Battle Beast - Bringer Of Pain

Review von Elvis vom 24.02.2017 (6824 mal gelesen)
Battle Beast - Bringer Of Pain Was macht eine Band, die ihre stimmlich mehr als beachtliche Frontfrau gleich nach dem furiosen Debütalbum kurzfristig verliert? Wenn sie Pech hat, nicht mehr viel Erfolgreiches, wenn sie Glück hat, findet sie wie BATTLE BEAST nach dem plötzlichen Abgang von Sängerin Nitte Valo 2012 eine solch beeindruckende neue Frontfrau wie Noora Louhimo. Die junge Finnin, die stimmlich viele Herren im Metalbereich auf die Plätze verweisen dürfte, veredelte gesanglich also das 2013 erschienene selbstbetitelte Album "Battle Beast" und auch den Nachfolger "Unholy Saviour" von 2015. Ist der Sängerinnen-Wechsel bei BATTLE BEAST geglückt? Absolut, und das, obwohl Nitte Valo die Messlatte schon beachtlich hoch gelegt hatte. Beide Alben mit ihr konnten meines Erachtens das hohe Niveau des Debüts ziemlich halten. Was BATTLE BEAST von vielen jungen Bands unterscheidet, ist - trotz großer Vorbilder wie ACCEPT, W.A.S.P., JUDAS PRIEST, U.D.O., MANOWAR oder IRON MAIDEN - der Faktor Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert. Neben der enorm kraftvollen Stimme von Noora war es nämlich insbesondere das gute Songwriting von Bandkopf Anton Kabanen. Der hatte immerhin auf allen drei bisherigen Alben alle Credits für das Songwriting. Ihm war dabei durchweg eine meist sehr eingängige Mischung aus tollen Melodien, großen Refrains, gesunder Härte, passend eingebauten Keyboards, ebenso klischeehaften und wie coolen Metal-Lyrics und einem ganz speziellen Cyber-Faktor gelungen, der BATTLE BEAST und ihren Sound zweifellos prägte und ein großer Teil des Erfolgs war, den die finnische Band bislang einheimsen konnte. Was macht nun eine Band, die bei wachsendem Erfolg wegen künstlerischer Differenzen ihren Bandkopf und alleinigen Songwriter rausschmeißt? Das gilt es nunmehr ebenfalls bei BATTLE BEAST herauszufinden, denn nach dem letzten Album warfen die übrigen Bandmitglieder Anton Kabanen (u.a. wohl wegen dem Wunsch nach eigenem Einfluss auf das Songwriting) aus der Band heraus.

Mittlerweile hat sich die Band um Joona Björkroth (den Bruder des Keyboarders) an der Gitarre wieder verstärkt und legt selbstbewusst ihr viertes Album "Bringer Of Pain" vor. Tja, kann das gut gehen? Immerhin wäre das so, als hätten MANOWAR irgendwann Joey DeMaio aus der Band gekegelt und ohne den Hauptsongwriter weitergemacht (ungeachtet dessen, dass viele noch heute den Songwriting-Einfluss von Ross The Boss nach dessen Abgang Ende der 80er für gewisse Schwächen verantwortlich machen). Tja, ob man es glaubt oder nicht, BATTLE BEAST ziehen sich nicht nur achtbar aus der Affäre, sondern sogar sehr gut! Die Songwriting-Credits auf "Bringer Of Pain" lauten einfach nur auf BATTLE BEAST, doch wer auch immer jeweils dafür im Einzelnen verantwortlich sein mag, er oder sie hat den Klang von BATTLE BEAST offenbar verstanden. "Bringer Of Pain" ist nämlich von Anfang bis Ende ein ziemliches Brett geworden, mit dem im Grunde alle Fans der drei bisherigen Alben mehr als nur glücklich werden müssten. 'Straight To The Heart' ist ein typischer BATTLE BEAST-Brecher zum Einstieg, der neben Härte und Melodie direkt zeigt, dass man nahtlos an den gewohnten Klang anschließen möchte. Auch der Titeltrack 'Bringer Of Pain' ist klassischer BATTLE BEAST-Stoff. Die Single 'King For A Day' wiederum ist massiv eingängig und ein echter Ohrwurm. Hier nehmen die Keyboards einen sehr prominenten Raum ein, vom Feeling her hätte der Song ansonsten auch prima auf das Debüt "Steel" gepasst. Das abwechslungsreiche 'Beyond The Burning Skies' gibt wieder ein bisschen mehr Gas im Refrain. 'Familiar Hell' ist ebenfalls sehr gefällig geworden, hat aber - die Zeichen einer Neigung zu Pop waren ja schon auf den letzten beiden Alben deutlich - einen echten 80er-Pop-Appeal von der Melodie her.

