German Swordbrothers 2015

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Take off: 14.03.2015 - Review (8438 mal gelesen)
Das war sie also, Runde nummero vier! Erneut wurde der März im lüner Lükaz genutzt, um Metalfreunde von Nah und Fern aus dem Winterschlaf zu rütteln und erneut war das Billing mehr als schmausig. Die Anreise gestaltet sich unkompliziert; das Lüner Kultur- und Aktionszentrum, wie das Venue sich vollnamentlich nennt, liegt zentral und gleich gegenüber eines großflächigen Parkplatzes, wodurch es schon mal 90% der vergleichbaren Konzerthallen in die Tasche steckt. 380 Besucher machten eine Menge Krach, noch mehr Stimmung und brachten die Veranstaltung an den Rand des Ausverkaufes.

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An der Stelle kommt normalerweise der vorsichtige Einstieg in das eigentliche Konzert mit der Feststellung, dass bei der ersten Band nur wenige Besucher den Weg vor die Bühne fanden, da der Rest entweder noch nicht da ist, den Metalmarkt durchstöbert oder im Foyer He-Man schaut. Dazu kommt es hier gar nicht erst, denn BLIZZEN ziehen gut. (Obwohl sich die Beamer-Darbietung von He-Man natürlich dennoch großer Beliebtheit erfreute). Die vier übrigens aus Hessen stammenden (nicht, wie im Vorbericht verkündet, der Pfalz) Burschen haben offenbar auch über das eigene Bundesland hinaus eine solide und wachsende Fanbase, die die Truppe gut abfeiert. Mit dem schwedisch inspirierten Heavy Metal der Marke SCREAMER, RAM oder ENFORCER agiert man ohnehin am Puls des Zeitgeistes und damit darf die Party offiziell als gestartet betrachtet werden. Am 17. April steht der Release der EP "Time Machine" an, auf dem Taunus Metal Festival eine Woche vorher findet ein exklusiver Pre-Release statt.

Nächster Punkt auf der Tagesordnung sind IRON THOR. Die Messengers Of Thor nehmen den Zuschauer nicht nur mit auf eine Zeitreise in eine Zeit, als Jon Mikl Thor noch nicht durch seine Schauspielkarriere abgelenkt war und (fragwürdige) Musik fabrizierte, sondern zünden auch eine üppige Show. Dass das Tribut das Original zumindest im gesanglichen Sektor in die Tasche steckt, dürfte die Wenigsten, die sich mit dessen Schaffen auseinandergesetzt haben, überraschen. Sänger Ikon, Son Of Thor (ein Künstlername, soweit ich das einschätzen kann) lässt sich keineswegs anmerken, dass die Plüschhauer auf seiner der Fantasie wenig Freiraum lassenden Ledergarderobe dem Spirit des Vaters mehr als gerecht werden und prügelt das Ding bierernst durch. Zur Freude eines mehr als enthusiastischen Publikums, das seine Aufmerksamkeit auf die musikalische Darbietung, die leichtbekleidete Señoritas am Bühnenrand und die epische Beulerei zwischen Ikon und einem maskierten, mjöllnirstehlenden Missetäter aufzuteilen hat. Wer als hammerschwingender Held aus jenem Scharmützel hervorgeht, war natürlich abzusehen und der Ausgang ist kein anderer als der des gesamten Konzertes für die Band.

