Interview mit Fredrik und Johan von Amon Amarth

Ein Interview von Souleraser vom 29.10.2002 (17352 mal gelesen)
Fredrik Andersson (drums) und Johan Hegg (vocals) standen mir in diesem Interview Rede und Antwort...

Während "The Crusher" sehr MidTempo-lastig und eher grooveorientiert schien, ist "Versus the world" ein ziemlich direkter Schlag in die Fresse, mit viel Energie und Speed gespielt. Warum habt ihr den Pfad verlassen, der schon auf "The Avenger" begann?

Fredrik: Ich weiß es nicht... die meisten Leute finden, dass "Versus" eher MidTempo-orientiert ist, als "The Crusher", aber ich schätze, dass das eine Frage des Standpunkts ist. Auf "The Crusher" war es unser Ziel uns auf die Dinge zu konzentrieren, die auf "The Avenger" gefehlt hatten und die signifikant auf "Once sent..." waren. Aber für "Versus..." haben wir einfach aufgehört, uns Sorgen darüber zu machen, was die Leute denken werden und es einfach so gemacht, wie wir wollten und es für gut hielten.

Seid ihr zufrieden mit "Versus the world"?

Fredrik: Ja, vollkommen. Natürlich gibts immer Sachen, von denen man denkt, dass man sie hätte besser machen können, aber unter den gegebenen Umständen war es, denke ich, das Beste was wir machen konnten.

Die meisten Lyrics wurden von Johan geschrieben, so wie ich das gelesen habe, ganz so wie es in der Vergangenheit war. Woher kommen die Ideen für diese Songs und wann werden sie geschrieben?

Johan: Meine Haupt-Inspirationsquelle ist die nordische Mythologie und alte Vikingerlegenden, aber ich kriege auch einiges an Inspiration aus anderen Büchern oder Filmen. Es ist sehr unterschiedlich. Ich schreibe auch Lyrics im Proberaum oder wenigstens kriege ich dort die Ideen und arbeite sie dann zu Hause aus, aber das ist auch jedesmal unterschiedlich.

Mir persönlich kommt es so vor, als hätten Amon Amarth die traditionellen Amon Amarth-Themen - die ja bekanntermaßen nordischen Mythen und die Vikinger behandelten - etwas verlassen. Die Lyrics auf "Versus the world" scheinen weniger konkret zu sein, sondern viel abstrakter. Ich finde sie auch sehr apokalyptisch. Seht ihr die Welt wirklich vor dem Ende? Oder liege ich total daneben?

Johan: Naja, Du liegst nicht total daneben, hast aber auch nicht wirklich recht. Die Lyrics sind viel apokalyptischer, das ist richtig, aber das liegt daran, dass das lyrische Grundkonzept dieses Albums das Ende der Welt in der nordischen Mythologie ist - Ragnarök. Wie Du siehst habe ich die grundlegenden Einflüsse nicht verlassen. Ich hab einfach nur meinen Stil, Lyrics zu schreiben, ein wenig weiterentwickelt. Für die Lyrics zu diesem Konzept hab ich verschiedene Teile des nordischen Mythos Ragnarök - Ereignisse wenn Du so willst - genommen und Texte darüber geschrieben. Alles aus verschiedenen Winkeln und Ansichten, um sie interessanter und abwechslungsreicher zu machen. Es gibt 2 Hauptgedanken hinter diesem Konzept. Zu allererst ist es natürlich insgesamt eine coole Geschichte, der andere Teil hat mit unserer Weiterentwicklung als Musiker und als Band zu tun. Wir haben die "alte Welt" hinter uns gelassen und eine neue Welt betreten, wo wir professioneller und konzentrierter in unserer Arbeit als Musiker sein müssen. Wir spürten diese Änderung bereits nach "The Crusher", aber mit diesem Album wurde das ganze noch offensichtlicher.

Hatte Peter Tägtgren noch den Mix auf allen vorherigen Alben (und sogar der 1995er-EP "Sorrow throughout the nine worlds") übernommen, heißt der Produzent von "Versus the World" nun plötzlich "Berno" und die Örtlichkeit "Berno Studios". Wer ist Berno und warum hat Peter das nicht mehr gemacht? Wart ihr mit seinen früheren Arbeiten nicht mehr zufrieden?

Fredrik: Berno ist ein cooler Typ und als wir zwischen verschiedenen Studios zu wählen hatten, erschien uns "Berno Studios" einfach wie die beste Wahl für uns. Natürlich sind wir zufrieden mit Peter und allem, was er für uns getan hat, aber durch seine Entscheidung, die Menge der Bands in seinem Studio einzuschränken, blieb uns keine andere Wahl als zu wechseln.

Das Line-Up ist ziemlich konstant seit 1999, also seit "The Avenger". Wie kommt ihr Jungs miteinander aus? Ist dieses Line-Up eventuell "für die Ewigkeit"?

Fredrik: Ich weiß, dass Olli mal in einem Interview gesagt hat, dass dies das endgültige Line-Up ist und wenn sich daran etwas ändern würde, dann wäre das möglicherweise das Ende von Amon Amarth. Ich für meinen Teil weiß nichts davon und ich möchte auch keine Weltuntergangsnachrichten verbreiten. Wir hatten unsere Schwierigkeiten und Streitigkeiten, aber wir haben es immer irgendwie auf die Reihe gekriegt, zusammen zu bleiben und hoffen, dass uns das noch eine ganze Weile gelingt.