Allgemein fällt in der ersten Albenhälfte schon auf, dass Noora ebenso rau singen, schreien und kreischen kann, wie sie plötzlich auch wunderbar clean und süßlich zu singen vermag. Die Frau hat es definitiv drauf! 'Lost In Wars' packt relativ deutlich mal eine Spur Epik dazu, die so ein bisschen ungewohnt, aber dadurch nicht weniger gut ist. Tomi Joutsen von AMORPHIS hilft hier gesanglich auch ein bisschen aus und macht sich positiv bemerkbar. Eher in klassischem Gewand kommt dafür 'Bastard Son Of Odin', was mit herrlich käsigem Text und viel Ohrwurmpotential punkten kann. Das getragene 'We Will Fight' ist ein Midtempo-Stampfer, der mit erhabener Aggression daherkommt und auch überzeugt. Dagegen ist 'Dancing With The Beast' ein Track, der eventuell auf den einen oder anderen befremdlich wirken könnte. Schon auf "Unholy Saviour" war mit dem Quasi-80er-Popsong 'Touch In The Night' ein vergleichbarer Track dabei, weswegen mich dieser Song nicht überrascht. Herausgekommen ist ein wunderbar eingängiger 80er-Discotheken-Tanzstampfer, der mir sehr gut gefällt. Fehlt noch was? Ja, natürlich noch eine Ballade - und die gibt es zum Abschluss mit 'Far From Heaven'. Ein durchaus solider Song, wenn man Balladen mag, aber auch ein guter Rausschmiss nach knapp 40 Minuten. Auf der Digipack-Version des Albums gibt es mit 'God Of War', 'The Eclipse' und 'Rock Trash' noch drei Bonussongs, die leider nicht zur Rezension vorlagen. Nach dem, was man von Fans liest, sind die drei Titel aber offenbar ein guter Grund, zur Digipack-Version zu greifen. Das Cover passt in seiner Klischeehaftigkeit meines Erachtens übrigens auch wie die Faust aufs Auge und produktionstechnisch bekommt man eine ähnlich gute Produktion wie bei den bisherigen BATTLE BEAST-Alben.

Was macht nun eine aufstrebende Band ohne ihren alleinigen Songwriter? Im Fall BATTLE BEAST offenbar mit "Bringer Of Pain" an die bisherigen Werke sehr gut anknüpfen und ein weiteres tolles Album veröffentlichen. Der bekannte Vibe ist immer noch vorhanden, das Songwriting ist vielleicht an manchen Stellen ein bisschen gradliniger und ja, ich würde auch behaupten, dass der Pop-Appeal gestiegen ist und die Keyboards im Vergleich zu den metallischen Aspekten auch etwas mehr in den Vordergrund gerückt sind. Unterm Strich sind BATTLE BEAST aber immer noch BATTLE BEAST, und das auf eine ausgezeichnete Weise. Wer die Band bisher mochte, darf daher auch gerne zu "Bringer Of Pain" greifen, bereuen wird er oder sie es nicht. Man darf meines Erachtens gespannt sein, wohin die Zukunft BATTLE BEAST noch führt - mit nunmehr vier klasse Alben auf dem Kerbholz.


Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Straight To The Heart
02. Bringer Of Pain
03. King For A Day
04. Beyond The Burning Skies
05. Familiar Hell
06. Lost In Wars
07. Bastard Son Of Odin
08. We Will Fight
09. Dancing With The Beast
10. Far From Heaven
Band Website: www.facebook.com/battlebeastofficial
Medium: CD/LP
Spieldauer: 39:46 Minuten
VÖ: 17.02.2017

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