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MASTERS OF DISGUISE hatte ich im Vorbericht frech als SAVAGE GRACE-Tributband gebrandmarkt. Tatsächlich wurde mir mitgeteilt, dass man sich eher als legitime Nachfolger unter anderem Namen betrachtet. Die Instrumentalbesetzung war Teil des SAVAGE GRACE Live-Line Ups 2009 bis 2010 und da sich Bandkopf Chris Logue zurückgezogen hat, tragen die MASTERS, die sich zu 3/4 von der Coverband ROXXCALIBUR kennen, die Fackel nun weiter. Seit 2013 gab es zwei Alben, die die Geschichten um den sadistischen Cop Knutson weiterspinnen und die gerade auf Tour mit OMEN promotet werden. Die Stücke beider Alben schließen nicht nur nahtlos an das Schaffen Logues an, sie zünden auch beim Publikum, das Titel wie den Opener 'Judgement Day', das furiose 'For Now And All Time' oder 'The Omen' voller Überzeugung abfeiert. Aber so genial die neuen Songs sind und so stimmsicher Sänger Alexx Stahl den Kram rüber bringt (alle Daumen nach oben!), ohne SAVAGE GRACE Cover wird hier niemand von der Bühne gelassen. Und so gibt es schon an vierter Position in der Setlist 'Into The Fire' zu hören und da geht auch vor der Bühne die Lutzi richtig ab. Nicht aber so sehr wie beim Rausschmeißer 'Bound To Be Free', bei dem einfach alles ausrastet. Großartige Liveband! Knutson selbst hat seine perfiden Spielchen dieses Mal zwar nicht auf der Bühne vollzogen, aber die MASTERS auf einem der kommenden Festivals, wie dem BÄÄÄM oder dem A Chance For Metal, anzuchecken, kann ich jedem nur wärmstens empfehlen!

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STALLION kannte vor zwei Jahren noch kein Aas. Naja, das ist vielleicht zur Hälfte richtig, zumindest vier Bands waren anno 2013 nämlich schon unter dem Namen unterwegs. Jetzt haben wir 2015 und STALLION #5 aus Süddeutschland gingen nunmehr aus Schlachten am Keep It True!!!, dem Hell's Pleasure und dem Metal Assault siegreich hervor. Nächster Halt: German Swordbrothers, die Position als Band vier von sechs spricht für sich und das tut auch die Atmosphäre vor der Bühne. Das Quintett spielt hochgradig eingängigen Heavy / Speed Metal im Fahrwasser der New Wave of Canadian Heavy Metal mit teutonischem Einschlag und das Debutalbum "Rise And Ride" von letztem Jahr wird in aller Ausgiebigkeit präsentiert. Der Anspruch ist negativ proportional zum Partyfaktor und die Stimmung proportional zum Pegel, und das Bier war lecker und günstig. Große Worte kann man hier gar nicht verlieren, es wurde gefeiert als wäre es 1987.

Die Headlinershow zeichnet sich so langsam schon am Horizont ab, meine Anreise war allerdings erst durch die Bekanntgabe des Co-Headliners in Stein gehauen; die Hamburger PARAGON machen sich südlich der Elbe seit jeher rar. Anlässlich des 25-jährigen Bandjubiläums fasste man sich ein Herz und tritt die Reise nach Lünen an. Eine volle Stunde Spielzeit spendiert der Veranstalter, da lässt man sich natürlich nicht lange bitten und zaubert einfach mal das halbe "Law Of The Blade"-Album runter. Der Einstieg mit 'Abducted' ist wuchtig wie ein Tritt ins Gesicht, auch 'Palace Of Sin', 'Armies Of The Tyrant' und natürlich 'Law Of The Blade' büßen ebenfalls kein Stück der rohen Energie vom 2002er Klassikeralbum ein, 'Across The Wasteland' beschließt diesen Teil des Sets in schwerfälliger BATHORY-Manier.

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Besetzungstechnisch hatte die Band kürzlich einige Steine aus dem Weg zu räumen. Sören Teckenburg ersetzte unlängst Christian Gripp an der Schießbude und kurz vor dem Swordbrothers stieg Klampfer Wolfgang Tewes aus, der spontan von Ex-Mitglied Günny Kruse ersetzt wurde. Spätestens 'The Legacy' dürfte etwaige Zweifel an der Routine der taufrischen Konstellation aus dem Weg räumen. Der Backkatalog der Band ist mit zehn Alben üppig und das Repertoir an Hits entsprechend enorm. 'Tornado' vom aktuellen Album "Force Of Destruction", 'Steelbound' vom gleichbetitelten 2001er-Werk, 'Hellgore' und 'Impaler' - quer durch den Gemüsegarten mit dem Pedal am Boden und der Faust zum Himmel. Am Ende gibt es tatsächlich noch 'Masters of The Seas', neun Minuten die ganze Palette Epik, Speed und Eier. Als Zugabe sollte es noch 'Thunderstorm'en, aber da hat der Zeitplan nicht mehr mit gemacht. Besser hätte man die Show nicht machen können, die Interaktion mit dem Publikum war top, die Band agil und sichtlich mit Freude bei der Sache. Hohe Messlatte für OMEN!

