 'Mutter Der Mann Mit Dem Koks Is Da' die Lösung, weil uns das einfach allen sehr gefallen hat. Wir haben es auch auf Tour und sonst wo sehr oft gehört und deswegen war das eine sehr natürliche Wahl.

Wie war es eigentlich beim Videodreh zu dem Lied? Ich meine wenn man mit so vielen Kindern filmt, dann wird es ja gerne mal ein bisschen chaotisch.

Mitch: Nein, das war super! Das hat wirklich perfekt geklappt. Das war von meinem jüngsten Sohn Quentin die Fußballmannschaft. Ich kannte die auch persönlich weil ich dann ja auch einige Male privat zum Fußball mitgefahren bin. Deswegen war das mit den Kindern überhaupt kein Problem. Die haben sich wirklich perfekt benommen und dann auch die Anweisungen entgegengenommen. Ihnen war ja auch klar, worum es ging und waren dann auch fasziniert, dass im Endeffekt ein Video dabei rausspringt, das jeder anklicken kann. Da gab es also überhaupt keine Probleme.

Zum Schluss noch eine kleine Runde Rapid Fire. Ich stelle eine Frage oder ein Stichwort und du haust einfach raus was dir ganz spontan dazu einfällt.

Mitch: (lacht) OK?!

Was ist EISREGEN?

Mitch: EISREGEN ist das, was ich immer schon musikalisch machen wollte, sowohl von den Texten als auch von der Musik her. Es ist für mich mehr als eine Band und ich denke mal für viele andere auch.

Kann die Welt ohne EISREGEN leben?

Mitch: Selbstverständlich, kann die Welt auch ohne existieren. Aber ob dann nicht ein sehr interessanter Faktor fehlen würde ist die andere Frage.

Kann EISREGEN ohne EISREGEN leben?

Mitch: EISREGEN ohne EISREGEN (lacht). Wenn du jetzt die einzelnen Mitglieder meinst, dann denke ich zurzeit noch nicht, nein.

Kann EISREGEN von EISREGEN leben?

Mitch: Mittlerweile schon, ja.

Shitstorm.

Mitch: Ja, gibt es genug zurzeit im Internet. Wir hatten ja jetzt selbst erst einen, wegen einem bestimmten Lied. Wir kennen uns also aus damit.

Große Koalition.

Mitch: Uhrg, das ist mir komplett egal!

Social Networks.

Mitch: Bin ich persönlich überhaupt kein Freund davon, aber gerade als Band ist es eben wichtig.

Dann danke ich dir Mitch und ich wünsche dir trotz schlechter Begleitumstände ein fröhliches Fest.

Mitch: Danke, ich dir auch. Mach's gut.

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