Hat diese "Jeder kennt jeden"-Situation das Arbeiten leichter gemacht, was den kreativen Prozess und die Produktion anging?

Fredrik: Ja und nein. Sicher, wir wissen, wie wir arbeiten und als Menschen sind, aber vielleicht macht uns das auch weniger rücksichtsvoll gegeneinander so dass wir die Meinung der anderen einfach verwerfen anstatt sie uns anzuhören.

Wie ist die Arbeit verteilt? Johan schreibt normalerweise die meisten Texte, aber wer die Musik? Sind alle an der Entstehung irgendwie beteiligt?

Fredrik: Olli hat normalerweise die Idee für ein Riff, das er zeigt und welches wir eine zeitlang spielen um zu probieren, wie es klingt. Dann nehmen wir auf, was wir bis zu diesem Zeitpunkt haben, mit Improvisationen, und hören uns das ganze zu Hause an. Wenn es sich gut anhört, bleiben wir an der Sache dran und bauen einen ganzen Song darauf auf, mit der Hoffnung, dass uns irgendwelche Ideen kommen, während wir uns das Band anhören, falls wir nicht schon irgendwelche Gedanken dazu haben. Im Proberaum arbeiten wir zusammen und jeder hat eine Stimme. Es kommt oft vor, dass wir unterschiedlicher Meinung sind, aber dann entscheidet der stärkste Wille - oder die Mehrheit.

Wie lang haben die Aufnahmen, das Mixing usw. gedauert?

Fredrik: Wir haben am Mittwoch direkt nach Wacken damit angefangen und die letzten Vocals in der Woche nach dem Summerbreeze aufgenommen. [interessante Zeitrechnung :) - Anm. d. Red.] Das erste Mixing haben wir in der letzten Augustwoche gemacht, aber in der Woche darauf das ganze noch mal neu gemacht. Alles in allem denke ich war es ungefähr ein Monat, aber wir haben oft 10-14 Stunden pro Tag gearbeitet, so dass es sehr intensiv war.

Wird es eine zusätzliche Tour geben, um das neue Album zu promoten?

Fredrik: Aber sicher doch! Metal Blade arbeiten gerade daran, eine gute Tour für uns zu finden und ich hoffe, dass wir kommendes Frühjahr wieder losziehen können. Aber im Moment wissen wir leider noch gar nichts darüber...

Mittlerweile haben Amon Amarth einen Punkt erreicht, an dem sie selbst relativ bekannt sind und zugleich eine Messlatte für eine Menge Newcomer. Aber welche Musik hören denn Amon Amarth? Sind andere Bands immer noch eine solche Inspiration, wie sie das zu Zeiten von "Sorrow throughout the nine worlds" waren?

Fredrik: Verdammt, ja, ich hör mir ne Menge Musik und verschiedene Bands an. Ich weiß, dass wir alle eine Phase nach den Aufnahmen zu "Versus" hatten, als keiner wirklich Lust hatte, sich irgendwas anzuhören. Aber ich denke, dass das normal ist. Aber mittlerweile hab ich immerhin wieder angefangen, Musik zu hören. Jede Art von Musik kann inspirierend sein, es muss kein Metal sein, auch wenn Metal das ist, was ich mir hauptsächlich anhöre.

Ihr habt eine Menge Konzerte und Festivals dieses Jahr gespielt. Welches war am besten, welches am schlimmsten?

Fredrik: Wacken war die beste Show bisher! Es war verblüffend, so viele Fans so früh am Tag zu sehen (wir spielten gegen 12 Uhr) und es war ein großartiges Festival, bei dem wir einige große Partys gefeiert haben! Unsere schlechteste Show... Ich denke mal, dass das eine Show in der Schweiz war, auf der diesjährigen Tour, bei der wir Headliner waren. Wir waren absolut uninspiriert und gelangweilt und es hat in dieser Nacht unglücklicherweise auch keinen Spaß gemacht zu spielen.

Hat euch das Touren gefallen und das viele live spielen oder war das einfach zu anstrengend?

Fredrik: Zum damaligen Zeitpunkt hat das Spaß gemacht, aber für uns war es zu viel Arbeit, zwei volle Touren zu spielen und gleichzeitig Songs für das neue Album zu schreiben, wie wir hinterher feststellten. Aber wir haben durchgehalten, bis die Aufnahmen beendet waren und haben seitdem eine probenfreie Pause, so dass wir jetzt fit für den Kampf und bereit sind, die Welt zu erobern.

Was macht ihr Jungs, wenn ihr nicht gerade großartigen Metal spielt?

Fredrik: Bier trinken und großartigen Metal hören! :-) Ehrlich gesagt ist da nicht so viel Zeit übrig für anderen Kram. Wir haben alle reguläre Jobs und 2-3 Proben pro Woche. Einige von uns haben eine Familie oder ein Hobby. Ich persönlich verbringe viel Zeit im Fitnesscenter und hatte einen richtig erfolgreichen Herbst, seit wir frei von der Band haben...

Danke für Eure Geduld. Ich wünsch' euch viel Erfolg für "Versus the world" und hoffe sehr, euch Jungs nächstes Jahr auf einer Tour zu sehen...

Fredrik: Danke für das Interview! Für weitere Infos und die neuesten Neuigkeit besucht unsere Homepage! [siehe Info auf dieser Seite - Anm. d. Red.] Prost!

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