Pretty Boy Floyd - Public Enemies

Review von Elvis vom 17.12.2017 (3988 mal gelesen)
Pretty Boy Floyd - Public Enemies PRETTY BOY FLOYD sind in Glam Metal-Kreisen durchaus eine Legende. Die vor mittlerweile 30 Jahren gegründete Band um Steve "Sex" Summers und Kristy "Krash" Majors veröffentlichte im Jahr 1989 mit dem grandiosen Debüt "Letaler Boyz With Electric Toyz" ein fantastisches erstes Album. Nicht ohne Grund gehört diese Platte bei vielen Genre-Fans zu den Alltime-Favorites. Neben einem tollen gezeichneten Cover, einer guten Produktion und einer Band in extremer Spielfreude gab es vor allem damals verdammt gutes Songmaterial mit dem Prädikat "All Killer, No Filler". Leider war man damals - also 1989 - schon so spät dran mit dem Debüt, dass der an sich völlig verdiente extreme Einschlag ausblieb. Wären PRETTY BOY FLOYD mit dieser Platte früher auf dem Markt gewesen, vielleicht zwei bis vier Jahre eher, sie wären vermutlich richtig groß geworden. So gab es in der Folge nach der Trennung des Original-Line Ups des Quartetts zwar noch im Jahr 1999 und 2004 zwei weitere Alben, diese waren jedoch mehr als halbgar. Daneben brachte Steve "Sex" Summers noch mehrere Compilations auf den Markt, die vor allem ältere Demos in teils schwacher Qualität erhielten, trat in wechselnden Line-Ups als PRETTY BOY FLOYD auf und verdingte sich auch immer mal wieder als Gastsänger beim Glam-Projekt SHAMELESS. Mit Kristy "Krash" Majors herrschte zwischenzeitlich nach einer heftigen Trennung vor Jahren gewaltiger Stunk, Tiefpunkt insofern waren meines Erachtens äußerst unvorteilhafte Fotos eines schlafenden bzw. kreuzgranatenvollen Steve "Sex" Summers inkl. Halbglatze auf Tour, da mal ohne den heutzutage charakteristischen Cowboyhut abgelichtet, die in den sozialen Netzwerken vom ehemaligen Spezi Majors gepostet wurden. Armselig geht insofern die Welt zugrunde, doch wie auch immer, man verzieh sich und 2015 kam es zur friedvollen Wiedervereinigung mit der Ankündigung, endlich DAS Nachfolgewerk zu "Leather Boyz With Electric Toyz" aufnehmen zu wollen.

Das liegt nun mit "Public Enemies" vor und schon der Blick auf das Cover zeigt, dass man sich insofern offenbar nicht bemühen wollte oder konnte, sich am stylischen Original zu orientieren. Abgesehen davon, dass ich das Artwork für ziemlich uninspiriert und hässlich halte (Pentagramme und Totenköpfe schocken heutzutage wirklich keinen mehr): Warum muss man sich vom früher eigentlich ziemlich vernünftigen Bandlogo lösen und stattdessen eine pseudoböse IRON MAIDEN-Anleihe mit Pentagramm drin machen? Und wieso sieht das alles so aus, als hätte es ein Schüler oder Praktikant mit MS Paint gezeichnet? Sei's drum, es ist ja nur das Cover und von daher sei es verziehen, wenn denn dafür der Inhalt passt. Leider fängt es schon beim Intro 'S.A.T.A.' an, dass leichte Zweifel aufkommen. Sicher, es ist der Versuch, sich am Anfang des eigen Debüts zu orientieren, nur ist das Intro da deutlich besser. Hier fragt man sich mehr, worauf man hinaus möchte. Immerhin klingt der erste Song 'Feel The Heat' ganz okay. Leider ist das auch mehr oder weniger das Beste, was man über Teile des Gesamtwerks - die 14 Songs inkl. des Intros bewegen sich nur innerhalb einer LP-Länge - sagen kann. Denn trotz der oft klangvollen Titel wird hier leider durch die Bank nur Mittelpracht geboten. Am bedauerlichsten finde ich, dass bei vielen Titeln trotz eines vielversprechenden Songtitels wenig Brauchbares kommt und vor allem locker mehr als ein Drittel des Albums aus wiederverwerteten Songs der Demo-Compilations besteht. Selbst ein Song wie 'Shock The World', der ganz ordentlich rüberkommt, ist hier schwächer als die SHAMELESS-Version von anno dazumal, die an sich Spaß machte. Ich fürchte auch, dass 'We Can't Bring Back Yesterday' im Gesamtzusammenhang zwar vollkommen wahr ist, jedoch gar nicht mal so ironisch gemeint ist, wie man es vielleicht hier meinen könnte. An der ein oder anderen Stelle von "Public Enemies" blitzt zwar durchaus beim Durchhören mal Hoffnung auf, gewisse Stärken sind durchaus vorhanden, aber leider ist das dann meist wirklich auch da, wo altes Material neu verwurstet wurde. Auch die Produktion (Kerri Kelli war ja früher sogar mal Bandmitglied und ist bekanntlich ein fähiger Gitarrist) könnte besser sein.

Unterm Strich bleibt daher hier nur festzuhalten, dass angesichts der großspurigen Ankündigungen hier bei weitem nicht das geliefert wird, was man vorher versprochen hat. Es mag müßig sein, darüber zu spekulieren, ob man sich nicht mehr Mühe gegeben hat oder einfach nur das musikalische Pulver verschossen ist. Welche Band erfindet nach 30 Jahren das Rad schließlich noch neu? Wer sich jedoch explizit auf ein derart starkes Debüt bezieht und den Anschluss daran schaffen will, der darf nicht derart halbgar und unterm Strich uninspiriert agieren. So bleibt ein Album, bei dem Fans zwar sicher noch den ein oder anderen angenehmen Happen finden können, den jedoch vermutlich schon mal so oder so ähnlich gegessen haben, was einfach nur schade ist. PRETTY BOY FLOYD sollten sich vielleicht noch mal versuchen, auf die eigenen früheren Stärken zu besinnen und wirklich einen Nachfolger einspielen. Eventuell rächt es sich jedoch auch einfach nur, dass der gute Mr. Summers - ob nun aus Geld- oder Kreativitätsnot heraus - in der Vergangenheit wohl einen Großteil seines Songarchivs in der Demo-Form auf den Markt geworfen hat. Möglicherweise würde das Urteil hier nämlich deutlich milder ausfallen, wenn man eben nicht wüsste, was hier an alten Kamellen nochmals aufgewärmt wird. Fans dürfen sich daher mal daran versuchen, alle anderen Hörer werden hiermit jedoch sicherlich keine mehr werden. Denen sei dann doch in aller Deutlichkeit empfohlen, sich "Leather Boyz With Electric Toyz" anzuhören. "Public Enemies" ist leider Glam Metal mit massivem Haarausfall ohne Cowboyhut zum Verdecken geworden. Schade!

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. S.A.T.A.
02. Feel The Heat
03. High School Queen
04. Girls All Over The World
05. American Dream
06. We Can’t Bring Back Yesterday
07. We Got The Power
08. Do Ya Wanna Rock
09. Run For Your Life
10. Shock The World
11. Paint It On
12. 7 Minutes In Heaven
13. Star Chaser
14. So Young So Bad
Band Website: www.prettyboyfloydband.com
Medium: CD
Spieldauer: 43:38 Minuten
VÖ: 01.12.2017

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