1,5 Stunden für die amerikanischen IRON MAIDEN, wie sie seinerzeit genannt wurden. "Battle Cry", "Warning Of Danger" und "The Curse" heißen die Alben aus dem Herzen der Achziger, die noch heute jeder Metalfan mitbeten kann. Mit Sänger J.D. Kimball setzte man sich damals ein ehernes Denkmal, ehe eine der großartigsten Metalstimmen diese Welt viel zu früh verließ. Mit wechselnder Sängerbesetzung gab es danach noch einige Veröffentlichungen, zuletzt das Album "Hammer Damage", dem auch diese Tour gewidmet ist.

Da stehen sie also auf der Bühne, vom ehemaligen Line Up sind nur noch Kenny Powell (übrigens die lässigste Type im ganzen Lükaz, dazu später mehr) und Steve Wittig übrig. In Chains, Leather und, im Falle Sänger Kevin Goochers, blankpolierten Schulterpanzern, damit dem Titel des Festivals mehr als gerecht werdend. Backstage sah man den Fronter mitunter etwas humpeln, aber als die ersten Töne vom Opener 'Death Rider' aus seinem Mund quollen, war klar: der Typ hat dem Teufel sein Hüftgelenk für eine Stimme verkauft, die ohne das Tragen von zwei Kilo Stahl auf den Schultern zur Schau zu stellen an Häresie grenzt. Und: vital rumgehüpft ist der alte Herr trotzdem. Stageacting galore seitens der ganzen Band, und, wie gesagt, mit einer stimmlichen Darbietung, wie ich sie nie erwartet hätte. Auch das Set war nah am Fan und misste kaum einen Klassiker aus der goldenen Zeit mit Schwerpunkt auf dem "Battle Cry"-Album. 'Death Rider' 'The Axeman', 'Last Rites', selbstverständlich der Titeltrack - das sagt man so leicht, aber es blieben wirklich keine Wünsche offen. 'In The Arena' - unglaublich! Dazu Songs wie 'Warning Of Danger', 'Teeth Of The Hydra', 'Eyes Of The Serpent' - ich hätte so eine Darbietung in ihrer vollkommenen Gesamtheit nie erwartet.
Kenny Powell wohl auch nicht, der streift nämlich am Ende sein Kettenhemd ab und crowdsurft erstmal durch Lükaz - und rücklings in den einzigen Haufen Scherben weit und breit. Blutüberströmt, aber glücklich, lacht er die Geschichte mit 'nem lässigen Spruch ab und verschwindet darauf vermutlich zurück auf den Olymp. Bleeding 4 Metal indeed.

Das German Swordbrothers 2015 war wieder einfach nur geil. Jede Band eigentlich ein Must-See, dadurch leider fast zu wenig Zeit, um - im Namen der Berichterstattung natürlich - den geilen Fresswagen vor der Tür und den Metal Markt anzuchecken. Da sind, wenn ich das richtig mitgekriegt habe, kurzfristig ein oder zwei Händler abgesprungen, deshalb war der Raum dieses Mal nicht so gut gefüllt wie letztes Jahr. Der Wermutstropfen ist aber leicht zu verkraften. Danke an sechs Bands, die alles gegeben haben und natürlich an Christian und Volker für ein großartiges Festival, Gratis-Poster und natürlich He-Man im Foyer! Abschließende Worte? Fahrt nächstes Jahr zum Swordbrothers, ihr Pisser!
Billing
Omen - Paragon - Stallion - Masters Of Disguise - Iron Thor - Blizzen

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